Typische Lebensräume für Zecken sind lichte Wälder oder Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Foto: Hoppe/dpa

Aufgrund des frühlingshaften Wetters zieht es viele Menschen in die Natur. Doch auch andere freuen sich auf die wärmere Jahreszeit: Die Zecken werden wieder aktiv. Das Gesundheitsamt mahnt zur Vorsicht.

Kreis Rottweil - Während die vergangenen Jahre mediterrane klimatische Verhältnisse beschert haben, haben sich die Zecken so stark vermehrt wie noch nie. Somit steigt auch die Gefahr von Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden.

Das sind neben der Borreliose vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 2021 wurden in Deutschland insgesamt 390 FSME-Erkrankungen übermittelt, dies entspricht einer Abnahme von 45 Prozent gegenüber dem Rekordjahr im Vorjahr (712 FSME-Erkrankungen).

Weniger FSME-Neuerkrankungen

Die FSME-Neuerkrankungen sinken laut Gesundheitsamt auch im Landkreis Rottweil von 22 Fällen im Jahr 2020 auf sieben Fälle im Jahr 2021. Schwankungen bei den FSME-Fallzahlen hängen von vielen Faktoren ab, wie der Witterung oder der Zeckenaktivität, aber auch das Verhalten der Menschen spielt eine Rolle.

Im Rekordjahr 2020 beispielsweise war durch Corona der Aufenthalt in Wäldern und Gärten auch im Kreis Rottweil stark erhöht. Nach neuesten Forschungsergebnissen der Universität Hohenheim steigen die FSME-Fälle in Höhenlagen von 500 bis 700 Metern.

Rottweil ist Hochrisikogebiet

Trotz kurzfristig sinkender FSME-Fälle gehört Rottweil mit 605 Metern zu den Hochrisikogebieten. Künftig ist durch klimatische Veränderungen, die die Höhenlage des Kreises Rottweil betreffen, mit einer erhöhten Zeckenaktivität zu rechnen. Das Gesundheitsamt Rottweil rät deshalb dringend zu einer Schutzimpfung. Die Impfkosten werden von allen Kassen übernommen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die aktuelle FSME-Risikokarte veröffentlicht und definiert 175 Risikogebiete. Demnach wurde die Karte um weitere sechs Stadt und Landkreise ergänzt und zeigt die zunehmende Ausbreitung Richtung Norddeutschland.

Wälder und hohes Gras

Typische Lebensräume für Zecken, die ausreichend Feuchtigkeit benötigen, sind unter anderem lichte Wälder oder Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen.

Zeckenstiche können zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden: Im Gegensatz zur Übertragung von Borrelien durch Zecken auf den Menschen, die meist erst Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt, gelangen die FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts von der Zecke in den Menschen. Daher kann das Absuchen des Körpers nach Zecken und deren schnelle Entfernung zwar häufig eine Borreliose verhindern, bietet jedoch wenig Schutz vor FSME.

Impfung wichtig

Während es für die von Bakterien verursachte Borreliose keine Schutzimpfungen gibt, ist der zuverlässigste Schutz gegen die FSME eine Impfung. Experten empfehlen für einen vollständigen Impfschutz drei Impfungen in zeitlichen Abständen. Dadurch sind die Geimpften mindestens für drei Jahre vor einer FSME-Infektion geschützt.

Die Impfquoten in den Risikogebieten sind laut Gesundheitsamt nach wie vor unzureichend, um eine starke Zunahme der FSME-Fallzahlen wie im Jahr 2020 zu verhindern. 99 Prozent der FSME-Erkrankten in Deutschland waren 2021 nicht oder unzureichend geimpft.

Symptome einer Infektion

Die FSME wird durch Viren hervorgerufen. Der typische Verlauf einer FSME-Erkrankung beginnt mit unspezifischen Krankheitszeichen wie Kopfschmerzen und Fieber. Darauf folgen dann die spezifischen neurologischen Manifestationen. Besonders gefürchtet sind bei der FSME-Erkrankung neben einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), die Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und Rückenmarks (Myelitis). Schätzungen zufolge verlaufen jedoch 70 bis 95 Prozent der Infektionen asymptomatisch.

Ein typisches Zeichen der Borreliose hingegen, das bei etwa 90 Prozent der Fälle auftritt, ist die sogenannte Wanderröte. Dabei handelt es sich um eine mindestens fünf Zentimeter große ringförmige Hautrötung, die sich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich im Bereich der Einstichstelle zeigt. In Einzelfällen kann es zu einer chronischen Entzündung der Haut kommen. Wenn die Borrelien das Nervensystem befallen, spricht man von einer Neuroborreliose.