Beim Kolping-Bezirkstag in der ersten Reihe (von links): Franz Haueisen, Diakon und Bezirkspräses des Kolpingwerks, Hubert Gulde, Nicole Hoffmeister-Kraut und Oliver Schmid. Foto: Stotz Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut spricht beim Kolping-Bezirkstag in Geislingen

Geislingen. Wie kann eine Wirtschaftspolitik aussehen, die sich am Christentum orientiert? Über diese und weitere Fragen haben am Freitagabend die hiesige CDU-Landtagsabgeordnete und Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und die Mitglieder der Kolpingsfamilie beim Bezirkstag in Geislingen diskutiert.

 

"Das Christentum ist nicht bloß für die Kirche und für die Betkammern, sondern für das ganze Leben", so steht es in den Rheinischen Volksblättern für Haus, Familie und Handwerk aus dem Jahr 1857, die Adolph Kolping veröffentlichte. Heute würde er wohl "Streetworker" genannt werden, denn er war einer, dessen Arbeit auf der Straße begann, dort, wo Jugendliche herumlungerten.

In Geislingen ist sein Erbe bis heute lebendig. Die örtliche Kolpingsfamilie ist eine lebendige Gemeinschaft mit etwa 230 Mitgliedern im Alter zwischen elf und 90 Jahren. Das Vereinsleben ist geprägt durch regelmäßige Treffen im Kolpingraum des katholischen Gemeindehauses.

Höhepunkt der diesjährigen Vereinsarbeit war der Bezirkstag, zu dem der Kolping-Bezirksvorsitzende Hubert Gulde zahlreiche Gäste begrüßte.

Geislingens Bürgermeister Oliver Schmid stellte die Aktivitäten der Stadt in Sachen Klimaschutz vor. Nicole Hoffmeister-Kraut sprach zum Thema "Wirtschaftspolitik in christlicher Verantwortung". Dazu sagte sie, dass der Mensch mit seiner unantastbaren Würde im Mittelpunkt "all unseres Tuns" stehen müsse. Datengetriebene Geschäftsmodelle müssten auch aus der hiesigen Region in die Welt getragen und "nach unserem Werteverständnis gestaltet werden", so die Wirtschaftsministerin weiter. "Das sollten wir nicht anderen überlassen." Im Bereich der künstlichen Intelligenz beispielsweise solle Deutschland die Führerschaft übernehmen – dies sei möglich und machbar. Voraussetzung sei die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, wie sie bereits Kolping zu seiner Zeit gefordert und gefördert hatte. Schulische und berufliche Bildung spielten daher ebenso wie die Weiterbildung eine zentrale Rolle. In ihrem Vortrag nahm Nicole Hoffmeister-Kraut immer wieder Bezug auf das gegenwärtige Leitbild des Kolpingwerks Deutschland. Darin heißt es beispielsweise: "Die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragen fordern unser gesellschafspolitisches Engagement. Diese Herausforderung nehmen wir als katholischer Sozialverband wahr."

Im Anschluss an das Referat gab es noch die Möglichkeit zur Diskussion mit der Ministerin. Musikalisch umrahmt wurde der Bezirkstag durch das Virus-Sextett, das mit seinen fünf Männerstimmen und Klavierbegleitung Gesang auf höchstem Niveau bot.