Landesrabbiner Wurmser: Gedenken an deportierte Juden Foto: Max Kovalenko

Alljährlich wird am 1. Dezember in Stuttgart der Deportation von 2000 Juden gedacht. Für sie begann auf dem Killesberg der Leidensweg in die Konzentrationslager.

Stuttgart - Sie waren Nachbarn, bekannt, vertraut, oder Freunde sogar: 1000 Mitbürger aus Stuttgart, die am 1. Januar 1941 vom Killesberg aus nach Riga deportiert und in den Tod geschickt worden waren. Ihnen folgten fast 1500 weitere aus Württemberg, Baden und Hohenzollern, für die der unvorstellbare Leidensweg am 26. April 1942 nach Izbica und am 22. August 1942 nach Theresienstadt ebenfalls am Killesberg begann. „Die Erinnerung daran darf nicht verlöschen“, betonte Bürgermeister Martin Schairer bei der Feierstunde, mit der alljährlich am 1. Dezember im Höhenpark Killesberg der Opfer gedacht wird. Wo sie sich sammeln mussten auf dem Gelände der Reichsgartenschau 1939, steht schon seit den sechziger Jahren ein Gedenkstein. Doch der Anstoß, diesem stummen Zeugnis der Erinnerungsarbeit beredte Lebendigkeit einzuhauchen, kam 1989 von der Brenz-Gemeinde. Seither ist diese Gedenkstunde der Stadt, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRGW) ein Anliegen und eine Selbstverständlichkeit.

Ein in den Boden eingelassener Metallkreis macht die Fläche anschaulich, auf der die Juden zusammengepfercht wurden. Dieser Ring ist Teil der erweiterten und neuen Gestaltung der Gedenkstätte Killesberg, die auf Initiative des Anwohners Fritz Röhm zustande kam: Dieser Stein, vor allem mit der nebulösen Formulierung „Zeit des Unheils“ in der Inschrift, könne angesichts der Ungeheuerlichkeit dieser Verbrechen nicht alles sein, dachte er. Röhm konnte die Stadt überzeugen. Vor einem Jahr wurde das erweiterte Denkmal mit dem Ring und zwei Stelen, gestaltet von der Bildhauerin Ülkü Süngün, eingeweiht werden. Der Initiative Gedenkstätte Killesberg, angeführt von Fritz Röhm, wird 2014 die Otto-Hirsch-Medaille verliehen, wie Martin Schairer ankündigte.

„Ich bin ein Stern“, lasen die von Pfarrerin Monika Renninger und Lehrerin Karoline Lampe-Mehlhos motivierten Schülerinnen der Waldorfschule am Kräherwald das Gedicht von Inge Auerbacher. Sie war ein Kind, als sie von hier aus nach Theresienstadt deportiert worden war. Sie hat überlebt. Ihr Gedicht löste bei vielen Zuhörern die Tränen für die Opfer.