Rauhnächte: Sigrid Maute und Regina Merz erinnern an altes Brauchtum
Geislingen-Erlaheim. Mit der uralten Kunst des Erzählens und des Räucherns haben die Märchenerzählerin Sigrid Maute und die Kräuterkundlerin Regina Nerz die Zuhörer in der Kulturscheune in die Rauhnächte geführt. Die zwölf Nächte "zwischen den Jahren", vom 25. Dezember bis zum 6. Januar werden von Ritualen, Weissagungen und Bräuchen begleitet.
Diese sind teilweise Jahrhunderte alt. Damals gab es kein elektrisches Licht, so dass die Dunkelheit viel gravierender erlebt wurde als heute. Nach altem Volksglauben haben Geister in diesen Nächten "Ausgang".
Wer war Frau Holle, wer waren die Wilde Jagd und die anderen Geister, die diese Tage früher so furchterregend scheinen ließen? Im Alpenraum gibt es heute noch die Tradition der Perchtenläufe.
Mit Rauch und Böllern gegen "böse Geister"
Auch der Brauch, an Silvester mit Böllerschüssen Lärm zu erzeugen, geht auf diese alte Zeit zurück. So wurden die bösen Geister vertrieben, und es sollte Glück im neuen Jahr bringen.
Die Rauhnächte der Vergangenheit waren auch Wegweiser für das Kommende. Noch heute ist das Bleigießen an Silvester vielerorts beliebt, um einen vermeintlichen Blick in die Zukunft zu werfen.
Ihren Namen haben die Rauhnächte vermutlich vom Brauch, zu dieser Zeit Stall und Wohnräume mit Räucherwaren zu desinfizieren. Räuchern war ein sehr wichtiges Ritual. Häufig wurden Salbei, Holunderrinde, Fichtenharz, Beifuß, Johanniskraut, Engelwurz, Lavendel und Wachholder verwendet.
Es gibt verschiedene Arten der Räucherung, so Regina Nerz: Eine Schutzräucherung, eine Orakelräucherung und eine Weiheräucherung. Letztere stehe für Harmonie, Liebe und gute Energie. Nerz demonstrierte dies, und bald durchzog die Scheune ein wohlriechender Kräuterduft.
Neugierig und gespannt folgten die Zuhörer dann den Märchen von Sigrid Maute, welche diese mit ihrer wunderbaren Erzählstimme vortrug. Die Geschichten waren mal gruselig und dann auch wieder heiter und zum herzhaften Lachen.
Maute und Nerz, die Erzählkünstlerin und die Kräuterfachfrau, ergänzten sich perfekt in ihren Vorträgen. Das Publikum nahm mit nach Hause, in diesem Jahr die Zeit der Rauhnächte ganz bewusst, langsam und mit viel Aufmerksamkeit zu begehen.