Bühne frei – auch 2019 wieder? Dafür braucht das Festival "Umsonst & Draußen" Unterstützer. Foto: Archiv

Verein AKUuD sucht Unterstützer. Bis Ende des Monats brauchen Veranstalter 6000 Euro.

Geislingen - "Umsonst & Draußen" ist das größte nichtkommerzielle Rockfestival im Zollernalbkreis. Angefangen hat die Geschichte in Bisingen-Thanheim. Doch wie es weitergeht, ist offen. Eine Crowdfunding-Aktion soll die Zukunft des Events sichern.

Was waren das für glorreiche Zeiten: "Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre hat Aufbruchstimmung geherrscht", erinnert sich Konrad Flegr. Er ist der Mann der ersten Stunde: 1986 hat er mitgeholfen, das erste Umsonst-Und-Draußen-Festival auf die Beine zu stellen.

Er und seine Mitstreiter haben schon damals gewusst: Wer auf dem alten Sportplatz im Bisinger Ortsteil Thanheim abrockt, will die bei Festivals eigene Freiheit vor der Haustür erleben – und dafür nicht nach Tübingen, Reutlingen oder Stuttgart fahren. Die erste Auflage war ein grandioser Erfolg: Etwa 1500 Jugendliche sind gekommen, um ausgelassen zu feiern.

Ausgaben der Rockfans für Essen und Getränke brechen ein

Die Verhältnisse waren einfach: Flegr erzählt von der sporadisch zusammengezimmerten Bühne, als Dach diente eine einfache Bauplane. Entsprechend niedrig waren die Investitionen für die Veranstalter, zumal ein Großteil der jugendlichen Rockfans beide Festivaltage geblieben ist und deshalb auch Geld in Thanheim liegen ließ, etwa für Essen und Getränke – eine wichtige Einnahmequelle für ein Festival, bei dem man bis heute keinen Eintritt bezahlt.

Doch die Zeiten haben sich geändert – für das Umsonst-Und-Draußen-Festival nicht nur zum Besseren. Die Bühne müsse etwa vom TÜV abgenommen werden, berichtet Flegr – keine Spur mehr von findigem Improvisieren. Auch die Soundanlage sollte den neusten Standards entsprechen. Und dazu kommt die ganze Bürokratie: Die Stromleitung muss etwa eigens vom Stomanbieter abgenommen werden. Das ist nicht alles. Flegr: "Früher hatten wir zwei, drei Helfer, die mit dem Fahrrad unterwegs waren und Plakate als Werbung aufgehängt haben." Und heute? Muss man damit schon eine professionelle Agentur beauftragen, um die Veranstaltung in der Breite bekannt zu machen.

Der Zeitgeist tut das Übrige: "Die Leute sind wählerischer geworden", beschreibt es Flegr. Es gibt Jugendliche, die kommen eigens für einige Stunden, gehen dann aber wieder. Die Konsequenz: Sie lassen weniger Geld in den Buden auf dem Festivalgelände liegen – und Einnahmen in erheblichem Ausmaß brechen damit weg. Warum immer mehr Rockfans nicht das gesamte Festival dabei sind? Flegr vermutet, dass es an der ständigen Verfügbarkeit der Musik liegt, die heute jeder online rund um die Uhr abrufen kann.

Die Organisatoren starten eine Crowdfunding-Aktion

Inzwischen ist es wohl nicht mehr sicher, ob das Festival auch dieses Jahr stattfinden kann. Zu groß sind die finanziellen Einbußen, davon abgesehen, dass die Organisatoren für dieses Jahr keine staatlichen Fördermittel erhalten. Die Fixkosten beziffert Flegr auf etwa 8000 Euro. Zum Ende des Jahres 2018 waren die Reserven des durchführenden "Arbeitskreis Umsonst und Draußen" (AKUuD) dadurch aufgebraucht, sodass die Vorbereitung des Konzertes in 2019 mit Bandverpflichtungen und anderen Verträgen betriebswirtschaftlich nicht verantwortet werden kann.

Wie soll man an das Geld kommen, wenn die Ausgaben dramatisch steigen und die Einnahmen ebenso drastisch sinken? Um das Non-Profit-Format erhalten zu können, hat AKUuD eine Crowdfunding-Aktion (siehe Info) gestartet und ruft alle Umsonst-Und-Draußen-Fans auf, durch eine Spende zum Fortbestand beizutragen.

Als Spendenziel setzt der Verein 6000 Euro aus. Das wäre die Anschubfinanzierung, damit die Organisatoren in die Vorbereitung für das Rockfestival für das Jahr 2019 einsteigen könnten.

Info: Spenden sind bis Sonntag, 27. Januar, möglich

 Gegründet 1986

Das "Umsonst & Draußen"-Festival, das im Jahr 1986 von vier Jugendeinrichtungen und einer lebendigen Szene lokaler Rockbands ins Leben gerufen wurde, und einst auf dem damals geografisch zentral gelegenen alten Sportplatz in Thanheim stattfand ist bis heute das zugkräftigste Non-Profit-Festival für Hard’n’Heavy-Musik der Region.

 Seit 2009 in Geislingen

Seit 2009 hat das Festival im Industriegebiet von Geislingen eine neue Heimat gefunden. Die Macher, das Publikum und die jährlich etwa zehn Bands, vom Newcomer bis zu Semi-Profis, fühlen sich dort wohl. Der Rückhalt und die Unterstützung durch die Stadt Geislingen bestärkt die Bands in ihrem Tun. Die Stadt Geislingen unterstützt die Macher beispielsweise mit Dienstleistungen des Bauhofs, mit der Beschilderung und der Regelung des Verkehrs. Etwa 2500 Fans nutzen jedes Jahr die Gelegenheit zum Abrocken.

 Crowdfunding-Aktion

Crowdfunding bedeutet, dass viele Privatspender mit kleinen Beträgen eine große Summe erzielen. Die Crowdfunding-Aktion läuft noch bis zum Sonntag, 27. Januar. Falls das Spendenziel von 6000 Euro bis dahin nicht erreicht wird, verfallen die zugesagten Spenden und gehen zurück an die Spendengeber. Organisiert wird die Aktion über die Internetseite (siehe unten). Bislang verzeichnet die Seite 14 Unterstützer, die zusammen bereits 1170 Euro gespendet haben.

Weitere Informationen: www.startnext.com/um sonst-und-draussen-2019