Markus und Sven Bantleon denken darüber nach, den Luziferturm zu verkaufen. Foto: Lück

Bantleon-Brüder: "Wir bereiten den Verkauf vor". Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung war "sehr, sehr gut".

Horb - Horb ist ganz speziell. Manche wollen aufgeben und woanders hingehen. Das überlegen jetzt auch Markus und Sven Bantleon. Die Gastronomen bereiten den Verkauf des Luziferturms vor. Liegt das an Horb? Eine Analyse.

Am 22. September 2018 eröffneten Markus und Sven Bantleon ihre erste eigene Gastronomie in ihrer Traum-Location: Dem historischen Luziferturm. Doch jetzt überlegen die beiden, den Turm wieder zu verkaufen. Markus Bantleon: "Wir tasten uns heran, unseren Hauptstandort Horb zu verlassen." Ein Makler ist auch schon beauftragt, den Verkauf vorzubereiten und erstellt gerade das Exposé.

Ist der Luziferturm das erste Gastro-Opfer der Corona-Krise und des Lockdowns?

Bantleon: "Natürlich spielt die Corona-Krise auch eine Rolle. Die aktuelle Lage ist schwer, und man überlegt sich natürlich, ob man sich woanders orientiert. Denn: Es sind durch die Corona-Krise aktuell einige andere Gastronomien am Markt, die man möglicherweise günstig erwerben kann. Ich habe zwei Kinder, und wenn ich etwas bekomme, was mich die nächsten 20 Jahre ruhig schlafen lässt, wäre das auch eine Option."

Hat die Corona-Krise Spuren in der Kasse hinterlassen?

Der Gastronom meint: "Der Turm lief im Winter gut. Ohne Außengastronomie ist es dort allerdings schwierig. Wir haben viele Mittel in Horb eingesetzt - doch der Sommer auf der Inselspitze lief gut und wir waren recht zufrieden. Wir sind entspannt und haben keinen Druck, den Luziferturm zu verkaufen."

Doch warum jetzt die Abwanderungsgedanken?

Markus Bantleon sagt: "Das hat sich so ergeben. Die Zusage der Stadt, dass wir im nächsten Jahr wieder mit der Inselspitze oder einem anderen geeigneten Standort weitermachen können, die bekommst du nicht. Aktuell gibt es dazu keine Aussage von Seiten der Stadt."

City-Manager Thomas Kreidler: "Wir hatten im August zuletzt persönlich miteinander gesprochen. Damals haben wir vereinbart, dass wir am Saisonende eine Bilanz machen und dann überlegen, wie es weitergeht. Irgendwann danach hat mir Markus gesagt, dass sie den Turm verkaufen werden. Über die Inselspitze kein Wort."

Warum hat es keine feste Zusage seitens des Rathauses gegeben?

City-Manager Kreidler sagt: "Ohne Corona hätte es die Bespielung der Inselspitze durch die Bantleon-Brüder nicht gegeben. Eigentlich war geplant, dass sie weiter das ehemalige Café Kipp auf dem Marktplatz im Sommer betreiben. Doch das ging wegen Corona nicht."

Rathaussprecherin Inge Weber: "In diesem Sommer war der Betrieb auf dem Marktplatz für die Brüder Bantleon wirtschaftlich nicht tragbar, deshalb hat erneut die Stadt Horb ihnen eine Fläche auf dem Flößerwasen, die diesjährige Neckarterrasse, angeboten. Und auch für nächsten Sommer hätten wir gemeinsam erneut eine unbürokratische Lösung gefunden."

Angeblich hat das Rathaus schon die Räume für die Küche im ehemaligen Kipp abreißen lassen. Deshalb kann man dort nicht kochen.

Rathaussprecherin Inge Weber: "Bereits sehr früh haben die von der Stadt hinzugezogenen Gastroplaner darauf hingewiesen, dass die Aufteilung der Räume für eine zukünftige Nutzung optimiert werden muss. Küche und Backstube des Café Kipp waren in Richtung Neckartal, der schönsten Seite des Gebäudes, untergebracht. Deshalb war schon sehr früh klar, dass an dieser Stelle keine Küche mehr sein kann. Auch die auf eine Konditorei ausgelegten und eingebauten Geräte in Küche und Backstube waren aufgrund ihres Alters und technischen Zustands für einen Nachnutzung nicht mehr geeignet. Selbst mit Unterstützung durch Voreigentümer Helmut Kipp wollte die Geräte auch auf dem Gebrauchtmarkt niemand mehr haben. Auch die Gebrüder Bantleon haben diese letztes Jahr nicht genutzt, sie hatten ihre eigenen mitgebracht." City-Manager-Kreidler: "Außer den Gerätschaften blieb die Konditoreistube so wie sie war. Dort haben die Bantleons ihre Küche aufgebaut. Das wurde vom Wirtschaftskontrolldienst abgenommen. Ich gehe deshalb davon aus, dass bis zum großen Umbau des Kipp-Komplexes dort professionell gekocht werden kann, wenn es der Betreiber analog wie die Bantleons handhabt."

Die Bantleons wollten immer eine Außenterrasse am Luziferturm haben. Hat ihnen da die eingestürzte Schwanenscheuer und das Hickhack mit Mayk Herzog einen Strich durch die Rechnung gemacht?

Markus Bantleon: "Um auf der Sommerhalde unterhalb des Kakteengartens solch eine Terrasse zu schaffen, ist es auch notwendig, dass die Hangsanierung mit Stützmauer von den Herzogs durchgeführt wird. Doch der Streit zwischen Stadt und Mayk Herzog hat uns da auch nicht zuversichtlicher gemacht, dass dieser Plan etwas werden könnte."

Rathaussprecherin Inge Weber: "Die Idee einer Terrasse im Bereich der Sommerhalde ergab sich bei einem gemeinsamen Termin der Stadtverwaltung und den Eigentümern des Luziferturms. Unabhängig von der Herzog’schen Baustelle müsste die historische Stadtmauer gequert werden, was die Sache erschwert. Sowohl City-Manager Thomas Kreidler als auch die Stadtverwaltung haben die Gebrüder Bantleon unbürokratisch und über die Maßen unterstützt, weil ein gastronomischer Betrieb in dem historischen Luziferturm äußerst schwierig ist, aufgrund der Einzigartigkeit der Location aber einen Mehrwert für Horb darstellt.

Welche Rolle spielt der Neid der anderen Gastronomen in Horb, dass die Bantleon-Brüder ausgerechnet auf der Inselspitze den Platz bekommen haben?

Fakt ist: Wegen der Corona-Abstandregelungen ist die Gastronomie des Luziferturms derzeit offenbar nicht wirtschaftlich zu betreiben. Rathaussprecherin Inge Weber: "Die Stadt sah sich schon Vorwürfen anderer Gastronomen ausgesetzt, man greife den Luziferturm-Wirten allzu sehr unter die Arme." Weiter sagt sie: "Entgegen der Ankündigung blieb der Restaurantbetrieb im Luziferturm nach dem Ende der Sommersaison weiterhin geschlossen."

Hat das Rathaus zu wenig für die Gastronomen des Luzifertums getan?

Markus Bantleon: "Nein. Im Gegenteil: Die Unterstützung durch die Akteure im Rathaus war vorbildlich. Wir haben sehr sehr gut zusammengearbeitet." City-Manager Thomas Kreidler: "Die Unterstützungsleistung, die für die Gastromen geleistet wurde - danach muss man lange suchen in Horb."

Stau-Nerv in Horb. Welche Rolle spielen die Baustellen wie der Aldi-Kreisel oder die Vollsperrung der B 32 bei Nordstetten?

Markus Bantleon: "Das haben wir nicht gemerkt. Wer ernsthaft ein Ziel in Horb sucht wie unsere Gastronomie, der kommt auch nach Horb."

Verlassen die Bantleons Horb?

Der Gastronom sagt: "Momentan sind wir in der heißen Phase, in der wir uns umschauen und alle Optionen prüfen. Dass wir den Turm jetzt vermarkten werden, heißt nicht, dass wir ihn verkaufen. Was sicher ist: Wir werden jetzt einen Lieferdienst vorbereiten für Horb."

Was sagt das Rathaus?

Stadtsprecherin Weber: "Es muss ganz klar gesagt werden, dass die Verantwortung für die richtigen Konzepte und das wirtschaftliche Risiko die Unternehmer tragen, so wie es alle anderen Gastronomiebetriebe in Horb auch tun. Dieses kann und darf ihnen die Stadt Horb nicht auch abnehmen."