Bianca Schuler ist nicht nur aktive Feuerwehrfrau, sondern auch eine treibende Kraft in der Jugendarbeit. Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimliche Helfer (9): Bianca Schuler leitet die Geislinger Jugendfeuerwehr / Ansprechpartnerin für Schulen und Kindergärten

Von Wolf-Ulrich Schnurr

 

Geislingen. Wenn es in Binsdorf, Erlaheim oder Geislingen brennt, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der anrückenden Einsatzkräfte Bianca Schulers Ausbildung durchlaufen hat. Sie leitet seit 2005 die Jugendabteilung der Feuerwehr.

Bianca Schuler ist selbst aktive Feuerwehrfrau. Von ihren jüngeren Kameraden hat sie grob geschätzt 20 ausgebildet.

Hat frau es bei der Feuerwehr leichter? Das glaubt Bianca Schuler nicht: "Man kann da keinen Unterschied machen. Das Leistungsniveau ist gleich. Wenn ich das als Frau nicht schaffe, bestehe ich die Prüfungen nicht." Und das gelte auch für Mädchen in der Jugendfeuerwehr.

Als die heute 33-Jährige 1993 zum ersten Mal zum Übungsabend kam, war sie erst das vierte Mädchen in der 1988 gegründeten Jugendwehr. Eher aus Zufall machte sie dort mit – weil schon einige aus ihrem Freundeskreis beigetreten waren.

Doch sie bleib dabei: 1998 wurde sie in die Einsatzabteilung aufgenommen. Zwei Jahre später übernahm sie das Amt der stellvertretenden Jugendleiterin. Seit 2005 ist sie federführend für den Nachwuchs der freiwilligen Retter verantwortlich. Sie beschreibt ihre Tätigkeit als "Arbeit mit den Machern von morgen".

Ihre Motivation? "Ich will mein Wissen weitergeben." Das ist eine Menge, denn bis auf den Lkw-Führerschein hat sie alle Qualifikationen erworben, die ein Geislinger Feuerwehrmann üblicherweise haben kann.

Die jungen Kameraden lernen beispielsweise, was es beim Lösch- und Umwelteinsatz oder im Fall technischer Hilfe zu beachten gibt, wie Unfälle verhütet werden und wie die verschiedenen Fahrzeuge ausgerüstet sind. Die Brandbekämpfung und das Funken werden ebenso geübt wie theoretisches Wissen über die Aufgaben der Feuerwehr. Das alles unterrichtet Bianca Schuler mit Unterstützung des siebenköpfigen Betreuerteams – "alleine könnte ich das nicht leisten".

Sie wolle dazu beitragen, dass die jungen Abteilungsmitglieder nicht nur feuerwehrtechnisch fit, sondern auch glücklich sind: "Das Schlimmste ist für mich, wenn Jugendliche ohne sinnvolle Aufgabe auf der Straße herumsitzen." Zum Lernpensum gehören daher nicht nur nüchterne Fakten, sondern auch "soft skills" – früher hätte man "Tugenden" gesagt: respektvoller Umgang miteinander, Teamgeist, Zusammenhalt und das Beachten von Regeln.

"Jugendarbeit ist in Geislingen eine leichte Aufgabe"

"Es ist eine leichte Aufgabe, in Geislingen Jugendarbeit zu machen", findet Schuler und lobt die Unterstützung durch die Abteilungskommandanten. Die Unterstützung des Nachwuchses habe allgemein einen hohen Stellenwert.

Neben der Jugendabteilung ist Bianca Schuler auch für die Lehrer und Erzieherinnen Geislingens eine wichtige Ansprechpartnerin: "Wir gehören der Öffentlichkeit", findet sie. "Ich will zeigen, dass wir bei der Feuerwehr ›zum Anfassen‹ sind, nichts Besonderes oder Heiliges."

Seit ungefähr zwei Jahren bietet sie Präventionskurse für die Mitarbeiterinnen der Kindergärten an. Gemeinsam überlegt man vor Ort, wie diese mit den Kindern den Brandfall üben können, schaut nach geeigneten Sammelpunkten oder bestimmt Plätze, wo die Kleinen den Löschkräften am wenigsten im Weg stehen würden. Ihr Ziel sei, Vertrauen zu schaffen, sagt Schuler, etwa zu den mit ihrer Maske unheimlich anzuschauenden Atemschutzträgern. Kinder sollen keine Angst bekommen, wenn ein voll ausgerüsteter Feuerwehrmann in den verrauchten Raum kommt, um sie zu retten.

Deshalb kommen schon Kindergartenkinder, spätestens aber die Drittklässler beim Unterrichtsthema "Feuer" ins Gerätehaus, dürfen sich alles anschauen und Fragen stellen. Außerdem lernen die Schulkinder, wie Feuer entsteht oder ein Notruf abgesetzt werden sollte. Diese "Fortbildungen" organisiert Bianca Schuler gemeinsam mit Kommandant Hans Schenk und den Kameraden der Einsatzabteilung.

Klar, dass die Vorstellung von Gerätschaften und Autos der Wehr ebenso wie die Beteiligung an den Ferienspielen auch ein bisschen Mitgliederwerbung ist. An Interesse mangelt es nie: "Kinder finden erstmal alles spannend." Die Kindergartengänger fragten ihr oft geradezu Löcher in den Bauch, bei den Älteren sei das Anfassen, Ausprobieren und Erleben wichtiger. Doch selbst begleitende Erwachsene hätten immer wieder "Aha-Erlebnisse"; bei den Führungen im Gerätehaus erfahren diese oft Dinge, die man sonst nicht sieht.

Jedes Jahr stellt Bianca Schuler drei bis vier Mal die Feuerwehr in den Kindergärten vor. Hinzu kommen Besuche von drei Klassen aus den beiden Grundschulen. Nicht zu vergessen sind die Präventionskurse. Den größten Aufwand erfordert aber die Jugendwehr: Vergangenes Jahr standen allein 20 Übungsabende auf dem Programm.

So viel, wie sie rund um die Feuerwehr macht, könnte man meinen, dass das ihr Hauptberuf sei, bestätigt Schuler lachend. Tatsächlich ist sie aber "nebenbei" noch Verwaltungsangestellte im städtischen Bauamt und Mutter eines siebenjährigen Sohns.

Soll Linus auch mal in die Jugendwehr? "Wenn er es selbst will – ich werde ihn nicht dazu drängen." Das Interesse ihres Sprösslings schwanke von Tag zu Tag. "Uncool" sei für ihn halt, dass seine Mutter so oft bei der Feuerwehr sei.