Jana Marcel-Marcus war den Schülern aus Jerusalem zugeschaltet. Foto: CGA

Zum Jahrestag der Reichspogromnacht begann am Christophorus-Gymnasium Altensteig eine fächerübergreifende Veranstaltungsreihe, die das Erinnern an die Judenverfolgung im Dritten Reich wachhalten soll. Abschluss ist im Januar mit der Aufführung der Oper „Brundibár“.

Im Vorfeld erstellten Ana-Mari Maris und Lena Bäuerle (K2) zur Vorbereitung ein Lehr-Video zu Grundlagen des Judentums, das die Schülerinnen und Schüler als Vorbereitung im Unterricht anschauten. Umrahmt von Musik der schuleigenen Klezmer-Combo unter Leitung von Musiklehrerin Jutta Hay wurde dann Jana Marcel-Marcus, Tochter von Holocaust-Überlebenden, den Stufen 9 bis K2 per Video aus Jerusalem ins Schulfoyer zugeschaltet. Um die Technik hatte sich Fabian Geißler gekümmert.

 

Jana Marcel-Marcus berichtete über ihr bewegtes Leben, erzählte auch von den Anfeindungen, mit denen ihre Familie und sie auch nach dem Krieg immer wieder konfrontiert waren, sei es in der Tschechoslowakei oder später in der Schweiz. Heute arbeitet die 76-jährige in Yad Vashem.

Um ihre Erlebnisse richtig einordnen zu können, gaben Lea Dannenmann und Malin Danisch (K2) eine historische Einführung. Den Abschluss bildete eine Fragerunde, bei der Marcel-Marcus Fragen der Schüler und der Gäste beantwortete – offen, ernst, klar und auch mit „Witz“, der ungebrochene Lebensfreude verriet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Lukas Braun, Bennet Obaika, Matteo Rath und ihrem Geschichtslehrer Jakob Degreif.

Feeß eröffnet Ausstellung

Abends eröffnete im Foyer des Rathauses die Ausstellung „Neunter November“ des Kunstkurses der K2 von Andreas Härle. Zum gab der Christophorus-Kinderchor unter Leitung von Wolfgang Weible und von Matthias Hinderer am Klavier begleitet einen ersten Eindruck in die Gefühls- und Erlebenswelt in Theresienstadt, einem Ghetto der Nazis.

Bürgermeister Gerhard Feeß eröffnete anschließend die Ausstellung und hob die Bedeutung der fächerübergreifenden Veranstaltungsreihe hervor. Danach rief Jim Dams (K2) den historischen Kontext in Erinnerung, und Benno Essrich (K2) informierte über die Entstehung der Kunstwerke im Kunstunterricht. Dialog statt Abgrenzung bestimmte den Fortgang des Abends. Man war eingeladen, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Besuch beim Synagogenverein Rexingen

Eine Kooperation des Christophorus-Gymnasiums mit dem Synagogenverein Horb-Rexingen ermöglichte eine Weiterführung der Veranstaltungsreihe in Rexingen, wo vor 1933 eine große jüdische Gemeinde lebte.

Gemeinsam mit dem Christophorus-Kinderchor Altensteig wurden Interessierte und Choristen von Mitgliedern des Synagogenvereins Rexingen – Barbara Staudacher, Heinz Högerle und Hebert Pavlicek – zu Erinnerungsorten jüdischer Geschichte des kleinen Dorfs geführt, die von einem einst regen und jetzt erloschenem jüdischen Leben in Rexingen zeugen, das nur vereinzelt Zuflucht in Shavei Zion im Norden Israels fand.

Oper zum Abschluss

Am Abend erklang das Portrait-Konzert „Ilse Weber“ in der ehemaligen Synagoge Rexingen. Marlene Theurer (Flöte), Matthias Hinderer (Klavier), die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurs Geschichte mit ihrem Lehrer Sven Gebhard und der Christophorus-Kinderchor erinnerten mit Texten und Musik an die fast vergessene jüdische Musikerin und Dichterin, die sich aufopferungsvoll für die Kinder der Kinderkrankenstation in Theresienstadt einsetzte. Die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer dankten den Mitwirkenden mit langem Applaus. Heinz Högerle beendete den Abend mit einer Danksagung und der Übergabe von Literatur, die sich mit der Geschichte des jüdischen Lebens in Rexingen beschäftigt.

Die Veranstaltungsreihe endet am 26. und 27. Januar 2025 mit der Aufführung von Hans Krásas Oper Brundibár.