Ralf Stoffels hilft den Jugendlichen dabei. Foto: privat

Computer-Hacker treiben ihr Unwesen. Doch keine Angst: Gehackt, was das Zeug hält, wird in diesem Fall im Jugendforschungszentrum (JFZ) Calw nur im guten Sinne. Die Gruppe "C-Hack" (Calwer-Hackerspace) arbeitet derzeit aneinem eigenen Computerspiel. Im Mittelpunkt: das Calwer Rathaus.

Calw - Wer von der Aula oder dem Hermann-Hesse-Gymnasium den Zwinger hinuntergeht, sieht bunt leuchtende Buchstaben: "C-Hack". Nur nebenbei: Sogar dieser LED-Schriftzug ist ein Ergebnis der jungen Tüftler. In dem Gebäude gegenüber des Georgenäums befindet sich die Heimstatt von jungen Menschen, die selbst neue Forschungsideen einbringen und an diesen Projekten aktiv mitwirken.

Alles steht unter dem Ziel des Vereins mit dem Namen "Jugendforschungszentrum Region Calw". Nämlich, sich für die Förderung der Allgemeinbildung im technischen und kreativen Bereich einzusetzen. Darunter fällt beispielsweise "Elektronik basteln und auch Jugend forscht", klärt einer der Betreuer, Ralf Stoffels, auf. Man denke nur an den "C-Hack"-Turm im Stammheimer Feld mit seinem Funkempfänger, einer Webcam, dem Fledermaussensor, dem Erdbeben-Seismografen und weiteren technischen Einrichtungen.

Stoffels ist einer der ehrenamtlich tätigen Erwachsenen, die den Jugendlichen mit Rat und Tat zur stehen. So trifft er sich mit technik-affinen Jungs und Mädels regelmäßig im hauseigenen JFZ-Café zum Gedankenaustausch und zum gemeinsamen Ausprobieren. Doch es ist wie überall: Corona-Lockdown. Das JFZ ist aktuell geschlossen. Was jedoch nicht Stillstand bedeutet. Im Gegenteil.

Stoffels trifft sich seit einem halben Jahr mit drei Jungs online zu einem "Coder Dojo". Diese Coder-Dojos gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt. Es sind Treffen junger Menschen, die sich für Technik interessieren. Mit ihren Mentoren erlernen sie, neue Dinge mit dem Computer zu erschaffen. Aktuell steht das Programmieren ganz oben auf der Agenda.

Aus Fehlern lernen

Stoffels ist im Pressegespräch anzumerken, wie er und seine Mitstreiter Tizian, Martin und Leonard für dieses Projekt brennen. "Alles ist selbst gemacht. Da bin ich ganz begeistert. Die Jungs haben schnell verstanden, dass es dieses Spiel nur einmal geben wird", so Ralf Stoffels. "Wir können sagen: ›Nichts ist nachgemacht oder aus dem Internet geklaut.‹" Laut Stoffels haben die Jungs den Anspruch, alles selbst zu erstellen. Den Antrieb dafür schöpfen die Vier aus ihrer gemeinsamen Neugierde an Technik und Computer. Und diesem gemeinsamen Ziel, das sie vor Augen haben: "Das gibt ein schickes Computerspiel." "Am Ende kann man dieses dann auch auf der C-Hack-Seite herunterladen", visualisiert Stoffels und schwärmt: "Die Jungs arbeiten zum großen Teil richtig selbstständig. Ganz wichtig ist, dass sie bereit sind, Fehler zu erkennen und aus ihren Fehlern zu lernen."

Unsere Zeitung durfte an einem Online-Meeting teilnehmen. Dabei wurde deutlich, wie neu ausgedachte Ideen, Aufgaben und Hindernisse für das Spiel in einem Drehbuch landen. "Da können wir einen Wassergraben einbauen – denn Hindernisse müssen sein, damit die Schwierigkeitslevel steigen", lautete einer der spontanen Vorschläge aus dem Jung-Programmierer-Kreis. Sie sind mittlerweile bei sieben Level-Stufen angekommen.

Für Stoffels und seine Schützlinge ist dieses Projekt auf die Dauer eines ganzen Jahres ausgelegt. Hierzu treffen sie sich jede Woche zur fest abgemachten Mittwoch-Abend-Session.

Ist alles fertig, wird der Name Calws besondere Bedeutung erlangen. Soviel sei schon einmal verraten: In dem Spiel dreht sich vieles um eine Geschichte im Calwer Rathaus. Sie handelt von Bernie dem Buchhalter, der dort schon seit vielen Jahren arbeitet, von seltsamen Ereignissen, von verschwundenen Menschen und vielen Geheimnissen, die sich hinter einer schweren Holztüre verbergen. Wer weiß, vielleicht wird genau dieses Spiel aus der Calwer "Regierungszentrale" eines Tages auf der ganzen Welt gespielt werden?