Die Arbeiten an der »Harmonie« gehen dem Ende entgegen. Die Kosten dürften Gemeinderat und Architekt aber noch länger beschäftigen. Foto: Schnurr

Streit im Geislinger Gremium über die Verantwortung der gestiegenen Kosten bei der "Harmonie".

Geislingen - Es kommt sehr selten vor, dass in einer Gemeinderatssitzung einer Person das Rederecht entzogen wird. Gestern war es in Geislingen der Fall. Es traf Architekt Manfred Ettwein. Dieser sollte in der öffentlichen Sitzung den aktuellen Sachstandsbericht zum Bauvorhaben Bürger- und Vereinsheim Harmonie liefern. Das tat er zunächst auch und sprach von der Endphase im Innenausbau und dass es hinsichtlich der Baukosten derzeit keine Veränderungen gebe.

Danach setzte er dazu an zu erklären, wie es aus seiner Sicht dazu gekommen ist, dass die Kosten von zunächst 1,9 Millionen Euro auf inzwischen 3,2 Millionen Euro steigen konnten. Auf seine Frage, ob der Architekt allein dafür verantwortlich sei, gab er auch gleich eine Antwort: Vor allem neue Wünsche des Gemeinderats und unvorhersehbare Arbeiten, hervorgerufen durch Wassereinbruch oder einem Gewölbeeinsturz, hätten dazu geführt, dass die Kostenplanung nicht mehr zu halten gewesen sei. Dennoch sei jeder Schritt abgewogen gewesen und Entscheidungen seien immer so getroffen worden, die Ausgaben niedrig zu halten. Das Fazit von Ettwein: "Wir sind auf dem besten Weg, ein schönes Gebäude zu schaffen."

"Mir stockt der Atem", empörte sich daraufhin Bürgermeister Oliver Schmid. Sicherlich seien Wünsche hinzugekommen. Doch das Gremium sei ein halbes Jahr darüber im Dunkeln gelassen worden, wie sich der Bau entwickelt, Zahlen konnten nicht vorgelegt werden. Robert Schmid (Freie Wähler) erinnerte daran, dass der Architekt, der der Stadt als Fachmann empfohlen worden war, eine Fertigstellung im Frühjahr garantiert habe. Und Binsdorfs Ortsvorsteher Hans-Jürgen Weger sprach vom Gerücht, es würden gar vier Millionen Euro. Er wollte Auskunft darüber, "wo es endet", worauf Manfred Ettwein versprach, "dass nicht mehr viel kommt", wenngleich noch einige Abrechnungen fehlten ? um danach lautstark festzuhalten, er könne es nicht mehr ertragen, dass alles auf seinem Rücken abgeladen werde. Bevor die Situation eskalierte, entzog ihm Bürgermeister Oliver Schmid das Wort, wobei er noch darauf verwies, dass nach Bauabschluss eine detaillierte Auflistung der Zahlen vorgelegt werde.

Im weiteren Verlauf der Sitzung ging es beim Tagesordnungspunkt "Museum für Zeitgeschichte in Binsdorf" ebenfalls um die Kosten. Hierzu führte Architekt Ralf Burghardt aus, dass man derzeit noch über dem Anschlag liege. Er hielt aber fest, dass die veranschlagten wohl 241.000 Euro zu halten seien, eher noch unterboten werden können: "Wir haben noch Luft und Bewegungsspielraum."