Künftige Nutzung offen / Geislinger Gruppen blicken dem Umzug ins Bürgerzentrum Harmonie überwiegend zuversichtlich entgegen

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Für neun Geislinger Vereine rückt der Umzug näher. Bislang sind sie im Schloss untergebracht. Doch 2013 sollen sie eine neue Bleibe erhalten – überwiegend im Bürger- und Kulturhaus Harmonie.In absehbarer Zeit endet die Ära des Schlosses als Vereinsheim: Das Landesdenkmalamt verlangt, mittelfristig kräftig in dessen Erhaltung zu investieren. Von mehr als zehn Millionen Euro ist die Rede. Während und nach der Sanierung wird das Schloss wohl anders genutzt werden als bisher. Seit 1965 hatten Geislinger Vereine sich darin zum Teil geradezu wohnlich eingerichtet.

Die Gartenfreunde etwa verfügen über eine eigene Küchenzeile. Was aus der wird, wissen offiziell weder der Vorsitzende Anton Fußnegger noch sein Stellvertreter und Schriftführer Hans-Ulrich Ott. Ebenso wenig, wohin für den Verein die Reise geht, der sich nicht zuletzt um die Außenanlagen des Schlosses kümmert.

Es wäre organisatorisch schwierig, die Gartenpflege zu bewerkstelligen, wenn der Vereinsraum sich statt im Schloss in der Harmonie befände. Immerhin ist dieser zugleich der Pausenraum der Schlossgärtner. Gut möglich, dass die Gartenfreunde zumindest teilweise in dem historischen Gebäude bleiben.

Gut arrangiert hatte sich der Radsportverein seit den 1960er-Jahren im Schloss: Zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte man in den eigenen Raum, etwa um an die dort gelagerten Utensilien zu kommen, berichtet der Vorsitzende Oswald Joos.

Das wird nach dem von der Verwaltung zugesagte Umzug ins Bürgerhaus Harmonie wohl anders: Dort bekommen die Radler zwar einen Abstellraum.

Im Bürgerhaus isteine "flexible" Raumbelegung nötig

Die vielfältigen Termine – Ausschusssitzungen, Jugendtraining, Radteam-Treffen, Rennplanung und Hauptversammlung – müssen künftig vorab angemeldet werden. "Wir hoffen, das es nicht schlechter wird als bisher", sagt Joos über die geplante "flexible" Nutzung der dann vorhandenen Räume. Unter Umständen müsse man den Vereinsschopf erweitern oder eine Garage anmieten.

Alois Ott, der Vorsitzende der Kaninchenzüchter Z 296, geht davon aus, dass auch er und seine Züchterfreunde eine neue Bleibe in der Harmonie finden werden. Der Verein war seit 1977 im Schloss untergebracht. Dem Umzug blickt Ott zuversichtlich entgegen: "Ich denke, das lässt sich gut machen."

Ebenfalls gelassen sieht den Ortswechsel der Vorsitzende der Vogelfreunde, Marc Birkle: "Von unserer Seite ist es klar, dass wir ins neue Bürgerhaus kommen." Den alten Raum im Schloss nutze man ohnehin nur fünfmal im Jahr, und den neuen brauche man lediglich für Mitglieder- und Hauptversammlungen.

Der Musikverein Geislingen werde einen festen Raum zur Unterbringung der Instrumente und für Proben erhalten, freut sich dessen Vorsitzende Dietmar Müller auf die Harmonie. Für ihn und die Musiker des Aktivenorchesters stelle der Umzug eine wesentliche Verbesserung dar. Denn das bisherige Probelokal im Schloss, das der MVG seit Mitte der 1970er-Jahre nutzt, hat eine nicht nur akustisch ungünstige L-Form; das Schlagzeug ist durch diesen nicht optimalen Zuschnitt weit weg vom Dirigenten und den meisten Registern.

Außerdem ist es der Kapelle im Schloss sehr eng geworden; in den vergangenen Jahren ist sie um rund 20 Jungmusiker auf nunmehr 63 Aktive stark gewachsen. "Wenn alle bei der Probe sind, müssen die Bässe in der Eingangstür sitzen", berichtet Müller. Auch dieses Problem soll nach dem Umzug kommendes Jahr gelöst sein.

Rotes Kreuz und Narrenzunft setzen auf eigene Gebäude

Den großen Saal mit der Bühne könnten sich die Musiker mit den Sängern der "Eintracht" teilen. Allerdings hat der Geislinger Gesangverein bereits in der Ringstraße ein Probelokal für die Übergangszeit angemietet. Sein Vorsitzender Andreas Walter weiß noch nicht konkret, ob und wann ein Umzug in die Harmonie möglich ist. Nicht zuletzt entscheide über die Nutzung schließlich der Gemeinderat.

Die Schachfreunde 90 Geislingen hoffen darauf, ebenfalls im kommenden Jahr in die Harmonie umziehen zu können. Das sagte der Vorsitzende Martin Renner erst jüngst bei der Hauptversammlung (wir berichteten).

Der DRK-Ortsverein und die Narrenzunft decken ihren Raumbedarf auf andere Weise. Die Rotkreuzler wollen nach den Sommerferien mit dem Ausbau der bisherigen DRK-Garage beginnen. Der Einzug soll im Frühjahr 2013 kommen – nach 48 Jahren im Schloss.

Die Vorteile für das Rote Kreuz sind groß, beschreibt der Ortsvereinsvorsitzende Bernd Haensch: Alle drei Fahrzeuge sind dann witterungsgeschützt in einer beheizbaren Garage untergebracht, ebenso der Container für Großveranstaltungen. Außerdem liegen künftig Schulungsraum und Gerätschaften nahe beieinander.

Die Geislinger Narren wollen bis September den alten städtischen Bauhof in der Schafbrunnenstraße bezugsfertig hergerichtet haben, berichtet der Vorsitzende August Schädle. Seit Ende der 1960er-Jahre war die Zunft im Schloss untergebracht, wo es ihr an Platz mangelte: Viel Gerät, beispielsweise die Aufbauten für die Prunksitzungen, mussten in einer angemieteten Garage ausgelagert werden.

Das soll sich nach dem Umzug alles übersichtlich unter einem Dach finden lassen. Und mehr Platz für Mitgliederversammlung ist auch: Bis zu 80 Personen können künftig zeitgleich über die Geschicke der Zunft beraten, statt vielleicht 50 bisher.

Was aber nach Auszug und Sanierung aus dem Schloss wird, steht bislang noch in den Sternen. Eine gastronomische oder gewerbliche Nutzung ist ebenso denkbar wie die als neuer Sitz der Stadtverwaltung.