Ein Bild aus besseren Tagen: 2019 werden die Erlaheimer Hexsauter wahrscheinlich nicht bei Umzügen zu sehen sein. Foto: Archivfoto: Meschkan

Fehlbetrag von 18.500 Euro. Vorsitzender abgewählt. Keine Entlastung. Einnahmen nicht korrekt verbucht.

Geislingen-Erlaheim - Der Start in die neue Fasnet ist der Narrenzunft Erlaheim gründlich misslungen: In der Hauptversammlung am 30. November haben die Mitglieder dem Vorsitzenden und kommissarischen Kassierer die Entlastung verweigert.

Die Kassenprüfer hatten bei drei Terminen vor der Sitzung einen Fehlbetrag von 18.500 Euro festgestellt. Dieses Geld hätte laut den Büchern in der Barkasse sein müssen. Einnahmen von Showtänzen und anderen Fasnetsveranstaltungen waren aber nicht korrekt verbucht worden. Darüber berichteten sie den Mitgliedern, die dem Vorstand daraufhin das Vertrauen entzogen.

Der Vorsitzende Michael Schluck, der 22 Jahre lang an der Spitze der Zunft gestanden hat, wurde abgewählt. Sein Amt übt jetzt sein bisheriger Stellvertreter Matthias Zirkel kommissarisch bis zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in den nächsten sechs Wochen aus.

Ob Festumzug und Ortsfasnet stattfinden können, ist unklar

Auf dessen Schultern ruht damit im Moment die gesamte Last der Sorge um die Zukunft des Vereins. Als alleinig verbliebener Verantwortlicher hat er den eigentlich für 19. Januar geplanten, 23. Erlaheimer Showtanz-Wettbewerb abgesagt; ob Festumzug und Ortsfasnet stattfinden können, ist derzeit unklar.

Der genaue Termin für die außerordentliche Versammlung steht zwar noch nicht 100-prozentig fest. Klar ist: Es müssen dabei ein neuer Vorsitzender, ein Kassierer und genügend Ausschussmitglieder gefunden werden; andernfalls werden die Erlaheimer Ortsfasnet 2019 definitiv ausfallen und die Hexsauter auch andernorts nicht in Erscheinung treten: "Alleine kann ich ja nicht auf Umzüge gehen", hält Zirkel fest.

Wie es bei dem 1967 gegründeten Verein nun weitergeht, ist also im Moment ungewiss. Falls kein neuer Vorstand gebildet werden kann, steht die Existenz der Narrenzunft insgesamt in Frage. Deshalb hofft Zirkel bei der geplanten Versammlung auf die Erlaheimer: "Die Mitglieder sind in der Pflicht."

Denn es gilt eine Tradition zu erhalten: 1977 sind die Erlaheimer mit ihrem außergewöhnlichen Hexsauter-Häs eines von neun Gründungsmitgliedern des Narrenfreundschaftsrings Zollern-Alb gewesen. Auch fand dessen allererstes Ringtreffen 1979 in Erlaheim statt.

Geahnt hatten die Mitglieder der Zunft schon länger, dass etwas mit der Kasse nicht stimmte: Bereits bei der Hauptversammlung im Vorjahr war etwa die Frage aufgekommen, weshalb das Ballett keine Zuschüsse mehr für Kleidung und Schuhe erhalte. Der nun abgelöste Vorsitzende hatte da angedeutet, dass die Zunft zu geringe Einnahmen verzeichne.

Alle Kassenunterlagen einem Steuerberater übergeben

Mittlerweile haben die Narren alle Kassenunterlagen einem Steuerberater übergeben, um zu prüfen, wo das Geld geblieben ist. Der Fehlbetrag in der Kasse ist indes nicht die erste, existenzbedrohende Krise, die die Erlaheimer Zunft durchstehen muss: 2012 hatte der Verein kurz vor der Auflösung gestanden, nachdem in einem anonymen Schreiben der Rücktritt des Vorsitzenden gefordert worden war.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juli 2012 war aber niemand aufgestanden, um den Vorsitz oder einen anderen Vorstandsposten zu übernehmen. Erst nach zwei weiteren Versammlungen war schließlich im Oktober jenes Jahres ein neuer Vorstand um den alten und neuen Vorsitzenden gefunden und in die Ämter gewählt worden.

An den personellen Problemen hat sich danach nichts geändert. Besonders gravierend: Da sich bei den Hauptversammlungen 2016 und 2017 kein Kandidat für dieses Amt fand, ist der bisherige Vorsitzende seit zwei Jahren zugleich auch Kassierer der Zunft gewesen.

Womöglich ist das eine zu große Last für eine einzelne Person gewesen und ihm die Kassenführung über die Kopf gewachsen. "Ein Verein darf nicht an einer einzelnen Person hängen", sagt Walter Sieber, der Präsident des Narrenfreundschaftsrings. Eine Personalunion von Vorsitzendem und Kassierer sieht er als ungünstig an, selbst wenn diese nur kommissarisch besteht.