Der Hochbehälter am Ortsausgang Richtung Ostdorf, seine Pendants an verschiedenen anderen Orten in der Gesamtstadt und ein langes, teils marodes Leitungsnetz müssen betrieben und instandgehalten werden. Diese kommunalen Leistungen sind ein Teil der Faktoren, auf denen die Berechnung der Frischwassergebühren basiert. Foto: Schnurr

Die Betriebskosten bei der Wasserversorgung und -reinigung sind gestiegen. Deshalb müssen auch die Geislinger Bürger im kommenden Jahr dafür mehr bezahlen.

Geislingen - Oliver Juriatti, Leiter der städtischen Finanzverwaltung, führte in der jüngsten Gemeinderatssitzung aus, dass die jährliche Neukalkulation der Wassergebühren große Sprünge vermeiden solle. "Das funktioniert aufgrund explosionsartiger Preissteigerungen nicht mehr", bedauerte er.

Der Zweckverband Wasserversorgung Kleiner Heuberg verzeichne enorm steigende Betriebskosten: Jeder Kubikmeter werde um 32 Cent teurer, außerdem müsse eine Nachzahlung aufgefangen werden.

Trinkwasserpreis steigt auf 3,06 Euro

Um kostendeckend zu wirtschaften müssten die Geislinger sogar 52 Cent je Kubikmeter mehr bezahlen. Durch Verrechnung von Überschüsse aus Vorjahren und Dividendenerlöse könne man diesen Anstieg jedoch dämpfen.

Der Wasserpreis soll 2023 nicht übermäßig stark angehoben werden, nämlich von 2,94 auf 3,06 Euro. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt, rechnete Juriatti vor, müsse mit monatlichen Mehrkosten von rund 1,6 Euro oder knapp 20 Euro im Jahr rechnen.

Aktienerlöse für Instandhaltung des Leitungsnetzes gedacht

Gemeinderat Matthias Hölle (CDU) warnte: Man habe ein marodes Leitungsnetz. Für dessen Instandhaltung seien die Erlöse der EnBW-Aktien eigentlich gedacht. Seine Fraktion überlegte daher, in der Kalkulation die Dividende nicht für den laufenden Betrieb zu nutzen. Das hätte bedeutet, dass der Kubikmeterpreis auf 3,30 gestiegen wäre, also um 36 Cent

Hans-Jürgen Weger (Aktive Bürger) sprach sich dagegen aus: "Das wäre völlig unangebracht in der momentanen Situation, in der die Kosten für jeden Bürger explodieren."

Das Sparen hat jeder selbst in der Hand

Wolfgang Pauli (CDU) verwies darauf, dass Wasser ein immer kostbareres Gut werde. Ein jeder habe es ein Stück weit selbst in der Hand, wie er dabei sparen könne.

Benjamin Eha (Sozial-Ökologische Liste, SÖL) äußerte die Hoffnung, dass die allgemeine Preissteigerung sich im kommenden Jahr abschwächen wird und die Stadt dann auf der neuen Grundlage kalkulieren kann: "Wir sollten nicht in Panik die Preise massiv anheben." Der Gaspreise beispielsweise sinken bereits jetzt wieder.

Neun zu sieben Stimmen für deutlich höhere Abwassergebühr

Den Antrag zur Erhöhung der Trinkwassergebühren nahm der Gemeinderat bei zwei Enthaltungen an. Bei der Entscheidung über die Abwassergebühren gab es nach einer ähnlich detaillierten und ebenso sachlichen Diskussion hingegen ein sehr knappes Ergebnis: Neun Gemeinderäte stimmten dafür, dass der Abwasserpreis deutlich stärker steigt als zuerst von der Stadtverwaltung vorgeschlagen, sieben dagegen.

Die Gebühr springt damit ab 1. Januar von 2,50 auf 3,14 Euro, also um 64 Cent, und nicht, wie vorgeschlagen, "nur" um 47 Cent. Diesen, obgleich für die Stadtkasse positiven Sprung hatte Kämmerer Juriatti den Bürgern eigentlich ersparen wollen, wie er bei der Vorstellung seiner Kalkulation sagte. Er errechnet dadurch für einen Durchschnittshaushalt etwa 25 Euro im Jahr Kosten mehr.

Gemeinderat will nicht auf 56 000 Euro verzichten

2018 hatte Geislingen von seinen Bürgern knapp 56 000 Euro zu wenig für die Abwasserbeseitigung gefordert, eine so genannte "Unterdeckung". Dieser der Stadt zustehende Betrag kann nur noch bei der Gebührenberechnung 2023 berücksichtigt werden, sonst ist er unwiederbringlich verloren.

In früheren Jahren hatte Juriatti sich wiederholt dafür ausgesprochen, Unterdeckungen zeitnah zu verrechnen. Damals aber hatten Gemeinderatsmehrheiten dies den Geislingern ersparen wollen.

Kosten müssen beglichen werden – direkt oder indirekt

"Da fällt uns unsere Gutmütigkeit aus den Vorjahren auf die Füße", ärgerte sich der Gemeinderat Frieder Klein (SÖL). Karl-Heinz Müller (CDU) sah das ähnlich: "Wenn Kosten anfallen, müssen sie umgelegt werden, und der Verbraucher muss bezahlen."

Letztlich, so der Tenor, müssten die Geislinger ohnehin für die Wasserkosten aufkommen, entweder direkt oder über den Gemeindehaushalt. Gerechter sei da, über den individuellen Verbrauch zu gehen.

Deutlich steigende Betriebskosten

Nicht zuletzt auf Kleins Vorschlag kam deshalb ein weiterführender Antrag zur Abstimmung: Die Unterdeckung von 2018 soll in die Berechnung für 2023 einbezogen werden und die Abwassergebühr entsprechend höher ausfallen. Dafür war die Zwei-Stimmen-Mehrheit der gewählten Bürgervertreter.

Ähnlich wie beim Frischwasser sind für die höheren Gebühren stark steigende Betriebskosten verantwortlich – in diesem Fall des Zweckverbands Abwasserreinigung Balingen. Dort stehen in den kommenden Jahren große Investitionen an.

Info: Wassergebühren in Geislingen

Die neuen Preise gelten ab 1. Januar 2023. Zu allen Gebühren kommen noch Steuern.

  • Trinkwasser: 3,06 Euro je Kubikmeter (plus zwölf Cent)
  • Abwasser: 3,14 Euro je Kubikmeter (plus 64 Cent)
  • Niederschlagswasser: 38 Cent (minus drei Cent)