Margit Schleicher vom BUND/Nabu richtet den Krötenzaun in Bochingen her. Foto: Lamprecht

Mit steigenden Temperaturen erwachen auch Kröten und andere Amphibien aus ihrer Winterstarre. Auf dem Weg zu ihren Laichplätzen legen sie mitunter kilometerweite Strecken zurück und begeben sich dabei in große Gefahr.

Oberndorf-Bochingen - Bereits Ende Februar wurden in Oberndorf die ersten Kröten bei ihrer Wanderung gesichtet. Für Beatrix Lamprecht von der Oberndorf-Sulzer Ortsgruppe des BUND/Nabu ist das keine Überraschung.

Wann die Krötenwanderung beginnt, lässt sich nicht an einem Datum festmachen. Sobald es warm genug ist, erwachen die Amphibien aus ihrer Winterstarre. Taut der Boden auf, graben sich die Kröten aus ihrem Erdversteckt und machen sich auf den langen Weg zu ihrem Laichplatz.

Tiere gehen immer früher auf Wanderschaft

"Anfang bis Mitte März ist ein typischer Zeitraum für den Beginn der Krötenwanderung", erklärt Lamprecht. Doch an sonnigen Stellen taut der Boden entsprechend früher auf, die Kröten begeben sich eher auf ihre Laichwanderung. "Wenn sie dann merken, dass es doch wieder frostig wird, suchen sie sich ein Versteck, graben sich wieder ein und verfallen wieder in eine kurze Starre", so Lamprecht.

Doch aufgrund des Klimawandels zeichnet sich ein deutlicher Trend ab: Die Kröten begeben sich immer früher auf Wanderschaft. Vor etwa 20 Jahren seien die Kröten etwa zwei Wochen später aus ihrer Winterstarre erwacht, berichtet Lamprecht.

Bei ihrer Laichwanderung können die Kröten durchaus eine Strecke von zwei Kilometern zurücklegen. Sie suchen dabei das Gewässer auf, in dem sie selbst geschlüpft sind. Das kann ein Gartenteich oder auch ein größerer Weiher sein, wie der Riedsee in Bochingen. In dem Gewässer bleiben die Tiere etwa eine Woche, bis sie abgelaicht haben.

Tödliche Druckwelle

Auf dem Weg zu ihrem Laichplatz begeben sich die Tiere in große Gefahr. Insbesondere auf stark befahrenen Straßen verenden viele Kröten und Frösche. Dabei werden die meisten gar nicht überfahren, wie Lamprecht erklärt. Denn der Großteil der Tiere sterbe durch den Luftdruck, den schnell fahrende Autos erzeugen. Dabei platzen die inneren Organe der Amphibien. "Die Kröten zu umfahren, nützt nichts, wenn man zu schnell fährt", so Lamprecht. Der NABU empfiehlt daher, mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Stundenkilometern an den Tieren vorbeizufahren.

Auch Spaziergänger können den Amphibien bei ihrer Wanderung helfen. "Wenn die Straße frei ist und man sich selbst nicht in Gefahr begibt, kann man eine Kröte aufheben und an die andere Straßenseite tragen", so Lamprecht.

Vielerorts wurde durch bauliche Maßnahmen die Gefahr für die Amphibien entschärft. Krötentunnel ermöglichen es den Tieren, die Straßen gefahrlos zu unterqueren. Und diese Tunnel werden laut Lamprecht auch rege genutzt.

"Kröten können kommen"

In Bochingen habe man an der L 415 in Richtung Brittheim früher mehr als 1000 Kröten am Krötenzaun eingesammelt. Seit ein Teil der Strecke mit Krötentunneln ausgestattet wurde, seien es nur noch um die 300 bis 400 Tiere, die man über die Straße tragen müsse.

Seit etwa 35 Jahren wird in Bochingen zur Laichzeit der Kröten ein Zaun aufgestellt. Auch dieses Jahr haben die Aktiven des BUND/Nabu Oberndorf-Sulz einen mehrere Hundert Meter langen Krötenzaun rechtzeitig für die Wanderung hergerichtet. Entlang des Zauns fallen die Tiere in Eimer, in denen sie dann von den Freiwilligen über die Straße getragen werden. Der Zaun steht in der Regel von Mitte Februar bis Ende April. "In Bochingen sind wir bereit. Die Kröten können kommen", so Lamprecht.