Glasfaserkabel binden künftig Haushalte und Firmen ans schnelle Internet an – auch in Geislingen. (Symbolbild) Foto: Woitas

Gremium stimmt Breitbandausbau zu. Telekom will keine Kapazitäten freigeben.

Geislingen - Auch die Stadt Geislingen muss kräftig investieren, um ein leistungsfähiges Breitbandnetz aufzubauen. Nur mit Glasfaserkabeln sind nach Meinung der Experten in Zukunft schnelle Internetverbindungen möglich. Ärger gab es im Gemeinderat über das Verhalten der Telekom.

Was bisher in Sachen Breitband geschehen ist, erklärte Sandra Gobbo von der Geschäftsstelle Breitband des Landkreises. 2016 begannen die Planungen für ein Backbone-Netz in alle Kreisgemeinden, seit 2017 werden Leerrohre und Kabel verlegt. Die Städte und Gemeinde legen derzeit fest, welcher Teil des Netzes wann gebaut wird. Es folgt eine zweite Netzbetreiberausschreibung – ein Betreiber für das gesamte Breitbandnetz wird gesucht.

Geislingen ist nach Angaben Gobbos "relativ gut" mit einer Bandbreite von mindestens 30 Megabit pro Sekunde versorgt – von Unitymedia (ehemals Kabel BW) und Netcom (früher NeckarCom). Die Teilorte Binsdorf und Erlaheim hängen am Datennetz der Telekom.

Gewerbegebiete unterversorgt

Als "unterversorgt" gelten allerdings viele Gewerbebetriebe, die symmetrische Bandbreite zum Hoch- und Herunterladen von Daten benötigen. Hier schneiden Erlaheim, Teile Binsdorfs und der Norden von Geislingen noch am besten ab.

Für den Ausbau der Backbone-Trasse sind Kosten von 572. 707 Euro errechnet worden. Der Eigenanteil der Stadt würde sich auf 315 .695 Euro belaufen. Ein großer Teil des Backbones zwischen Geislingen und Binsdorf kann laut Gobbo im Rahmen der Neuverlegung der Abwasserdruckleitung von Rosenfeld nach Geislingen mitverlegt werden. Die Anbindung der Schulen, Ortsteile und PoP (Points of Presence oder Knotenpunkte fürs Glasfasernetz) würde bei Gesamtkosten von 486. 737 Euro die Stadt weitere 179 .576 Euro kosten.

Nächste Stufe wäre ein FTTB-Netz (Glasfaser in jedes Gebäude). Dazu werden laut Bürgermeister Oliver Schmid bei Straßenbaumaßnahmen und der Erschließung von Baugebieten Leerrohre für Glasfaserkabel verlegt. "Völlig überreguliert" nannte Schmid das Antrags-, Genehmigungs- und Förderungsverfahren. Die Politik müsse dies einfacher machen.

Stadt beteiligt sich an Kosten

"Irritiert" zeigte sich Hans-Jürgen Weger, dass in dem Plan des Landratsamts die mit hoher finanzieller Beteiligung der Stadt von der Telekom verlegte Glasfaserleitung ins Binsdorfer Gewerbegebiet nicht auftaucht. Diese sei ihnen nicht bekannt, sagte Gobbo. "Ohne Hilfe der Stadt hätte die Telekom dort keine Leitung verlegt", so Kämmerer Oliver Juriatti. "Völlig hirnrissig" sei das, polterte Weger, nun ein neues Kabel zu verlegen: "Wir geben ein Schweinegeld aus und haben dort eine Leitung mit 50 MB." Die Telekom gebe in der Regel keine Kapazitäten in ihrem Netz frei, sagte Gobbo. Und Bürgermeister Schmid hielt fest: "Die Telekom wird erst dann aktiv, wenn die Kommunen selbst ein Netz bauen."

Wolfgang Pauli machte geltend, dass die Telekom versuche, ihre Kupferkabel so lange wie möglich technisch aufzurüsten. Das sei aber nicht zukunftsfähig. Die relativ niedrige Schwelle von 30 MB verhindere vielerorts eine Förderung für ein schnelleres Netz.

Schlussendlich stimmte der Gemeinderat zu, dass Haushaltsmittel für die Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Ein Betrieb gewerblicher Art soll für den Breitbandausbau gegründet werden. Der Auftrag für die Netzbetreiberausschreibung für Geislingen geht an die Kommunalanstalt Komm.Pakt.Net und das Landratsamt.