Der Heimat- und Museumsverein erinnerte im Stadthaus an das „Wunder von Freudenstadt“.
Trotz frühlingshaften Osterwetters kamen rund 30 Besucher zu einer eindrucksvollen Gedenkveranstaltung des Heimat- und Museumsvereins (HMV) Freudenstadt im Ludwig-Schweizer-Saal im Stadthaus.
Unter dem Titel „Das Wunder von Freudenstadt – Miteinander leben“ erinnerte der Verein im Rahmen der Gedenkwoche an die Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren – am 16. und 17. April 1945 – und an den Wiederaufbau.
Bürgermeister Wolfgang Fahrner erinnerte laut einer Mitteilung des Vereins an den Wiederaufbau der Stadt im Geiste Heinrich Schickhardts, das sogenannte „Wunder von Freudenstadt“. Sein Dank galt besonders der Aufbaugeneration, die durch unermüdlichen Einsatz das Fundament für die heutige Stadt gelegt habe.
Reinhold Beck, Vorsitzender des HMV, gab einen geschichtlichen Überblick, bevor Hugo Perrin, Volontär aus Courbevoie, in einem Diaporama erschütternde Aufnahmen der zerstörten Stadt zeigte. Rund 600 Familien verloren damals ihr Zuhause. Doch das Diaporama endete mit hoffnungsvollen Bildern des Wiederaufbaus – Symbol für den unerschütterlichen Zusammenhalt der Freudenstädter Bevölkerung.
Eindrucksvolle Schilderung
Beck schilderte eindrucksvoll, wie Menschen, deren Häuser verschont geblieben waren, spontan Hilfe für die Obdachlosen organisierten, heißt es weiter. Ingrid Haas von der Stadtverwaltung gab bewegende Zeitzeugenberichte wieder. Dazu gehörten ein Beitrag von Helmut Ziefle aus Igelsberg, der selbst unter den Gästen war, sowie Auszüge aus dem Tagebuch von Gerhard Hertel, dem Gründer des HMV. Neben persönlichen Schicksalen beleuchteten die Texte auch die Probleme der Nachkriegszeit.
Gezeigt wurde der Film „Erlebt! Das Kriegsende 1945 in Dietersweiler“, produziert vom Museumsverein Dietersweiler. Perrin hatte aus dem Material Zeitzeugenberichte gesammelt, die einen Eindruck vom französischen Vormarsch und dem Leben in den letzten Kriegstagen vermittelten.
Interessant war laut der Mitteilung das von Ingrid Haas vorgelesene Interview, das der frühere Oberbürgermeister Erwin Reichert mit Hermann Saam geführt hatte, dem Bürgermeister während der Wiederaufbauzeit. Saam schilderte nicht nur Herausforderungen, sondern auch pragmatische – mitunter unkonventionelle – Lösungen, mit denen die Stadt damals voranschritt.
Zum Abschluss trug Beck einen Text von Architekt und Vereinsmitglied Nils Krieger vor, der sich in seinem Buch mit dem Architekten des Wiederaufbaus, Ludwig Schweizer, und dem „Wunder im Quadrat“ befasst.
Buch zum Thema: „Ludwig Schweizer – Architekt zwischen Tradition + Moderne. Der Wiederaufbau von Freudenstadt – Das Wunder im Quadrat“, Autor: Nils Krieger und andere, 25 Euro, erhältlich bei den Freudenstädter Buchhandlungen Thalia und Dewitz und beim Heimat- und beim Museumsverein (hmv-fds.de)