Beste Laune herrscht bei Betreuerin Bettina Acker (mit Steckenpferd Fritz) und den jungen Teilnehmerinnen, die am Montagvormittag vor der Schlossparkhalle ihre "Hobby Horses" auf den Wettkampf am Nachmittag vorbereiten.Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Sommerferienprogramm: Geislinger Mädchen werden beim "Hobby Horsing" sportlich / Felicia Pauli: "Das gab’s hier noch nie"

Aus einer spontanen Idee ist eine ungewöhnliche Aktion im Rahmen des Geislinger Sommerferienprogramm geworden: Erstmals haben sich in der Schlosshalle Mädchen im "Hobby Horsing" sportlich gemessen.

Geislingen. "Pferdesport ist mädchenlastig", weiß Kerstin Pauli. Deswegen haben Sie und Bettina Acker, die gemeinsam das erste Geislinger "Hobby Horsing"-Event vorbereitet hatten, auch nicht damit gerechnet, dass Jungen kommen würden. Genaugenommen waren die beiden Frauen anfangs sogar skeptisch, ob sich überhaupt jemand anmelden würde.

Paulis elfjährige Tochter Felicia hatte ihrer Mutter um Weihnachten herum mit dem Wunsch nach einem Steckenpferd in den Ohren gelegen und bekam eines. Sie hatte "Hobby Horsing" im Internet gesehen und war begeistert.

Als dann der Aufruf erging, die Geislinger sollten sich Angebote fürs Ferienprogramm überlegen, brachte Felicia Kerstin Pauli und Bettina Acker auf den Einfall, das mit "Hobby Horsing" zu tun. In ihrem Vorhaben bestärkt gefühlt hatten sie sich durch einen Bericht im Wochenendjournal des Schwarzwälder Boten, der sich am 13. Juni mit diesem Trend befasste.

Die "Schnapsidee" zeigte überraschende Zugkraft. Andrea Beiter, bei der im Rathaus alle organisatorischen Fäden des in kürzester Zeit auf die Beine gestellten Ferienprogramms zusammenlaufen, meldete bald: "Ihr seid ausgebucht." Es scheint, als haben die Initiatorinnen mit "Hobby Horsing" eine Saite zum Klingen gebracht, von der man bislang gar nicht wusste, dass es diese in der "Sonnenstadt" gibt.

Das Hobby kommt ursprünglich aus Finnland und wird in Deutschland bislang vor allem in Nordrhein-Westfalen ausgeübt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine sportliche Aktivität, die in fast allen Details dem bekannten Spring- und Dressurreiten gleicht – mit Parcours, Regelwerk, Figuren und Noten für die gezeigten Leistungen.

Es gibt jedoch einen kleinen, aber wichtigen Unterschied: Statt mit lebendigen Pferden wird "Hobby Horsing" mit Steckenpferden ausgetragen. Die "Reiterinnen" müssen also selbst ihre Beine bewegen, Schrittfolgen tänzeln und über Hindernisse hüpfen. "Man könnte das mit Leichtathletik vergleichen", sagt Kerstin Pauli, "nur mit Spaßfaktor".

Elf Mädchen machten sich am Montag daran, erstmals in Geislingen das neue Freizeitvergnügen zu erproben. "Es ist mal was völlig Anderes und Neues. Das gab’s bei den Ferienspielen noch nie", erklärt Felicia Pauli stellvertretend für die Gruppe.

Vor dem Sport steht dabei Fingerfertigkeit: "Das ist alles Handarbeit", sagt Felicia. Die Geislinger Mädchen schnitten, klebten und flochten am Vormittag Mähnen und Zaumzeug. Die Pferdeköpfe hatte zuvor die Weilheimerin Conny Eberwein. Nicht zuletzt musste jedes Steckenpferd einen Namen bekommen. Auch dabei gleicht "Hobby Horsing" dem herkömmlichen Reiten.

Am Montagnachmittag gingen die Mädchen mit ihren Pferden dann auf den Parcours in der Halle, aufgebaut von Christian Acker und Franziska Pauli. Die beiden hatten sich zuvor ins 23 Seiten dicke Regelwerk eingelesen und benoteten als Preisrichter die Spring- und Dressurdarbietungen.

Bleibt ein Gedanke: Steckenpferde werden ja eigentlich mit Rittern und Cowboys verbunden werden, klassischen Jungen-Freizeitbeschäftigungen. Und in Finnland wird "Hobby Horsing" nicht nur von Mädchen betrieben. Falls es bei den Ferienspielen 2021 wieder ein solches Angebot gibt – vielleicht sind dann ja auch ein paar Jungs dabei?

Weitere Informationen: www.schwabo.de/8di