Fotos: Lenz Foto: Schwarzwälder Bote

Vier Männer fahren von der Krim bis nach Sotschi

Peter Lenz, Heinrich Schöne, Jürgen Laib und Oswald Joos aus Geislingen, Isingen und Weildorf sind im Sommer insgesamt 725 Kilometer mit dem Rad an der Schwarzmeerküste unterwegs gewesen.

Geislingen. Mit dem Flugzeug ging die Reise nach Adler, wo es am Flughafen den ersten, im Verlauf der gesamten Fahrt aber einzigen großen Rückschlag gab: Die Räder waren nicht angekommen und befanden sich noch in München.

Erst mit eintägiger Verspätung konnte die erste Etappe aufgenommen werden, die über Lazarowskoe über 100 zum Teil schwere, mit vielen Anstiegen gespickte Kilometern bis zur mondänen Badestadt Sotschi führte, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014. Wegen der Verspätung entschied sich das Quartett, einen Teil der nächsten Etappe nach Novorossijsk mit dem Bus zu fahren. Das erwies sich als gute Idee, sind doch im Landesinneren die Straßen sehr schlecht und mit vielen Baustellen.

Nach einer 170 Kilometer langen Strecke auf der Ebene wurde am nächsten Tag Kertsch auf der Insel Krim erreicht. "Wir hatten den Eindruck, die Bewohner wollen, dass die Krim zu Russland gehört. Russland hat infrastrukturell viel investiert, nachdem die Ukraine die Krim etwas heruntergewirtschaftet hat", berichtet Peter Lenz.

Über Koktebel ging es zum Teil mit dem Bus weiter nach Jalta, einer schön hergerichteten Stadt mit vielen jungen Leuten, Musik und Action. Sie hat es der Radtourgruppe so angetan, dass sie einen Sightseeing-Tag einlegtenund neben einem Dreimast-Segelschiff unter anderem auch den Livadija-Palast zu sehen bekam. Vor diesem stehen Skulpturen von Winston Churchill, Josef Stalin und Franklin Roosevelt.

Am nächsten Tag war wieder Strampeln angesagt, stand doch noch ein 100 Kilometer langer Weg in die Hafenstadt Sewastopol an, ehe es am nächsten Tag weiter nach Simferopol ging, wo sich das Quartett ein nobles Hotel leistete. "Wir hatten im Vorfeld kein Hotel gebucht und haben uns immer vor Ort für eine Bleibe entschieden, was ohne Probleme gelang. Die Preise waren verhältnismäßig günstig, die Hotels aber auch mal außen hui und innen pfui", verrät Lenz.

Am Abreisetag in Sinferopol erfuhr Oswald Joos dann, wie Wladimir Putin die Alkoholsucht in Russland unter Kontrolle bekommen möchte: Er bekam am Vormittag noch keinen Krim-Sekt, denn der darf erst am Abend verkauft werden.

Das Aufgeben der Fahrräder am Flughafen in Sinferopol gestaltete sich dann schwierig: "Die Flughafenmitarbeiter waren mit dieser Situation überfordert", berichtet Joos. An der Schwarzmeerküste seien Radfahrer generell und Radtouristen im Besonderen nicht üblich. Doch da die Gruppe genügend Zeit eingeplant hatte, konnte problemlos die Rückreise angetreten werden.

"Es war nicht einfach, aber einfacher als erwartet", fanden die Reisenden. Während der ganzen Reise hätten sie tolles Wetter gehabt und keinen einzigen Defekt beklagen müssen.

"Die russische Schwarzmeerküste ist abwechslungsreich und auffallend sauber. Es gab weniger Militär und Polizei als befürchtet, wir hatten keine bedrohliche Phase, von Spannungen mit Ukrainern war auf der Krim nichts zu spüren", bilanziert Lenz. "Die Freundlichkeit der Menschen war faszinierend. Sie waren zwar am Anfang zurückhaltend und haben uns beobachtet, haben dann aber nach einer Zeit uns auch bereitwillig geholfen."

Die nächste Ausfahrt ist bereits geplant: Ab 31. Mai geht es für zehn Tage von der georgischen Hauptstadt Tiflis aus ans Kaspische Meer in die boomende aserbaidschanische Hauptstadt Baku.

 Von ihren Erfahrungen berichten die vier Radler am Samstag, 13. Januar, ab 19 Uhr im Geislinger Bürgerhaus "Harmonie" in ihrem Bildvortrag "Mit dem Fahrrad von Sotschi auf die Krim".