Im Neurieder Rathaus, wie auch in Schwanau, Meißenheim und Friesenheim, werden Sparmaßnahmen diskutiert. Foto: Ehrlich (Archivbild)

Durch den Krieg in der Ukraine steigen derzeit die Energiepreise immer weiter in die Höhe. Ein möglicher Gaslieferstopp seitens Russlands könnte zu einer Knappheit auch in der Region führen. Die Lahrer Zeitung hat bei den Gemeinden nachgehakt, welche Maßnahmen sie den Winter planen, um Energie und Geld zu sparen.

Friesenheim/Meißenheim/Neuried/Schwanau - In der Sommerzeit sind die Gemeinden nicht untätig. Die Vorbereitungen für die Heizperiode im Winter laufen. Unsere Redaktion hat in den Rathäusern nachgefragt.

Wie brisant ist die Energiekrise für die Gemeinden?

Sehr brisant, wie aus den Antworten hervor geht. So teilt Schwanaus Hauptamtsleiter Michael Fertig mit: "Natürlich trifft uns die Energiekrise. Vom Gasmangel sind wir zwar wenig betroffen – wir selbst haben nur wenige Gebäude, die mit Gas versorgt werden – jedoch ist eine Vielzahl von Ölheizungen und Pelletanlagen vorhanden". Die Kosten für beide Brennstoffe seien um ein Vielfaches gestiegen und würden somit auch die Gemeinde treffen. Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder hofft auf Unterstützung durch Land und Bund: "Die Kommunen des ›Alten Landkreises Lahr‹ gehen davon aus, dass sowohl die Bundesregierung als auch die Landesregierungen ihrer Pflicht, für Energie zu sorgen, nachkommen", teilt er mit. Dessen ungeachtet werde es jedoch die Pflicht der Kommunen und der Bürger sein, Energie zu sparen. Die Gemeinde Friesenheim teilt mit, dass sie sich der Stellungnahme der Bürgermeister des Altkreises anschließt. Diese haben für alle Kommunen gesprochen. Neurieds Bürgermeister Tobias Uhrich betont zum Thema: "Wir sind dran."

Welche Energiesparmaßnahmen werden bereits umgesetzt?

Die Gemeinde Schwanau prüfe derzeit die rechtliche Möglichkeit, die Straßenbeleuchtung zu dimmen, so Hauptamtsleiter Fertig. Man untersuche in allen Gebäuden die Heizzentrale nach Energiefressern und begutachte die Heizungssteuerungen. In Meißenheim sei man bereits seit Jahren darauf bedacht, Energie einzusparen. So habe man den Energieverbrauch der Straßenbeleuchtung um 80 Prozent reduzieren können und mit den eingesparten Mitteln wärmedämmende Maßnahmen an verschiedenen Gebäuden und eine Optimierung der Haustechnik vorgenommen, erläutert Schröder. "Wir sind seit Jahren schon dabei, Energie zu sparen", sagt auch Neurieds Bürgermeister. Derzeit spreche er mit seinen Mitarbeitern ab, wo diese Einsparpotenziale erkennen. In Friesenheim sind die größten Maßnahmen die kommende Grundschulsanierung, die Sanierung der Sternenberghalle sowie die Installation eines Fernwärmenetzes auf Basis von Hackschnitzeln im Neubaugebiet in Heiligenzell, heißt es von Seiten der Pressestelle.

Welche zusätzlichen Maßnahmen könnten kommen?

"Aktuell erarbeiten die Sprengelgemeinden des alten Landkreises Lahr geeignete einheitliche Vorschläge in Abhängigkeit der Besonderheiten der einzelnen Gemeinden", erklärt Schröder. Diese Vorschläge werden dann den Gemeinderäten zur Abstimmung vorgelegt. Uhrich ergänzt: "Es kann sein, dass die Vorschläge zu 80 Prozent identisch sind." Er werde sich am 14. September mit dem Gemeinderat abstimmen und auch Vorschläge seitens des Gremiums anhören. Am 12. Oktober, wenn die Heizperiode beginnt, soll entschieden werden. "Wir gehen in jede Richtung in Neuried", so Uhrich. Die Weihnachtsbeleuchtung, die Beheizung der Büros und auch die Steuerung der Energie in den Hallen seien Ansatzpunkte. "Für den Winter haben wir vorgesehen, die Heizkurve in den Gebäuden deutlich herunterzunehmen", erklärte Fertig für die Gemeinde Schwanau. Eine Überlegung sei, in den Verwaltungsgebäuden eine Höchsttemperatur festzulegen. Zudem denke man über Nachtabsenkungen nach. In Friesenheim soll gemeinsam mit dem Gemeinderat ein Krisenstab gebildet werden. Einen internen Krisenstab gebe es schon.

Droht ein Warmwasserstopp in den Sporthallen?

Eine Vorgabe, auf warmes Wasser in den Sporthallen zu verzichtet, wie sie die Stadt Ettenheim bereits beschlossen hat, sei möglich, so Schröder. Zu den Maßnahmen, die die Bürgermeister des Altkreises Lahr diskutieren, zähle demnach die Frage, ob in den kommunalen Hallen die Warmwassernutzung eingeschränkt wird beziehungsweise ob generell auf Warmwasser verzichtet werden kann. In Schwanau habe man "über einen Warmwasserstopp noch nicht nachgedacht", so Fertig. Tobias Uhrich betont, dass die Gemeinde Neuried "alles dafür tun wird, dass die Vereine nicht weiter leiden". Die Corona-Zeit sei schwierig genug gewesen. "Es wird beheizte Hallen und warmes Wasser geben", wagt er eine Prognose.

Was erwartet die Gemeinden aus finanzieller Sicht?

Das lässt sich bislang nur schwer beurteilen. "Wie hoch die Belastung für die Gemeinde ist, kann jetzt noch nicht gesagt werden", sagt Schwanaus Hauptamtsleiter Fertig. Jedoch werde die Energiekrise die Gemeinde "in nicht unerheblichem Maße treffen". "Inwieweit sich die Energiepreiserhöhungen auswirken beziehungsweise wie viel mehr die Gemeinden konkret für Gas und Strom in diesem Jahr aufbringen müssen, ist noch nicht abzusehen, da die Preisentwicklung leider noch nicht abgeschlossen ist", erklärt Meißenheims Bürgermeister Schröder. "Wir alle müssen und werden gemeinsam diese Herausforderung meistern", so der Rathauschef weiter. Friesenheim und Neuried sehen dies genauso.

Info – Flüchtlinge ziehen um

Eine konkrete Energiesparmaßnahme der Gemeinde Neuried ist ein Umzug der Flüchtlinge, erläutert Bürgermeister Tobias Uhrich. Die Flüchtlinge sind seit Frühjahr in der zuvor leerstehenden Dundenheimer Schule untergebracht, sollen ab dem 7. November jedoch in die Jugendherberge Friedrich-Dilger-Haus bei Altenheim ziehen. "Das ist energetisch viel sparsamer", so Uhrich. Gleichzeitig betont er jedoch, dass die Schließung der Unterkunft in der Schule vorübergehend sei. "Das Landratsamt geht davon aus, dass noch eine Welle auf uns zukommt", so der Bürgermeister. Entsprechend könne die Unterkunft im Winter schnell reaktiviert werden.