Egal wann man auf den Straßen rund um Remseck unterwegs ist– die Autos und Lastwagen stehen fast immer Stoßstange an Stoßstange. Foto: Max Kovalenko

Einen Nord-Ost-Ring für Stuttgart wird es mit dem grünen Verkehrsminister Winfried Hermann nicht geben. Allerdings denkt der für die Infrastruktur im Land verantwortliche Politiker nun über kleine Lösungen gegen den Dauerstau nach. In Arbeit ist ein Konzept für den besseren Verkehrsfluss an Kreuzungen.

Stuttgart - Bei einem Besprechungstermin mit den Rathauschefs der betroffenen Städte und Gemeinden stellte der Verkehrsminister erste Auszüge aus einem neu erarbeiteten Gutachten vor. Mit am Tisch im Sitzungssaal des Waiblinger Landratsamts saßen unter anderem der Remsecker Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger und sein Waiblinger Amtskollege Andreas Hesky, auch Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs ließ sich über die Ideen für eine kurzfristige Linderung der Verkehrsprobleme informieren. Auch verschiedene Wahlkreis-Abgeordnete aus Land- und Bundestag nahmen an dem Gesprächstermin teil.

Kernpunkt des Informationsaustauschs war die Frage, wie sich der tägliche Dauerstau zwischen dem Rems-Murr-Kreis und dem Wirtschaftsraum Ludwigsburg auch ohne eine zusätzliche Verkehrsschneise beheben lässt. Nach dem Aus für den Nord-Ost-Ring und die in den vergangenen Jahren vielfach diskutierte Andriof-Brücke sollen nun kleine Lösungen an den Knotenpunkten für einen besseren Verkehrsfluss sorgen.

„Der Nord-Ost-Ring ist weder rechtlich, noch politisch oder gar ökologisch durchsetzbar. Deshalb suchen wir nach Lösungen, wie sich bestehende Verbindungen zwischen Rems-Murr-Kreis und dem Wirtschaftsraum Ludwigsburg optimieren lassen“, sagte der Grünen-Politiker Winfried Hermann nach dem Treffen. Gedacht ist an die Verbesserung der Ampelschaltung etwa am Nadelöhr der Remsecker Neckarbrücke, auch an anderen Knotenpunkten wird vom Gutachter durch längere Grünphasen, den Bau von Kreisverkehren und neue Einfädelspuren eine Verbesserung zwischen 28 und 42 Prozent erwartet.

Keine Verbesserung durch kleine Lösungen

Außerdem sollen die Pläne der Stadt Remseck für eine zweite Neckarquerung in die Überlegungen einfließen. Um im Herzen der aus fünf Dörfern bestehenden Kunstkommune eine wirkliche Stadtmitte bauen zu können, wünscht sich Remseck statt der bisherigen Lösung eine etwa 400 Meter weiter westlich gelegenen zweite Brücke.

Für das Großprojekt müsste selbstredend auch die Landesstraße 1140 ein Stück verlegt werden. „Über das Thema wird man sicher ebenso nachdenken müssen wie über die Frage nach dem öffentlichen Nahverkehr. Aber Remseck erwartet ja auch eine Antwort vom Land“, erklärte Hermann. Die erwarteten Kosten gab der Verkehrsminister mit der Größenordnung von mindestens 20 Millionen Euro an. „Das ist kein Projekt, dass man mal eben so einschiebt“, betonte er.

Eine deutliche Senkung der Wartezeiten versprechen sich allerdings weder das mit der Untersuchung beauftragte Karlsruher Büro Modus Consult noch Verkehrsminister Winfried Hermann selbst. „Eine wesentliche Verbesserung ist mit kleinen Lösungen nicht zu erwarten“, räumte der Grünen-Politiker ein. Der Verkehr auf der täglich von mehr als 30.000 Autos und Lastwagen befahrenen Neckarbrücke sei vor allem lokal orientiert, der Schleichverkehr zwischen A 8 und 81 oder als Mautflüchtlinge durchfahrende Brummis würden kaum eine Rolle spielen.

Sein Konzept für die konkreten Verkehrsverbesserungen will Hermann Anfang 2014 vorlegen. Am Rande des Treffens machte am Dienstag allerdings schon der Vorwurf von der „politischer Schönheitskosmetik“ die Runde – und die Frage, ob selbst mit der jetzt vorgestellten Minimallösung ein Konsens mit den betroffenen Kommunen erzielt wird.