Fotos: Stiegler Foto: Schwarzwälder Bote

Die Gartenfreunde Geislingen betreiben seit 1990 die Hochstammobstanlage Wolf

"Ich hatte noch nie größere Äpfel als dieses Jahr", berichtet Karl Gulde stolz. Seit 55 Jahren ist er Mitglied des Vereins der Geislinger Gartenfreunde, die die Obstanlage Wolf auf der Anhöhe beim Gewerbegebiet "Weiherle" betreiben.

Geislingen. Das unverbaute, fast drei Hektar große Areal bietet ein beeindruckendes Panorama, von der Zollernalb bis zum Plettenberg. Doch die dort stehenden 200 Streuobstbäume sind dadurch auch Wind und Wetter ungeschützt ausgeliefert. Während die Landwirtschaft in diesem Jahr unter der Niederschlagsarmut und den hohen Temperaturen zu leiden hatte, war die Obsternte der Gartenfreunde immens ertragreich. Im Jahr zuvor hingegen, bei Minustemperaturen bis in den April hinein, hat die Ernte der Kirsch-, Apfel-, Birnen-, Pflaumen-, Zwetschen, und Mirabellenbäume der Anlage auf der Anhöhe unter erheblichen Frostschäden gelitten.

Die Gartenfreunde Geislingen haben die Hochstammobstanlage mit Unterstützung der Naturschutzbehörde in den Jahren 1989/90 angelegt und erhielten 1993 für ihre Verdienste um Landschaftspflege und Naturschutz den Umweltpreis des Landratsamts Zollernalbkreis. Ein Wildapfelwäldchen und drei naturbelassene Weiher bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Schutz. Zudem würde man darauf verzichten die Streuobstwiese vor Juli zu mähen, wodurch auch das Wachstum von Enzianen und Wildorchideen, wie der Fliegen-Ragwurz, befördert werde, so Gulde.

"Eine Naturwiese ist die schönste Wiese. Je weniger Sie düngen, umso schöner die Wiese", schwärmt Gulde, der die Liebe zu den Bäumen von seinem Taufpaten gerbt hat. Am Himmelfahrtstag im Jahr 1961 habe ihn dieser, der Baumwart gewesen sei, zum Baumschneiden mitgenommen und so die Faszination geweckt, die bis heute andauert.

Der Verzicht auf Spritzmittel sorgt auch für einen unbeschwerten Genuss der angebauten Obstsorten. "Da weiß man was man hat", gibt der Vorsitzende der Gartenfreunde, Hans-Ulrich Ott, zu bedenken. "Lieber ernte ich weniger Obst, als dass ich spritze. Bei mir kommt kein Spritzmittel ran."

Obst ernten darf jeder, der Mitglied des Vereins ist und sich um seine Bäume kümmert. Das beinhaltet vor allem das Zuschneiden der Bäume, aber auch die Pflege der Baumscheiben und den Schutz vor Greifvögeln, Wühlmäusen, Rehen und Hasen.

Die Liebe zur Natur und den Enthusiasmus für die Arbeit am Baum müsse man schon mitbringen, so Ott. "Ich habe immer die Schere im Auto und wenn ich einen dürren Ast sehe, wird geschnitten."

Der Lohn der Arbeit sei die Ernte, weiß Ott. "Jeder hat Freude, wenn er am Ende in seinen eigenen Apfel beißt."