Für Geislinger Verhältnisse ist die Kolonne auf diesem Bild beinahe flüssiger Verkehr. In den Stoßzeiten morgens und nachmittags kommen Fernverkehr, Pendler und Einheimische meist nur noch im Schritttempo durch die Stadt. Foto: Schreiber

Dicht an dicht schlängeln sich Autos zu Stoßzeiten auf Geislinger Hauptstraße. Auch Richtung Ostdorf gesperrt.

Geislingen - Von Woche zu Woche wird es schlimmer: Anwohner der Geislinger Durchgangsstraße leiden unter dem zunehmenden Verkehr.

Schon zu normalen Zeiten rollen täglich mehr als 10.000 Fahrzeuge im überörtlichen Verkehr durch Rosenfelder, Brücken- und Vorstadtstraße, oft dicht an dicht. Hinzu kommen Autos von Einheimischen und Durchfahrende aus den Nachbarorten.

Seit voriger Woche führt zudem die Umleitung zur A 81 bei Empfingen durch die Geislinger Kernstadt. Der Durchgangsverkehr auf der Landesstraße 415 hat dadurch ungeachtet der Ferienzeit spürbar zugenommen.

Im Schritttempo durch die Stadt

Seit Montag ist auch noch die Kreisstraße 7124 in Richtung Ostdorf gesperrt. Seither kommen Fernverkehr, Pendler und Einheimische in den Stoßzeiten morgens und nachmittags meist nur noch im Schritttempo durch die Stadt. Abbiegen erfordert starke Nerven oder gute Kommunikation mit dem Gegenverkehr durch Gesten.

Die Geislinger, die in unmittelbarer Nähe zu dem Verkehrsstrom leben, leiden unter noch mehr Lärm und Abgasen als sonst: "Wohl dem, der nicht an der Hauptverkehrsstraße wohnt", ärgert sich ein direkter Anwohner.

Schon in den frühen Morgenstunden gehe der Lastwagenverkehr los – mit Lärm und Krach und Poltern, wenn die schweren Fahrzeuge über die Schachtdeckel holpern. Glücklich schätzen könnten sich jene Geislinger, die in einer Nebenstraße oder außerhalb des Ortskerns wohnen – "obwohl auch dort der Verkehr zunimmt".

Für die Anlieger sei die Ortsdurchfahrt eine Zumutung und für Nicht-Autofahrer eine Gefahr: " Nur noch wenige Radfahrer trauen sich noch auf der Straße zu fahren."

Auch Fußgänger haben Probleme

Geschäftsleute sehen die Situation teilweise mit Galgenhumor: "Wenn sich die Autos auf der Straße stauen, blicken viele Beifahrer in unser Schaufenster", kann einer von ihnen der Situation mit Ironie zumindest einen kleinen, positiven Aspekt abgewinnen.

Fußgänger haben es auf den rund anderthalb Kilometern Strecke auch nicht leicht: Schon beim Verkaufsoffenen Sonntag im März hatten Passanten bemängelt, dass der Gehweg zwischen Friseur "Haarwerk" und Architekturbüro Arndt wegen einer Baustelle gesperrt ist und man ohne Zebrastreifen oder Ampel die Seite wechseln musste. Erst am Dienstag wurde dieser Mangel durch eine provisorische Bedarfsampel endlich behoben.

Manchen Geislingern ist unverständlich, weshalb das so lange gedauert hat: "Meine Schwiegermutter ist über 90 und muss mit dem Rollator über die Straße", berichtet eine Frau. Die betagte Dame wohnt auf halber Strecke zwischen den Ampeln bei der Raiffeisenbank und bei Kleider-Müller. Sie musste bislang einen weiten Umweg machen, wenn sie nicht mit dem Rolli über die viel befahrene Landesstraße eilen wollte.

Was Geislingern und Durchfahrenden gleichermaßen ein wenig Hoffnung macht: Die Straße nach Ostdorf wird wohl ab dem Wochenende wieder offen sein.

Bis zu den Sommerferien, so der Plan, sollen auch die Erneuerung der Autobahnanschlussstelle bei Empfingen abgeschlossen und die Umleitung durch Geislingen beendet sein. Dann darf die Sonnenstadt auf weniger Verkehr hoffen. Zumindest bis die nächste Baustelle und Umleitungen auf dem Plan stehen.