Bei der Blockhütte an der Erlaheimer Eiche stärkt gemeinsames Tauziehen den Gemeinschaftssinn. Archivfoto: Gulde Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Hubert Gulde setzt sich für in Geislingen untergekommene Flüchtlinge ein / Integration als fortdauernde Aufgabe

Anderthalb Jahre lang war Hubert Gulde als Geislinger Flüchtlingsbeauftragter tätig. Doch die Integration von Asylbewerbern bleibt eine andauernde Aufgabe.

Geislingen. In jener Zeit, in der im Zollernalbkreis viele Geflüchtete zur "Anschlussunterbringung" von der LEA Meßstetten auf die Kommunen verteilt wurden, hatte Gulde am meisten zu tun: Von Januar 2016 bis August 2017 war er städtischer Flüchtlingsbeauftragter und von seinen Aufgaben im Ordnungsamt dafür freigestellt.

"Die Leute sind angekommen und wurden begleitet", blickt er zurück. Das bedeutete für die Stadtverwaltung, zuerst einmal grundlegendste Bedürfnisse wie eine Unterkunft abzudecken: "Wohnungen zu finden und einzurichten war zunächst eine ganz schöne Aufgabe", so Gulde.

2016 waren in sechs Wohnungen im Stadtgebiet insgesamt bis zu 35 Flüchtlinge untergebracht. Auch heute leben noch 30 Asylbewerber dort: Neun in Geislingen, 15 in Binsdorf und sechs in Erlaheim, darunter zwei größere Familien mit Kindern.

Neben der Suche nach Wohnraum war das Stellen von Anträgen auch für den erfahrenen Verwaltungsbeamten Gulde mit großem Aufwand verbunden: Für den Lebensunterhalt der Menschen musste gesorgt und Anträge auf Aufenthaltsberechtigungen mussten gestellt sein.

Dafür war es notwendig, den Status der Flüchtlinge zu klären – ob sie beispielsweise ein Bleiberecht hatten – und die Anträge regelmäßig zu erneuern: "Das kostet auch heute noch viel Zeit."

Zum überwiegenden Teil sind Flüchtlinge aus Kriegsgebieten nach Geislingen gekommen. Viele von ihnen haben traumatisierende Erlebnisse hinter sich. Mindestens ein Drittel befindet sich nach wie vor in therapeutischer Behandlung. Dafür seien sie dankbar. Und ganz allgemein stelle er eine große Dankbarkeit Deutschland gegenüber fest, dem Land, das sie in der Not aufgenommen hat, sagt Gulde.

Der Freundes- und Helferkreis, der unter dem Namen "Willkommen in Geislingen" gegründet wurde, gibt vor allem Nachhilfe bei Sprachkursen für Erwachsene und Kinder. Auch das ist ein wichtiger Baustein für die Menschen, hier zurechtzukommen.

Insgesamt sei die Arbeit mit den Flüchtlingen in der Sonnenstadt gut gelaufen, blickt Gulde zurück: "Es ist erfreulich, dass sie Fuß gefasst haben. Sie sind akzeptiert – im Verein, in der Schule, im Elterntreff", ist er sicher. Selbst beim Geislinger Fasnetsumzug werden einige der Syrer sich wohl mit dem Verkauf von Speisen beteiligen und auch zuschauen.

21 der momentan 30 in Geislingen Untergebrachten haben Aufenthaltsrecht; neun weitere kommen aus Balkanstaaten und sind nur geduldet – ihre Asylverfahren laufen noch. Zwar gelangen nicht mehr viele Asylsuchende neu nach Geislingen. Doch die Betreuung derjenigen, die schon da sind, läuft weiter.

Gulde hat diese Erfahrung gemacht: "Wenn die Menschen in einen Job kommen, dann passt es. Sie wollen ja nicht abhängig sein."

Umso mehr freut den ehemaligen Flüchtlingsbeauftragten, dass er einige seiner "Schützlinge" in Arbeit gebracht hat: Ein Syrer führt inzwischen die Gaststätte "Morgenland" in Horb, ein anderer ist als Lagerist tätig, ein dritter arbeitet in einem Balinger Metall verarbeitenden Betrieb.

Diejenigen, die etwa über eine Leiharbeitsfirma einen Job gefunden haben, benötigen weiterhin Unterstützung bei der Bearbeitung behördlicher Post; darum kümmern sich Gulde und Silvia Benz von der Bezirksstelle der Diakonie.

Für Gulde bedeutet das, dass er zu jenen Zeiten vorbeischaut, zu denen die Menschen nicht mehr bei der Arbeit sind: "Für mich findet die Flüchtlingsarbeit auch nach Feierabend und am Wochenende statt."

Erfreuliche Erlebnisse gibt es für den Mann aus dem Bürgerbüro immer wieder: "Wenn ich spüre, dass die Bemühungen Früchte tragen." Das sind mitunter ganz kleine Anlässe, etwa wenn es bei Betreuten schulische oder berufliche Fortschritte gibt.

Beispielsweise bei der syrischen Familie Alali-Fares, über die der Schwarzwälder Bote im September 2016 berichtet hat: Mohamad, der älteste Sohn, besucht inzwischen die Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Ebenso wie sein Bruder Ahmad kickt er beim TSV. Die beiden Mädchen der Familie, Boushra und Yalef;, singen beim Gesangverein "Eintracht".

Doch abgeschlossen ist die Arbeit auch nach drei Jahren nicht, wie Hubert Gulde erklärt: "Nach der Wahnsinnsaufgabe des Ankommens sind wir jetzt mitten in der Integration. Das ist eine bleibende Aufgabe."