Zahlreiche Interessierte haben die Ausstellungen in Geislingen (Bild) und Binsdorf besucht. Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ausstellungen in Geislingen und Binsdorf gehen auf die Gefallenen im Ersten Weltkrieg ein

Mehr als neun Millionen tote Soldaten, etwa zehn Millionen tote Zivilisten und rund 20 Millionen Verwundete: Die Verluste während des Ersten Weltkriegs waren dramatisch. Auch zahlreiche Geislinger befanden sich unter den Opfern.

Geislingen. Deshalb wurden am Volkstrauertag in der Geislinger "Harmonie" und im Binsdorfer Raum zur Präsentation der Ortsgeschichte zwei Ausstellungen eröffnet. Bei beiden stehen besonders die Schicksale der Opfer aus der Stadt, die jeweils einzeln mit Bildern aufgeführt sind, im Vordergrund.

Die bis Freitag jeweils von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnete Ausstellung in Geislingen, "100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs", die eine Vielzahl von Feldpostkarten, Gedenkbilder und Fotos umfasst, wurde von Stadtarchivar Alfons Koch mit einem kleinen Vortrag eröffnet: "Die Idee dieser Ausstellung ist mir am Tag des Archivs im März dieses Jahres gekommen. Und dann habe ich gedacht: wenn nicht jetzt, dann nie mehr. Da Geislingen im Gegensatz zu den anderen Städten über keine Ehrentafel verfügt, mussten wir aus dem Nichts starten", berichtete Koch.

Er beleuchtete Geislinger Einzelschicksale wie das seines Großvaters Jakob Koch . Und der Stadtarchivar hatte auch einige Anekdoten parat, etwa über den Tod eines Geislingers beim Holen des Rasierzeugs für seinen Offizier oder der Geschichte, dass ein Knopf für den Geislinger Kasper Schmid zum Lebensretter wurde, weil eine Kugel davon abprallte.

"Sechs der 65 Gefallenen wurden in Geislingen in einem Sammelgrab beerdigt", berichtete Koch. In den 1950er-Jahren sei dieses aus unbekannten Gründen aufgelöst worden. "Der Großteil der Gefallenen liegt in Belgien und Frankreich, aber es gab auch vereinzelte Gefallene in Litauen und Polen." Im Sommer hatte der Stadtarchivar in Belgien mehrere Soldatenfriedhöfe besucht. Etwa Hooglede, wo sich gleich vier Gräber von Geislingern befinden, Langemark und Lijsstenthoek, sowie das französische Sailly-sur-la-Lys.

"Am 9. Februar 1919 gab es für die heimgekehrten Soldaten eine Begrüßungsfeier im Ort. 1928 wurde an der Geislinger St. Ulrich-Kirche ein Denkmal für die Gefallenen als Mahnung für den Frieden errichtet", ergänzte Koch.

Viele Opfer hatte auch Binsdorf zu beklagen: 34 Prozent der in den Krieg gezogenen Soldaten kehrten nicht mehr heim, ein deutlich höherer Anteil an Gefallenen als im deutschlandweiten Vergleich.

Hans-Jürgen Weger, Horst Berner und Andreas Schreijäg haben deshalb die Ausstellung im Rathaus auf die Beine gestellt, in der die Besucher eine Vielzahl von Fundstücken und Originalutensilien zu sehen bekommen, beispielsweise Bajonette, Mützen, Pickelhauben, Orden, Abzeichen und Stacheldraht. Auch Bilder der Gefallenen und der Heimkehrer sind zu sehen.

"Mit dieser Ausstellung möchten wir speziell der Binsdorfer Opfer gedenken und ihr Leid festhalten", so Weger. "Diese Ausstellung soll eine eindringliche Mahnung sein, dass Krieg etwas Schreckliches ist und es im Krieg keine Helden gibt. Von daher ist sie bewusst auch sachlich und nüchtern gehalten."

"Auch früher habe es schon "Fake-News gegeben", erklärt er an einem Bild, das ein Massengrab zeigt, bei dem aber die deutschen Soldaten wegretuschiert wurden. In der Ausstellung wird auch ein Modell eines Soldaten des Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 126 mit seiner ganzen Ausrüstung wie Jacke, Hose, Brotbeutel und Spaten gezeigt.

Die Ausstellung in Binsdorf ist bis Ende des Jahres jeden Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr zu besichtigen.