Reinhard Neudecker während der Feierstunde in der "Harmonie". Er ist der erste, der die Geislinger Bürgermedaille erhalten hat. Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Ehrung: Reinhard Neudecker erhält die erste Bürgermedaille der Stadt

Auszeichnung für eine besondere Persönlichkeit: Die Geislinger Bürgermedaille, 2008 ins Leben gerufen, ist nun in der "Harmonie" zum erstem Mal vergeben worden – an Reinhard Neudecker. Bürgermeister Oliver Schmid würdigte ihn als "Brückenbauer".

Geislingen. Neudecker wurde 1938 im oberschlesischen Langenbrück geboren und kam als achtjähriger Flüchtling aus Ostfriesland nach Geislingen. "Als ich zum ersten Mal nach Geislingen kam, war die Stadt für mich ein Wunderland", sagte er am Donnerstagabend.

Im Anschluss an seine Schulzeit in Geislingen studierte Neudecker, erwarb sich Doktortitel in Theologie und Philosophie, war 40 Jahre lang als Professor für rabbinistische Literatur im Päpstlichen Bibelinstitut in Rom tätig und setzte sich intensiv für den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Juden ein. Neudecker veröffentliche zudem zahlreiche Bücher und Publikationen und war ein Jahr lang in einem Flüchtlingslager in Tansania sowie im Anschluss in Äthiopien tätig.

Zu Äthiopien besteht eine enge Verbindung: Seit mehr als 30 Jahren unterstützt der Geehrte die Atse Tekle Ghiorgis Catholic School in Kechene, wohin auch die Erlöse des jährlichen Stadtfußballturniers der KJG Geislingen fließen.

"Diese Hilfe zeigt, dass die Geislinger Sie schätzen und gerne unterstützen", sagte Bürgermeister Schmid. Die Entscheidung für die Verleihung der Bürgermedaille sei im Gemeinderat einstimmig getroffen worden: "Die Geislinger schätzen Ihr weltweites Wirken und Ihren humanitären Einsatz."

Der frühere Geislinger Bürgermeister und heutige Landrat Günther-Martin Pauli sagte, dass es Neudecker gelungen sei, auch die nachkommende Generation für wohltätige Projekte zu sensibilisieren. Pauli weiter: "Geislingen kann stolz auf Dich sein. Du bist eine der eindrucksvollsten Persönlichkeiten, denen ich jemals begegnet bin. Ich bin fasziniert von Deinem Weitblick und Deiner Offenheit gegenüber anderen Kulturen."

In seiner Rede bedankte sich Neudecker bei seiner Familie und Geislinger Weggefährten – und bei der Stadt, die ihn einst aufgenommen hatte: "Geislingen gehört zu mir."