Zuschauer verfolgten den Ablauf der Gefahrgut-Verbundübung. Foto: Schwark

Die diesjährige große Gefahrgut-Verbundübung des Landkreises Freudenstadt hielten die Gefahrgutzüge der Feuerwehren Loßburg und Horb mit der "Dekon-Einheit" Freudenstadt beim ehemaligen Eltako-Gebäude ab.

Kreis Freudenstadt/Loßburg - Ziel war dabei, die einzelnen Schritte bei einem Chemieunfall zu bewältigen. Die rund zweistündigen Übung verfolgten zahlreiche Zuschauer. Wichtig war, das "Hand in Hand" zusammen gearbeitet wurde, denn im Ernstfall zählt jede Minute.

Von der Feuerwehr Loßburg hatte Gefahrgut-Zugführer Martin Kopp das packende Unfallszenario vorbereitet. Als Beobachter verfolgte er den Ablauf der Verbundübung, die teilweise bei mäßigem Regen stattfand.

Gedacht war, dass ein Sprinter, beladen mit Chemikalien, verunglückt war, und Teile seiner Ladung verlor. Es bestand die Gefahr, dass Gefahrgut, zum Beispiel Chlor, Frostschutzmittel und weitere Substanzen in die Kanalisation gelangten. Ebenso musste eine Person, in Form einer Puppe aus dem Gefahrenbereich gerettet werden.

Chemikalienschutzanzüge halten selbst auslaufender Säure stand

Um 15 Uhr erfolgte die Benachrichtigung der Loßburger Wehr. Mit Blaulicht und Martinshorn rückte deren Gefahrgutzug mit sechs Fahrzeugen zur gedachten Unfallstelle aus. An der Spitze der Einsatzleitwagen, gefolgt vom Geländewagen Gefahrgut. Ebenso im Einsatz das LF 16 Löschfahrzeug und das LF 8 Löschfahrzeug aus 24-Höfe. Weiter im Gefolge der Geländewagen Logistik.

Das Team des Gefahrgutzugs setzt sich aus der kompletten Mannschaft der Loßburger Wehr zusammen. "Rund 30 Mitglieder waren bei der Übung im Einsatz", erläuterte der stellvertretende Gefahrgut-Zugführer Daniel Müssigmann von der Loßburger Wehr.

Mit Chemikalienschutzanzügen (CSA), die selbst auslaufender Säure standhalten, machte sich der erste, von vier Zwei-Mann-Trupps zum Einsatzort auf. Wichtig war zu erkunden, was genau passiert ist. Nachdem die Menschenrettung am Unfallort erfolgt war, stand eine gründliche Erkundung der Unfallumgebung an. Anfangsmaßnahmen wurden eingeleitet, um auslaufende Gefahrstoffe zu sichern, und gegebenenfalls umzupumpen.

Solche Übungen sind noch anspruchsvoller als Brandeinsätze

In Anbetracht der Lage, wurde zur weiteren Unterstützung der Gefahrgutzug Horb angefordert. Weiterhin die "Dekon-Einheit" der Feuerwehr Freudenstadt. Für die heimischen Wehren sind solche Übungen gegenüber normaler Brandeinsätze, noch anspruchsvoller. So haben alle CSA-Träger in der Landesfeuerwehrschule Bruchsal spezielle ABC-Einsatzlehrgänge absolviert. Um die Sicherheit der CSA-Schutzanzüge hochzuhalten werden diese nach jedem Einsatz und turnusgemäß alle zwei Jahre überprüft.

Für viele Beobachter, darunter Loßburgs Bürgermeister Christoph Enderle und Kämmerer Alexander Hoffarth wirkten die CSA-Träger in ihren orangen oder roten Schutzanzügen wie Besucher von einem anderen Stern. Dass dabei harte Arbeit dahinter steht, belegte beim Zusehen schon die Tatsache, das sich die Atemschutzträger mit Hilfe mehrerer Kameraden in ihre CSA-Anzüge zwängten. Mehr als 25 Minuten ist ein Einsatz mit diesen nicht möglich, da ansonsten der Sauerstoff zur Neige geht. Auch das Wort "Schwitzen" ist den einzelnen Trägern nicht unbekannt. Wichtig war es alle Ladepapiere am Unfallort zu sichern.

Anhand einer Schadstoffliste wurden die auslaufenden Gefahrgutstoffe und ihre Reaktion mit Wasser festgestellt. In der Regel ist bei Einsätzen ein Chemiefachberater dabei.

Nach rund zwei Stunden ist alles vorbei

Bei der Übung musste ein 1000 Liter fassender Container umgepumpt werden. So stand die Frage an, ob dazu ein Edelstahl oder Kunststoffbehälter zum Einsatz kommt. Ebenso wurde geprüft, ob Gefahr für die Anwohner besteht. Straßenwassereinläufe mussten abgedichtet werden, und der Klärwärter verständigt werden, damit dieser das einfließende Wasser eventuell, in ein Zwischenbecken leitet. An einer Schleuse wurde entschieden ob sich die CSA-Träger einer Sofort-, Schnell- oder Standard-Dekontamination unterziehen müssen. Dazu hatte die "Dekon-Einheit" ein weißes Zelt aufgebaut, wo die Träger gründlich mit ihren Anzügen gesäubert wird.

Nach rund zwei Stunden lautete der Spruch: "Übung beendet." Nach dem Aufräumen trafen sich die rund 70 bis 80 Mitwirkenden zum Vesper im Loßburger Feuerwehrhaus. Im kleinen Kreis fand eine Nachbetrachtung der Gefahrgut-Verbundübung statt. Die Übung wurde vom stellvertretenden Kreisbrandmeister Bernhard Müller (Kommandant der Feuerwehrabteilung Talheim) verfolgt.

Info: Gefahrgutzug

Im Landkreis Freudenstadt gibt es zwei Gefahrgutzüge: Loßburg (West) und Horb (Ost). Weiter gibt es die "Dekon-Einheit" Freudenstadt. Rund vier Gefahrgut-Übungen absolvieren die Einzelwehren im Jahr. Dabei ist die Messtruppe als Untergruppe vom Gefahrgutzug eingebunden. Maximal ein bis zweimal im Jahr rückt man zum Ernstfall aus. Dabei kommt es auf ein eingespieltes Team an, jeder Handgriff muss sitzen, so Andreas Eberhardt, der als stellvertretender Kommandant der Loßburger Feuerwehr den Gesamteinsatz der Übung leitete.