Pfarrer Gerhard Neudecker wirbt beim Kolping-Bezirkstag in Geislingen für Demokratie. Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Kolping-Bezirkstag: Pfarrer Neudecker nennt Herausforderungen

Geislingen. Der Bezirkstag des Kolping-Verbands Zollernalb hat in Geislingen mit einer Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Ulrich begonnen. Pfarrer Gerhard Neudecker erinnerte dabei an die guten Taten des heiligen Martin von Tours. Im Gemeindesaal gab es danach Begegnungen bei Kaffee und Kuchen.

Neudecker, der seit 2013 das Kommissariat der katholischen Bischöfe in Stuttgart leitet, erinnerte an das gemeinsame Wort der Deutschen Bischofskonferenz und des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, "Vertrauen in die Demokratie stärken". Das Thema sei ganz aktuell: "Die Demokratie ist gefährdet und alles andere als selbstverständlich", sagte der Bezirksvorsitzende des Kolping-Bezirksverbands, Hubert Gulde. "Die Bundesrepublik Deutschland weiß über die Unruhen der 1968er-Jahre hinaus um die Bedrohung von Frieden, Demokratie und der Herrschaft des Rechts durch die linksradikale Rote-Armee-Fraktion, durch den Nationalsozialistischen Untergrund und in der Gegenwart durch organisierte Gruppen der beiden extremen Lager sowie den militanten Islamismus", erklärte Neudecker die Intention dieser gemeinsamen Stellungnahme.

Aus Sicht der Kirchen würden in Deutschland populistische Positionen zwar noch nicht die Debatte dominieren, aber die Demokratie stehe vor großen Herausforderungen. Gründe dafür seien die Verunsicherung bezüglich der Globalisierung, die zunehmende Unzufriedenheit mit den sozio-ökonomischen Verhältnissen, Irritationen und Ängste bei manchen Bürgern durch Flüchtlinge und Migranten sowie das Fortschreiten der Digitalisierung.

Die Kirche halte an den Prinzipien fest, dass die Demokratie geordnete Vielfalt unterschiedlicher Ansichten und Interessen sei und engagierte Bürger brauche, die bereit seien, für politische Ämter zu kandidieren. Der soziale Ausgleich sei wichtig, Globalisierung gelte es zu ordnen, Ungleichheit zu begrenzen, Zugehörigkeit und Integration zu gestalten und den digitalen Wandel als Chance zu nutzen. Als "Vertrauenskrise" bezeichnete Neudecker die jüngste Wahl in Thüringen.

Angesichts der vielen Nichtwähler wünscht er sich eine "Öffnung der Politik und der Zivilgesellschaft für die Lebens- und Erfahrungswelt der Politikverdrossenen". Die weit verbreitete Meinung, dass sich das Land in West und Ost, Alt und Jung, Links und Rechts spalte, werde dieses langfristig nicht weiterbringen.

Im Anschluss an das Referat des gebürtigen Balinger fand eine Diskussion zum gemeinsamen Wort statt.