Henry Greif als Pilger (links) und Klaus Richter als Geist spielen eine Szene aus den künftigen "Dunkel war’s"-Führungen für interessierte Gäste-Führer in spe. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Gar nicht wie im Mittelalter: Unterkirnach castet neue Gästeführer in spe

Sind Sie schon einmal in den Abendstunden durch Unterkirnach spaziert, zum Beispiel zur Mühle oder in die Jakobuskirche? Ab Mitte/Ende Juli wird es die Gelegenheit geben, mit mittelalterlich gewandeten Führern.

Unterkirnach. Gemeinsam mit Henry Greif und Klaus Richter darf man sich nun aufmachen, geheimnisvolle Orte zu erkunden – der eine oder andere Schauer könnte dann schon den Rücken herunterrieseln, denn nicht nur ihre Erzählungen, sondern auch die Stimmung wird magisch sein.

Ein Casting war am Mittwochabend in der Schlossberghalle angesagt, denn Greif und Richter sowie Roland Dufner und Nicola Benzing, das Kleeblatt, das fantasievoll und immer mal wieder variierend durch die Mühle und den Ort führt – bis dato bei Tageslicht – braucht Unterstützung.

Gespannt warteten sie am Mittwoch um 19 Uhr in der Schlossberghalle, zusammen mit Bürgermeister Andreas Braun und Fabian Bönecke, Teamleiter der Tourist-Info, darauf, ob Interessenten ihrem Aufruf, sich als Führer durch Unterkirnachs helle und dunkle Gassen, zu bewerben, folgen würden. Alle waren angenehm überrascht, dass mehr als zehn weibliche und männliche Interessenten trotz Hitze den Weg in die Schlossberghalle gefunden hatten.

"Na dann wollen wir mal", beschlossen Henry Greif und Klaus Richter und wurden aktiv: "Als Pilger bin ich unterwegs und suche eine Herberge", wanderte Pilger Greif in die Halle, während sich "Geist" Richter an ihn heranschlich. Am Narrenbrunnen dozierte Greif: "Es gibt eine unglaubliche Fresserei an der Fasnet, der Mensch wird zum Tier, er schreit, er lärmt, er nimmt sich Rechte."

"Hilfe, wir brauchenUnterstützung!

Fasziniert folgten die möglicherweise zukünftigen Führer der kleinen Szene, dann begrüßte Braun die Gäste mit den Worten: "Ich bin immer beeindruckt, was die beiden zu erzählen haben und wie sie ihre Rollen nicht nur tauschen, sondern auch immer wieder neue Einfälle haben, und wenn gerade ein Auto vorbeifährt, wird dieses integriert. Im Mittelalter gab es ja ganz besonders viele davon..." Greif und Richter nicken ernst mit dem Kopf.

Bis dato seien die Mühlenführungen, ob nur die Mühle oder die größere Führung durch den Ort, der Anziehungspunkt für Besucher. Nicht zu vergessen Roland Dufner und Nicole Benzing, die das heiß begehrte Liesele spielt oder auch mal den Müller. Jeder kann, keiner muss. Im letzten Jahr seien mehr als 40 Führungen gebucht worden, das könne man nicht mehr stemmen: "Hilfe, wir brauchen Unterstützung", plädierte Richter theatralisch.

Fabian Bönecke, neuer Teamleiter in der Tourist-Info, hat sich schon gut eingearbeitet und bezüglich der historischen Führungen Feuer gefangen. Es gebe schon die ersten Anfragen für Führungen, kaum dass sich die Inzidenzzahlen nach unten bewegen, erklärte er. Man könne Führungen auch zu Geburtstagen oder Hochzeitstagen buchen, es gebe fixe Termine auf Anfrage, erläuterte er.

Die "Dunkel war’s"-Führungen seien neu und würden am 8. Juli in einer ersten Ausgabe offiziell vorgestellt, hier sei Gänsehaut pur zu erwarten, schwärmte er. Leicht eingeschüchtert hoben die ersten Besucher die Hände und meinten: "Sie haben die Messlatte aber hoch gehängt, ob wir das können?" "Ach was, das können Sie auch, Sie müssen sich ja nicht streng an Texte halten, sondern können da ganz flexibel sein, Hauptsache, Sie versuchen nicht, so wie wir zu sein", wurden sie von Greif und Richter beruhigt. "Wir helfen Ihnen gerne, Sie können ja mal mit einer Figur beginnen, das Einzige, was Sie mitbringen müssen, ist Herzblut."

Unterkirnach fasziniere ihn, betonte Greif, und Richter nickte enthusiastisch. Alles sei klar und auf kurzen Wegen zu erreichen und biete Stoff für viele Geschichten, alleine der gigantische Narrenbrunnen, der mit seinen Säulen und Figuren wie eine Kathedrale wirke, sei unübertroffen, so Greif. Er sehe den Tod und das Leben, die Geschichte der Fasnet werde erzählt, logisch, dass am Brunnen der Fasnetgeist erscheine, so Greif, der nicht mehr zu bremsen war.

Unzählige Geschichten sprudelten aus seinem Mund: "Jeder springt so hoch er kann", bremste ihn Bönecke aus und kam noch einmal auf die Messlatte zu sprechen.

Beeindruckt löste sich die Gruppe auf, einzelne Fragen wurden gestellt, Prospekte für die Führungen eingetütet und versprochen: "Wir melden uns für weitere Informationen und auch erste Probegänge durch Unterkirnach."

"Toll, dass Sie alle gekommen sind", rief ihnen noch Greif, der wieder zu Wort kam, hinterher.