Interpol habe kürzlich die erste weltweite Umfrage bei Strafverfolgungsbehörden zum Thema Fentanyl vorgenommen. „Selbst kleine Mengen dieser Droge können für die Konsumenten tödlich sein“, warnt der Interpol-Generalsekretär.
Interpol warnt vor einem ansteigenden Drogenkonsum des gefährlichen Opioids Fentanyl in Europa. „Fakt ist, dass Fentanyl bereits in Europa ist, extrem potent ist und als unmittelbare Bedrohung behandelt werden muss“, sagte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock der „Welt am Sonntag“. „Selbst kleine Mengen dieser Droge können für die Konsumenten tödlich sein, aber gleichzeitig sehr profitabel für die kriminellen Netzwerke, die hinter dem Vertrieb stehen“, warnte er.
Interpol habe kürzlich die erste weltweite Umfrage bei Strafverfolgungsbehörden zum Thema Fentanyl vorgenommen. Erste Erkenntnisse zeigten, dass die Droge und ähnliche Substanzen „in allen Regionen der Welt, einschließlich Europa, vertrieben oder hergestellt werden“. Dazu gehörten illegales und medizinisches Fentanyl in Form von Pulver, Pflastern, Tabletten und Flüssigkeiten.
Auch wenn die aktuellen Sicherstellungen in Europa „bei Weitem“ nicht an die Mengen in Nordamerika heranreichten, sollten sie „aufgrund des hohen Suchtpotenzials bei den Strafverfolgungs- und Gesundheitsbehörden Besorgnis auslösen“, sagte Stock.
In den USA etwa 100 000 Tote im Jahr
Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das unter anderem Krebspatienten erhalten, mit dem aber auch illegal gehandelt wird. Das synthetische Opioid wirkt 50 Mal stärker als Heroin. Mit vor allem in China hergestellten Chemikalien wird es häufig in Mexiko produziert und von dort in die USA geschmuggelt. In den USA sterben jährlich etwa 100.000 Menschen an einer Fentanyl-Überdosis.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sagte der „Welt am Sonntag“: „Eine Opioid-Krise wie in den USA und Kanada wird sich bei uns nicht wiederholen, wir haben grundsätzlich andere, bessere Voraussetzungen.“ Ausgangspunkt der Fentanyl-Krise in den USA sei eine übermäßige Verschreibung von starken Schmerzmitteln gewesen, in Deutschland sei man da weitaus vorsichtiger.
Nicht so teuer aber vielfach gefährlicher als Heroin
„Dennoch wäre es auch bei uns möglich, dass Heroin-Konsumierende vermehrt auf preiswerteres und um ein Vielfaches gefährlicheres Fentanyl ausweichen“, sagte Blienert. Gebraucht würden mehr niedrigschwellige Angebote für Konsumenten. „Das sind Drug-Checking, Schnelltests in Drogenkonsumräumen und auch die Nutzung des Notfallmedikaments Naloxon, das selbst medizinische Laien verabreichen können“, sagte der Drogenbeauftragte.