Blick auf die Außenstelle in Möhringen: Mercedes bezahlt die festangestellten Mitarbeiter ordentlich – Führungskräfte können ihr Grundgehalt sogar vervielfachen Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Bonuszahlungen, Phantomaktien, Zielvergütungen: So viel lässt sich Mercedes die Beschäftigten kosten. Und: was hat es eigentlich mit den Führungsebenen E1, E2, E3 und E4 auf sich?

Mehrere Millionen Euro verdient Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius im Jahr. Er ist damit der Topverdiener des Konzerns. Unterhalb des Vorstands gibt es eine tiefgestaffelte Hierarchie aus Führungsebenen, in denen bis in niedrigere Stufen hinein sechsstellig verdient wird. Wir geben einen Überblick.

 

Gehalt bei Mercedes: E1

Sie umfasst mehrere Dutzend Top-Führungskräfte, die in der Hierarchie unmittelbar unter dem Vorstand angesiedelt sind und jeweils mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr nach Hause tragen. Das Gehalt wird auf dieser Ebene individuell ausgehandelt. Zum Gehalt gibt es noch einen Bonus und außerdem jedes Jahr ein Paket sogenannter Phantomaktien. Mit ihnen sollen die Manager an der Entwicklung des Aktienkurses über vier Jahre hinweg finanziell beteiligt werden, damit ihre Entscheidungen nicht zu kurzsichtig ausfallen. Zur Ebene 1 gehören zum Beispiel die Verantwortlichen für die einzelnen Werke, die früher als Werkleiter bezeichnet wurden.

Gehalt bei Mercedes: E2

In ihr sind die Bereichsleiter tätig, die oft mehrere Hundert Mitarbeiter haben und Budgets in Millionenhöhe verwalten. Zu ihnen gehören Manager, die das Auslandsgeschäft in großen Ländern verantworten. Sie verdienen ein Grundgehalt von rund 200 000 Euro, zu dem noch ein Jahresbonus kommt, der vom Erfolg des Gesamtunternehmens abhängt. Außerdem steht ihnen jedes Jahr ein größerer Betrag für Phantomaktien zur Verfügung.

Sie können weitgehend selbstständig im Rahmen ihrer Budgets und der Konzernrichtlinien Personal einstellen und gelten rechtlich als leitende Angestellte – ebenso wie Manager der Ebene 1. Der Nachteil dieses Status ist, dass sie vergleichsweise einfach entlassen werden können, da der Kündigungsschutz bei ihnen nicht in gleicher Weise greift wie bei anderen Arbeitnehmern.

Gehalt bei Mercedes: E3

In ihr sind die Abteilungsleiter eingestuft, die einschließlich Bonus 120 000 bis 140 000 Euro plus Phantomaktien im Wert von rund 20 000 Euro verdienen, deren Anzahl über die Zeit allerdings wesentlich steigen kann. Ihre arbeitsrechtliche Einstufung ist kompliziert. Mercedes zählt sie oft zu den leitenden Führungskräften, doch das heißt nicht, dass sie rechtlich leitende Angestellte sind.

Über ihre Einstufung kam es immer wieder zu Streitigkeiten, wenn es um die Frage ging, ob sie an Betriebsratswahlen teilnehmen dürfen. Vor Jahren wurde eine Betriebsratswahl gerichtlich für ungültig erklärt, weil E3-Mitarbeiter fälschlicherweise als leitende Angestellte behandelt wurden. Nach eigener Aussage wird auch Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht auf der Stufe eines Abteilungsleiters bezahlt.

Gehalt bei Mercedes: E4

Sie sind die sogenannten Teamleiter, die rund 100 000 Euro im Jahr verdienen und auf der niedrigsten Führungsebene stehen. Ihr Bonus und ihr Anspruch auf die begehrten Phantomaktien ist deutlich geringer als der von höheren Hierarchieebenen. Sie sind keine leitenden Angestellten und nicht nur durch die Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung recht gut vor Entlassung geschützt, sondern auch durch das Kündigungsschutzgesetz.

Ingenieure, Mechatroniker und Co: Gehalt für Tarifbeschäftigte

Hier gibt es ein weit gestaffeltes Feld, in dem die Einkommen eine große Bandbreite aufweisen. Die Monatsgehälter reichen in Baden-Württemberg von Entgeltgruppe 1 mit 2522 Euro brutto bis zu Ent-geltgruppe 17 mit 6358 Euro. Hinzu kommen Zuschläge, etwa für Spät- und Schichtarbeit. Die unteren Entgeltgruppen sind kaum besetzt.

Mehr Gehalt durch Bonus bei Mercedes

Die Führungskräfte erhalten zusätzlich zum Grundgehalt einen Bonus, für dessen Berechnung ein kompliziertes System entwickelt wurde. Dabei geht es heute nicht mehr um die persönliche Leistung, sondern um die des gesamten Unternehmens beziehungsweise der jeweiligen Sparte. Sehr wichtig sind die finanziellen Ziele, durch deren volle Erreichung sich das Grundgehalt bei hohen Führungskräften verdreifachen kann. Entscheidend ist hier das Erreichen von Zielen für den Betriebsgewinn und den Zufluss von Geld (Cashflow).

Bedeutung hat auch die Frage, wie das Unternehmen die Transformation bewältigt und bei Themen wie der Elektrifizierung, der Nachhaltigkeit und beim vernetzen Fahren vorankommt. Auch nichtfinanzielle Ziele spielen eine Rolle, etwa die Frage, wie zufrieden Kunden und Mitarbeiter sind und ob das Unternehmen beim Thema Diversity, zu dem die Erhöhung des Frauenanteils gehört, vorankommt. Das höchste Gewicht haben allerdings die finanziellen Erfolgsziele. Die Hälfte des Bonus wird sofort ausgezahlt, die andere Hälfte ein Jahr später – die Höhe hängt dann von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens im Folgejahr ab.

Phantomaktien

Sie werden Führungskräften jedes Jahr neu zugeteilt, und sie umfassen jeweils einen Vier-Jahres-Plan. Drei Jahre lang werden die Mitarbeiter so gestellt, als würden sie die zugeteilten virtuellen Aktien tatsächlich halten und erhalten die Dividende. Danach wird ermittelt, wie sich Aktienkurs und Umsatzrendite im Vergleich zu einer Gruppe von Wettbewerbern entwickelt haben. Bei guter Entwicklung steigt die Zahl der Phantomaktien auf das bis zu Dreifache. Im vierten Jahr wird deren Wert dann ausgezahlt, sodass die Führungskräfte nicht nur von der Dividende, sondern auch vom Aktienkurs profitieren.

Das Eigeninteresse an der längerfristigen Entwicklung des Aktienkurses soll die Führungskräfte dazu bringen, auch bei der Führung ihrer Bereiche nicht nur auf kurzfristige Verbesserungen zu setzen. Sie sind gehalten, ein Viertel der ausgezahlten Beträge in Mercedes-Aktien zu investieren, bis deren Zahl eine festgelegte Höhe erreicht hat.