Symbolfoto: Zinken Foto: Schwarzwälder-Bote

Bedingt einsatzbereit: Abteilung Binsdorf auf der Suche nach neuen Atemschutzträgern

Von Wolf-Ulrich Schnurr

"Mit sechs bis acht Atemschutzträgern geht es einfach nicht", stellt Hans Schenk klar, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Geislingen. Die Einsatzbereitschaft der Binsdorfer Abteilung ist gefährdet.

Geislingen-Binsdorf. "Atemschutzträger kann man nie genug haben", sagt Hans Schenk. Bei der Binsdorfer Abteilung stehen vier Atemschutzgeräte zur Verfügung. Zwölf bis 16 an diesen ausgebildete und einsatztaugliche Feuerwehrleute wären aus Sicht des Geislinger Kommandanten ideal.

Doch nachdem acht Binsdorfer Feuerwehrleute nicht mehr an den erforderlichen, regelmäßigen Leistungstest teilgenommen haben, darf nur noch eine Handvoll Aktiver Maske und Luftflasche anlegen. Nicht alle aus dieser kleinen Gruppe arbeiten im Ort. Deshalb ist die Binsdorfer Abteilung laut Schenk tagsüber derzeit nur bedingt einsatzbereit.

Bei jedem Einsatz im Gebäude: Schutz vor giftigen Gasen

Warum ist der Atemschutz überhaupt so wichtig? Bei grundsätzlich jedem Einsatz im Gebäude, dem sogenannten "Innenangriff", muss das Gerät angelegt werden. Es schützt die Wehrleute beispielsweise gegen die Wirkung von Rauchgasen. Außerdem wird es bei Fahrzeugbränden oder bei Unfällen mit auslaufenden Chemikalien angelegt, schlichtweg immer dann, wenn die Gefahr besteht, dass giftige Dämpfe oder Gase in der Luft sind. Die Feuerwehrleute rücken grundsätzlich in Zwei-Mann-Trupps vor – idealerweise bestehend aus einem erfahrenen und einem jungen Wehrmitglied. Unter Atemschutz geben ihnen die Behälter auf ihren Rücken je nach Anstrengung eine Einsatzzeit von 30 bis 40 Minuten.

Sowohl körperlich als auch psychisch ist das Löschen unter Atemschutz eine enorme Belastung: Zum einen wegen der bis zu 40 Kilogramm Gewicht, die Feuerwehrleute in Form ihrer persönlichen Schutzausrüstung mit sich tragen; Atemschutzmaske und Druckluftflasche wiegen zusammen rund 13 Kilogramm. Zum anderen wegen der eingeschränkten Sicht durch die Maske, Rauch und womöglich Dunkelheit, den Lärm und die Ungewissheit, was einen im Gebäude erwartet: "Das ist kein Spiel", untermauert Schenk mit Hinweis auf im Einsatz gestorbene Feuerwehrleute, wie etwa 2005 in Tübingen. Eine solide Ausbildung und vorausschauende Einssatztaktik seien beste Grundlagen dafür, heil wieder herauszukommen.

Seine Aufgabe sieht er nicht zuletzt darin, bei der Auswahl und Ausbildung der Atemschutzträger besonders sorgsam zu sein: Der Kommandant spricht mit jungen Feuerwehrleuten, die in den aktiven Dienst kommen, schickt sie bei Interesse und Erfüllung der Anforderungen (siehe "Ausbildung und Technik") zur Atemschutzausbildung, und dann geht es im Ernstfall in den Einsatz.

Ein wichtiger Aspekt ist laut Schenk auch die Eigenverantwortung: Wer nicht sicher sei, dass er den Einsatz körperlich und seelisch bewältige, solle den Atemschutz nicht anlegen. Im Einsatz gelte letztlich die einfache Regel: Wer im Löschfahrzeug auf einem Platz für Atemschutzträger sitzt, übernimmt diese Verantwortung.

Die Anforderungen haben sich nicht wesentlich geändert

An den Anforderungen habe sich seit Anfang der 1970er-Jahre nichts Wesentliches geändert, sagt der Geislinger Kommandant. In der Summe müsse gut ausgebildetes Personal bereitstehen und den Einsatz bewältigen können: "Die Bürger haben ein Recht auf Sicherheit, und wir als Feuerwehr die Pflicht, dafür zu sorgen."

Kleinere Brände im Ort sollte die jeweilige Abteilung eigenständig löschen können. Das steht aufgrund der momentanen Situation in Binsdorf in Frage.

Schenk sieht sich als Kommandanten in der Pflicht, diese personelle Herausforderung zu lösen. Es gelte, immer maximale Bereitschaft zu haben. "Denn unsere Einsätze sind nicht planbar."

Er äußert sich zuversichtlich, dass das gelingen werde: Mehrere der Binsdorfer Feuerwehrleute hätten sich inzwischen dazu bereit erklärt, die erforderliche betriebsärztliche Untersuchung sowie die Gewöhnungsübung zu absolvieren und damit wieder als Atemschutzträger bereitzustehen.

Außerdem sei die Jugendabteilung der Geislinger Feuerwehr gut aufgestellt. "Es gibt daher die Perspektive, dass die Situation sich bessert." Zwei bis drei junge Binsdorfer könnten in absehbarer Zeit in den aktiven Dienste treten.

Bis sich die Atemschutzsituation wieder normalisiert, sollen die Geislinger und Erlaheimer Kameraden den Binsdorfern unter die Arme zu greifen: "Wir sind eine Feuerwehr – wir helfen uns, bis die Situation wieder zufriedenstellend ist", betont Kommandant Schenk.