Anstehen für eine Tasse Mokka. Wanderer und Besucher drängten sich um das arabische Gebräu am Euting-Grab. Foto: B. Schwarz

An die 200 Besucher pilgerten am wohl bisher heißesten Tag des Jahres zum Grab des bekannten Orientalisten Julius Euting.

Dort oben auf 1055 Höhenmetern beim Wildsee-Blick ließ es sich ganz gut aushalten, obwohl am Dienstag, dem bisher vermutlich heißesten Sommertag des Jahres, selbst dort an die 30 Hitzegrade herrschten. Denn ein kühler Wind brachte etwas Linderung auf der Höhe.

 

Trotz der hohen Temperaturen waren etwa 200 Menschen hinauf zum Grab des Julius Euting gepilgert, wo an dessen Geburtstag am 11. Juli an Wanderer eine Tasse arabischen Mokkas ausgeschenkt wird. So wollte es das Vermächtnis des bekannten Orientalisten Julius Euting (1839 bis 1913) und so will es eine inzwischen 18-jährige Tradition.

Eine ungewöhnliche Gedenkstunde

Diese ungewöhnliche Gedenkstunde für einen ungewöhnlichen Menschen und Forscher zelebriert mit wachsendem Publikumszuspruch die Julius-Euting-Gesellschaft mit dem Heimat- und Museumsverein Freudenstadt.

Auch diesmal waren viele Gäste aus badischen, französischen und schwäbischen Gauen gekommen. Dazu gesellten sich Wanderer, die einen hochbepackt und in schweren Stiefeln, die anderen barfuß, viele weitere mit Fahrrädern und alle schwitzend und erschöpft. Das Euting-Grab beim Wildsee-Blick liegt am Westweg als markanter Punkt für Wanderer und Heimatfreunde.

Mutiger Professor und Arabienforscher

Wie es dazu kam, dass der mutige Professor und Arabienforscher dort mit königlicher Genehmigung seine eigene Grabstätte anlegen durfte, schilderte der Orientalist Hugo Lang, Kurator der Euting-Gesellschaft, ehemals deutscher Botschafter in Bahrain.

In launigen Grußworten unterhielten Regine Hunziker-Rodewald als Präsidentin der Gesellschaft, die Bürgermeister Reinhard Schmälzle und Michael Ruf aus Seebach und Baiersbronn, Carolin Moersch, Leiterin Abteilung Touristik in Freudenstadt, Chef-Ranger Urs Reif und Diakon Gerd Gauß vom Nationalpark Schwarzwald. Dazu gab es Lieder, Interviews und Dankesworte an die Familie Notz, die seit zwei Generationen ehrenamtlich die Grabpflege übernimmt und das Mokka-Zeremoniell wiederbelebt hat. Überraschender Gast war Professor Talal Altorifi aus Saudi-Arabien, der an der Universität Riad Geschichte lehrt und als Euting-Experte gilt.

Er hatte mit einem Filmteam die Euting-Abteilung des Freudenstädter Museums besucht. Zur Gedenkstunde brachte er frische Datteln mit und ließ es sich nicht nehmen, einen arabischen Mokka nach seiner Art zu brauen.