Diese Kreuzung in der Geislinger Ortsdurchfahrt soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Die Denkmalpflege ist alarmiert.Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Geislinger Rat entscheidet über Lärmaktionsplan / Archäologen vermuten mittelalterliche Überreste an der Kirche

Der Geislinger Gemeinderat will den Lärmaktionsplan in seiner Sitzung am Mittwoch, 16. Juni, als Satzung beschließen. Hauptmaßnahme ist Tempo 30 in der gesamten Ortsdurchfahrt. Doch es werden Bedenken erhoben.

Geislingen. Daten belegen es: Die Anwohner an der L 415 im Stadtgebiet Geislingen sind stark von Verkehrslärm betroffen. Deshalb hat die Stadt wie andere Kommunen nach der Datenerhebung einen Aktionsplan ausarbeiten lassen, um die Belastung einzugrenzen.

Einfach und ohne große Kosten umzusetzen wäre eine Beschränkung der Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt von Balingen her bis zum Kreisverkehr in Richtung Rosenfeld. Der Gemeinderat und Bürgermeister Oliver Schmid hatten in der November-Sitzung auch weitergreifende Ideen auf den Tisch gebracht wie einen Kreisverkehr bei der Kirche St. Ulrich, die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt, lärmmindernden Straßenbelag oder die Realisierung der lange gewünschten Umgehungsstraße.

Tempo 30 würde nach Angaben des Ludwigsburger Planungsbüros BS Ingenieure nicht nur die Lärmbelastung senken, sondern auch Abgase mindern und die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer, der Fußgänger und Radfahrer, erhöhen.

Eine Ortsumgehung würde dazu führen, dass weniger Fahrzeuge die Geislinger Stadtmitte passieren. Auch ein Kreisverkehr wird von den Experten günstig beurteilt. Denkbar wären auch noch bezuschusste Lärmschutzfenster an einzelnen betroffenen Gebäuden entlang der Durchfahrt.

RP sieht kleinen Kreisverkehr als kritisch an

Das Büro BS Ingenieure schlägt außerdem vor, stationäre "Blitzer" aufzustellen oder mobile Tempomessanlagen mit Displays einzusetzen. Das Regierungspräsidium Tübingen sieht einen "kleinen" Kreisverkehr mit 25 Metern Durchmesser an Vorstadt-, Damm- und Schlossstraße kritisch. Die Behörde beurteilt auch die Tempo-30-Strecke als zu lang, da stellenweise zu wenig Gebäude betroffen seien. Die Stadt wiederum verweist auf schützenswerte Häuser an der Rosenfelder Straße, die von hohen Lärmpegeln betroffen seien.

Das Landesamt für Denkmalpflege sieht im Bereich der Ulrichskirche denkmalschützerische Belange tangiert. Für einen Kreisverkehr dort bedürfe es einer denkmalschutzrechtlichen Genehmigung, da genau dort eine "archäologische Verdachtsfläche" mit möglichen Resten einer mittelalterlichen Siedlung und das katholische Pfarrhaus mit dem ehemaligen Friedhof lägen. Bodenerkundungen seien grundsätzlich nötig.

Der Gemeinderat soll sich mit diesen Anregungen und Bedenken der Behörden beschäftigen – von Seiten der Bürger sind keine eingegangen – und nach dem Satzungsbeschluss die notwendigen Maßnahmen einleiten.