Im Ziel wird Jürgen Haug von seiner Tochter Vanessa und deren Freund Steffen empfangen. Für den 54-jährigen Geislinger war die dritte Teilnahme am "Ironman" auf Hawaii mit persönlicher Bestzeit ein großer Erfolg. Foto: Haug

Geislinger berichtet von Muskelkrämpfen und Glücksgefühlen. Nach zehn Stunden und 56 Minuten am Ziel.

Geislingen - Jürgen Haug ist der härteste Mann in Geislingen. Nach 2010 und 2014 hat der 54-Jährige jetzt zum dritten Mal am legendären Triathlon "Ironman" auf Hawaii teilgenommen.

"Meine dritte Hawaii-Teilnahme war meine bisher beste Leistung", berichtet Haug nach seiner Rückkehr, zurecht stolz. Seine Zeit aus dem Jahr 2014 hat er noch einmal um eine satte halbe Stunde verbessert.

Unter elf Stunden

Eine Stunde und acht Minuten benötigte Haug für die 3,86 Kilometer Schwimmstrecke; danach saß er fünf Stunden und 34 Minuten auf dem Rad, um weitere 180 Kilometer zu bewältigen, und vier Stunden und fünf Minuten benötigte er für den abschließenden Marathon über 42,2 Kilometer. Zusammen mit den Wechselzeiten zwischen den drei Disziplinen kam der Geislinger Einzelhandelskaufmann auf eine Gesamtzeit von zehn Stunden und 56 Minuten.

Platz 996 erreicht

Damit erreichte Haug den 69. Platz in der Altersklasse der Herren von 50 bis 54 Jahre unter 212 gestarteten Athleten. Insgesamt schaffte er es auf den 996. Platz unter rund 2500 qualifizierten Teilnehmern.

Um 7.05 Uhr war für Haug der Start gewesen. "Schon bei Sonnenaufgang war zu erkennen, dass es an diesem Tag sehr heiß werden sollte", blickt er zurück. Doch sein Schwimmtraining während der vergangenen Monate habe sich ausgezahlt: Sechs Minuten schneller als 2014 entstieg er dem Meer. "Das hat mich schon nach dem Schwimmen gefreut."

Mumuku-Winde

Danach ging es aufs Fahrrad. Der wellige Kurs und vor allem die unberechenbaren und ständig wechselnden "Mumuku-Winde" hätten diesen Teil des Triathlons deutlich erschwert, berichtet der Freizeitathlet: "Mein Plan und meine Strategie waren so ausgelegt, dass ich auf dem Rad nicht alle Körner verbrauchen wollte und noch mit guten Beinen in den abschließenden Marathon wechseln konnte."

Mit seiner zurückhaltenden Taktik auf den ersten 100 Kilometern sollte er Recht behalten: "Der ständige Gegenwind wurde auf den letzten 60 Kilometern richtig brutal."

Trotzdem bewältigte Haug mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 33 Stundenkilometern die Radetappe und konnte mit noch nicht erschöpfter Beinmuskulatur den abschließenden Marathon angehen: "Ich war voll im Plan und hatte alles unter Kontrolle", erinnert er sich mit Freude.

Dehnungsübungen

Die ersten Kilometer sei er verhalten gelaufen, um einen guten Rhythmus zu finden. Doch nach sechs oder sieben Kilometern kündigten sich die ersten Krämpfe in den Oberschenkeln an. "Ich musste leider immer wieder Lockerungsübungen und Dehnungen der Muskulatur vornehmen", bedauert Haug. Mehrere Pausen wurden notwendig.

Nach etwa der Hälfte der Strecke schlug dann die Mittags-Sonne erbarmungslos zu: Bei rund 40 Grad und unter sengender Sonne sei dieser Abschnitt der brutalste gewesen: "Kein Schatten, schwarzer, heißer Asphalt unter den Sohlen und ich eigentlich schon k.o.", kämpfte der Geislinger sich weiter.

Leiden im "Energy-Lab"

Im sogenannten "Energy-Lab", einem etwa vier Kilometer langen Streckenabschnitt unterhalb des Meeresspiegels, war es dann am heißesten: "In diesem Bereich hat es mich dann auch noch mit Wadenkrämpfen an beiden Beinen erwischt." Wieder waren Gehpausen und Dehnungsübungen unumgänglich.

Ab Kilometer 35 ging es für den Sportler von der Zollernalb dann wieder etwas besser, wenngleich an ein hohes Lauftempo nicht mehr zu denken war. Doch Geislingens härtester Sportler erreichte das Ziel am Alii-Drive und wurde von Ironman-Sprecher Mike Reilly mit den Worten "You are an Ironman" empfangen.

"Day Finish" am Alii-Drive

Mehr noch: Mit unter elf Stunden für die Gesamtstrecke gelang ihm ein "Day Finish", das heißt: Ein Zieleinlauf vor Einbruch der Dunkelheit. "Was mich besonders freut ist, dass ich ziemlich genau 30 Minuten schneller war als bei der Teilnahme im Jahr 2014", blickt er zurück.

Sein "besonderes Highlight" sei aber gewesen, im Ziel von seiner Tochter Vanessa und deren Freund Steffen empfangen worden zu sein: "Das war ein "Tränen-Erlebnis", sagt Haug. Die beiden hatten sich für das Ironman-Rennen auf Hawaii als freiwillige Helfer ("Volunteers") angemeldet.