Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff warnte eindringlich vor der Verharmlosung rechtsextremistischer Gewalt. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

In Stille, mit Blumen, persönlichen Worten und Appellen erinnert Halle an einen der schlimmsten Anschläge in Deutschland. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff warnt dabei eindringlich vor der Verharmlosung rechtsextremistischer Gewalt.

Halle - Zwei Jahre nach dem Terroranschlag in Halle hat die Stadt der Opfer und Hinterbliebenen gedacht. Auf dem Marktplatz hielten am Samstag Hunderte Menschen minutenlang inne. Dazu läuteten ab 12.04 Uhr die Glocken der Marktkirche und des Roten Turms. Zu dieser Uhrzeit hatte der schwer bewaffnete rechtsextreme und antisemitische Attentäter am 9. Oktober 2019 versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in der voll besetzten Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Halle ein Blutbad anzurichten.

 

Als ihm dies nicht gelang, erschoss er auf der Straße die 40-jährige Jana L.. Wenig später tötete er den 20-jährigen Kevin S. in einem Döner-Imbiss. Auf seiner Flucht verletzte er mehrere Menschen schwer. An den Anschlagsorten wurden nun Kränze, Gebinde und Blumen niedergelegt. „Unser besonderes Gedenken gilt den Opfern und ihren Angehörigen, über die der Täter unendliches Leid gebracht hat“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor der Synagoge.

Vertreter von Initiativen, die sich für Betroffene und Hinterbliebene des Attentats einsetzen, forderten mehr Unterstützung von der Politik und der Zivilgesellschaft. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Anliegen von Opfern und Hinterbliebenen von terroristischen Straftaten im Inland, Edgar Franke, sicherte Hilfe zu. Es gelte, das Geschehene zu verarbeiten - heute und noch in vielen Jahren. Bei dem Attentat standen viele Menschen über Stunden hinweg Todesängste aus, laut Opfervertretern sind sie bis heute schwer traumatisiert.

„Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz haben in Halle keinen Platz“

Haseloff sagte, der 9. Oktober 2019 sei eine Zäsur für das Bundesland und ganz Deutschland gewesen. Er warnte die Gesellschaft vor dem Vergessen und vor Verharmlosungen rechtsextremistischer Gewalt. „Das dürfen wir nicht unwidersprochen lassen“, sagte er. „Ziehen wir gemeinsam eine rote Linie des Anstands. Diffamierungen des Anderen müssen wir konsequent entgegentreten, Rechtsextremisten gemeinsam die Stirn bieten“.

Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) betonte, das Attentat habe eine tiefe Wunde und Narbe in der Stadt hinterlassen. „Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz haben in Halle keinen Platz“, sagte er. Wichtig sei eine offene, bunte Gesellschaft.

Ministerpräsident Haseloff sagte, er sehe mit Sorge, dass sich Antisemitismus und Rassismus auch in der Mitte der Gesellschaft weiter ausbreite. Das zeige sich nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch im direkten Gespräch. „Die Grenze des Sagbaren verschiebt sich in einer Weise, wie wir es vor zehn oder 15 Jahren nicht für möglich gehalten hätten“. Die Veränderung und Verrohung der Sprache sei ein Warnsignal. Der Anschlag von Halle zeige, Wort und Tat seien nicht weit voneinander entfernt.

Der 9. Oktober 2019 unterstreiche, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Shoa wachzuhalten und von Generation zu Generation weiterzutragen. Hierfür hätten nicht nur die Schulen Sorge zu tragen, sondern auch Familien, Freundeskreis, Vereine, Verbände und Parteien. In Halle waren unterdessen bis zum Abend Aktionen und Mahnwachen zum Gedenken an die Opfer des Anschlags sowie Kundgebungen geplant.