Experten haben sich ein Bild vom Bauzustand des ehemaligen Klosters Binsdorf gemacht. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Experten vom Bischöflichen Bauamt und Denkmalpflege besichtigen Anlage / Neue Erkenntnisse gewonnen

Experten vom Bischöflichen Bauamt Rottenburg und vom Landesamt für Denkmalpflege haben das Binsdorfer Gemeindehaus St. Markus – das ehemalige Kloster – unter die Lupe genommen.

Geislingen-Binsdorf. An Ort und Stelle wurden die einzelnen Gutachten präsentiert, die im Vorfeld der Sanierung angefertigt worden waren. Die Fülle an neuen Erkenntnissen und Befunden ist enorm, manches Detail muss in einem neuen Licht gesehen werden. Die Architekten Timo Raible und Ralf Schneider vom Bischöflichen Bauamt Rottenburg führten in die Thematik ein und leiteten die Präsentation, die primär zur Information an das Landesamt für Denkmalpflege diente. Letzteres war durch Iris Fromm-Kaupp aus Tübingen und Petra Martin als Spezialistin für Gartendenkmalpflege aus Esslingen vertreten.

Auf großes Interesse stieß die Erkenntnis, dass tatsächlich eines der einst drei Stadttore von Binsdorf noch im Kloster erhalten ist, aber im Zuge der Platzneugestaltung nicht als solches erkannt wurde. Die Rampe, die in eine erst 1963 entstandene Garage führte, ist viele Jahrhunderte alt. Sie erschloss das historische "Klostertor", ein nur fußläufig erschlossenes Stadttor, das in die Kernstadt mit den talseitigen Gärten und Äckern führte. Abgesehen von der zugeschütteten Rampe und der veränderten ehemaligen Toröffnung zum Platz ist diese Gesamtanlage noch vollständig erhalten.

Die Schadensbilder am Gebäude sind laut Ralf Schneider gravierender als bislang angenommen.

Umfangreiche Schäden gebe es an der Dachkonstruktion und den Deckenbalken über dem Erdgeschoss. Ebenfalls stark beschädigt seien die steinernen Fenstergewände. Bedingt durch einen stark zementhaltigen Putz, der in den 1960er-Jahren aufgebracht worden sei, erfolge der Feuchtigkeitstransport über die offenporigen steinernen Fenstergewände, die dann im Winter einfrieren und schollenweise abplatzen könnten. Im Conventssaal wird momentan eine Musterfläche freigelegt und restauriert, um exakte Aussagen über den Zustand von Putzflächen und Stuckaturen machen zu können. Das Ergebnis ist nach Meinung der Architekten "phänomenal" und lässt ahnen, welche Schönheit vorhanden war oder wieder entstehen könnte.

Eine Vielzahl von historischen Türen dokumentiert die Baugeschichte seit 1685 bis in die jüngere Gegenwart. Zudem gibt es hölzerne Ausstattungselemente, die es laut Schneider wieder zu beleben gilt.

Ein Juwel der außergewöhnlichen Art ist der noch fast vollständig erhaltene barocke Garten, der von Landschaftsarchitektin Isabel David untersucht wurde. Es handelt sich um einen Terrassengarten mit Gartenparterre, das als Kräutergarten fungierte. Ein 1928 erneuerter Gartenpavillon nimmt den Standort seines barocken Vorgängers ein, von dem noch die grün glasierten Dachziegel erhalten sind. Viele Ausstattungsdetails des Gesamtgartens sind noch vorhanden.

Die Gutachten beschreiben die baulichen Mängel und Missstände und dienen nun als Basis für die weitere Planung und Kostenberechnung. Die fertige Planung wird zunächst im Kirchengemeinderat beraten und idealerweise beschlossen. Weiterhin gilt es, Zuschussanträge beim Landesdenkmalamt und der Denkmalstiftung zu stellen. Es ist vorgesehen, nach der Behandlung im Kirchengemeinderat die Öffentlichkeit ausführlich zu informieren.