Im ländlichen Raum kommt man um den Glasfaserausbau nicht herum. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Infrastruktur: Eine rasche Lösung für die schnellere Internet-Versorgung Binsdorfs ist nicht in Sicht

Bis 2025 will die Landesregierung ganz Baden-Württemberg mit schnellem Internet versorgen. Das klingt gut, ist zumindest in Binsdorf aber weit von der Realität entfernt. Das wurde am Montag im Ortschaftsrat deutlich.

Geislingen-Binsdorf. Der Ortsvorsteher Hans-Jürgen Weger hatte Julia Bisinger und Michael Zillgener vom Amt für Digitalisierung des Zollernalbkreises in die Sitzung geladen. Er reagierte damit auf die Unterschriftenaktion im vergangenen Jahr, mit der 87 Binsdorfer den Breitbandausbau in unterversorgten Bereiche des Dorfs einforderten (wir haben berichtet).

Weger wies auf ein grundlegendes Problem hin: Der Geislinger Stadtteil ist laut Breitbandatlas nicht "unterversorgt". "Unser Internet ist zu langsam, aber Binsdorf ist auch kein weißer Fleck. Das ist Shit."

Zumindest auf dem Papier haben mehr als 95 Prozent der Einwohner die Möglichkeit, einen Internet-Anschluss mit mehr als 30 Megabyte pro Sekunde (MBps) zu erhalten. Deshalb darf die Stadt nicht selbst für schnellere Anschlüsse sorgen.

Dass in Randbereichen die Daten deutlich langsamer aus dem Kabel tröpfeln, ärgert viele Binsdorfer. Doch für die Netzeigentümer lohnt es sich nicht, im dünner besiedelten, ländlichen Raum Glasfaserkabel zu verlegen.

Im Ortschaftsrat ging es deshalb darum, Informationen über den derzeitigen Stand des Ausbaus zu bekommen, beispielsweise beim Zollernalb-Backbone. Dieses Netzwerk bauen die 24 Kommunen im Kreis gemeinsam auf, bis Ende 2021 soll der größte Teil fertig sein.

Mit dieser technischen Infrastruktur und der Zollernalb-Data als Betreiber gibt es dann eine Alternative zu den bisherigen, privaten Internet-Providern. Doch es wird noch lange dauern, bis schnellere Internet-Anschlüsse auch im hintersten Winkel verfügbar sind. Die Bürger brauchen also Geduld.

In Binsdorf wird der Knotenpunkt des Zollernalb-Backbones beim Rathaus gebaut. Von dort aus wird das Schulhaus mit schnellem Internet versorgt – dies wird vom Land finanziell gefördert. Wer entlang der Kabeltrasse wohnt, hat Glück und kann ebenfalls einen Anschluss bekommen.

Michael Zillgener führte in seiner Präsentation detailkundig aus, weshalb auch ein 5G-Anschluss per Funk nicht ohne Glasfaserkabel funktioniere: Alle Masten müssten per Kabel mit dem Netz des Providers verbunden werden. "Nur mit 5G zu arbeiten wird nicht gehen."

Eine Mischung zwischen Glasfaser und Funk sei sinnvoll – und im ländlichen Raum komme man um den Glasfaserausbau nicht herum. Richtfunk sei allenfalls für Aussiedlerhöfe oder einzelne Gebäude praktikabel.

Zudem erforderten die hohen Datenraten von 5G insbesondere bei größerer Distanz zwischen Mast und Empfänger auch viel mehr Energie, riss er das Thema möglicher Gesundheitsbedenken an. Auf entsprechende Überlegungen müssten sich die Ortschaftsräte einstellen. Die Alternative sei, mehr Funkmasten zu bauen – in Binsdorf "unrealistisch", befand Gerhard Mozer.

Mit diesem Tagesordnungspunkt sei die Kommune dem Informationsbedürfnis der Bürger nachgekommen, sagte der Ortsvorsteher am Ende des längeren Gedankenaustauschs. Ortschaftsrat Markus Vollmer sah das ähnlich: "Mit dem Wissensstand kann ich mir eine Meinung bilden."

Gleichwohl verdeutlichte Zillgener zusammenfassend: Der Glasfaserausbau habe gerade erst begonnen und werde noch die nächste Generation in den verschiedenen Gremien beschäftigen.

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