Den Stuhl im Amtszimmer des Rathauses will Oliver Schmid nicht räumen. Er wird im Herbst um das Vertrauen der wahlberechtigten Einwohner für eine zweite Amtszeit werben. Foto: Schnurr

Geislinger Amtsinhaber kandidiert im Herbst erneut als Bürgermeister. 5000 Wahlberechtigte entscheiden.

Geislingen - Oliver Schmid will Geislinger Bürgermeister bleiben. Kurz vor seinem 43. Geburtstag hat er gestern im Rahmen des Neujahrsempfangs öffentlich bekannt gegeben, sich im Herbst für eine zweite Amtszeit zu bewerben.

Bereits seit Monaten hätten ihn immer wieder Bürger – und auch der Schwarzwälder Bote – gefragt, ob er nach Ablauf der ersten Amtszeit erneut kandidieren wolle, berichtete Schmid zuvor in einem Pressegespräch. Über die Weihnachtsfeiertage habe er sich deshalb konkret Gedanken darüber gemacht. Das Ergebnis dieser Überlegungen: Ja, er will.Wichtig sei ihm dabei, dass seine Familie diese Entscheidung mittrage. 

Ehefrau Birgitta sowie die Kinder Anna (10) und David (6) müssten schließlich damit umgehen, dass er rund um die Uhr für die Geislinger ansprechbar sein will: Im Bürgermeisteramt gehe man auf – "da muss die Familie mitziehen".Das tut sie, und dazu hat sicher beigetragen, dass der Umzug 2011 von Mössingen nach Geislingen die richtige Entscheidung gewesen sei: "Wir fühlen uns hier sehr wohl", sagt Oliver Schmid. Zwar werde man bekanntlich erst ab der dritten Generation "richtiger" Geislinger, aber die Kinder empfänden sich bereits als solche und seien fest ins Vereinsleben eingebunden.

Er habe in seinem Amt viele positive Ereignisse erlebt, "enorm viele schöne Momente". Etwa wenn Kinder von Konzepten und Maßnahmen profitierten, die der Gemeinderat beschlossen hat: "Das sind kleine Inseln der Freude. Da sieht man, dass sich das Engagement gelohnt hat."

Im Rückblick sei seine zuende gehende erste Amtszeit gefühlt schnell verstrichen und produktiv gewesen: "Wir haben enorm geschafft", sagt Schmid über die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. Dass die gut und konstruktiv verlief, habe ihm die Entscheidung zur zweiten Kandidatur erleichtert.Drei Hauptthemen nennt Schmid für seine Motivation, Bürgermeister bleiben zu wollen.

Zukunft im Blick behalten

An diesen will er weiterarbeiten, falls er wiedergewählt wird. Da ist erstens das Ziel, die Lebenslage von Geislinger Kindern und Familien zu verbessern. Man habe da  in der Stadt in den vergangenen Jahren einiges erreicht: Ausbau der Kleinkindbetreuung, soziales Netzwerk GEBs oder die Einrichtung der Gemeinschaftsschule. Letzteres sei "einer der größten Erfolge mit Blick auf unsere Stadt. Das wird sich vielleicht erst in den kommenden Jahren in vollem Umfang zeigen".

Zum Zweiten sei es ihm bereits bisher ein Anliegen gewesen, Bürgerschaft und Vereinen mehr Gehör zu verschaffen, was die Zukunft der Stadt betrifft. Schmid nennt Bürgerdialoge und -versammlungen sowie zahllose persönliche Gespräche in den vergangenen siebeneinviertel Jahren als Beleg. Dass  die Möglichkeit, ihn direkt zu erreichen, bei den Bürgern gut ankomme, zeigten viele positive Rückmeldungen.

Daher darf man den Schriftzug "Schultheiss" über der Tür zu seinem Amtszimmer im ersten Stock des Rathauses mit einer Prise Ironie lesen. "Ich sehe mich als Bürger-Bürgermeister", erklärt Geislingens  Verwaltungschef. Er versteht sich also  nicht als Beamter der Obrigkeit, wie es der historische Schultheiß war, sondern als Partner der in der Stadt Wohnenden.

Als drittes Arbeitsfeld nennt er den Ausbau der städtischen Infrastruktur. Schnelles Internet, Gebäude- und Straßensanierungen sowie Neubauten gehören für ihn dazu. Außerdem habe man in die Ausstattung der Feuerwehr und damit in die Sicherheit der Bürger grundsätzlich mehr investiert als der Bedarfsplan vorgesehen habe.

Über diese Leitthemen und auch über die Stadt hinaus sieht der Geislinger Amtsinhaber drei große Aufgaben, die kommunales Handeln weiterhin bestimmen würden: demografischer und Strukturwandel sowie Klima- und Umweltschutz.

In allen drei Bereichen ist die "Sonnenstadt" bereits aktiv geworden.Oliver Schmid ist seit  1. November 2007 Geislinger Bürgermeister. Davor hatte er sich im ersten Wahlgang mit 66,6 Prozent der Stimmen gegen zwei Mitbewerber durch gesetzt.

Knapp 5000 Wahlberechtige werden im September oder Oktober darüber entscheiden, ob Schmid eine zweite Amtszeit erhält. Den genauen Termin dafür setzt der noch zu bildende Gemeindewahlausschuss im Frühjahr  fest.Die Stelle des Geislinger Bürgermeisters wird im Juli im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg ausgeschrieben. Ab dem Tag danach kann Oliver Schmid seine Bewerbung einreichen – ebenso wie jeder andere Bewerber, der formell wählbar ist.