E-Autos sind nur ein kleiner Baustein, der Geschäftsführer Peter Dürrstein (links) und Finanzvorstand Stefan Pfanzelt dabei hilft, Dürr Optronik nachhaltiger zu machen. Der größte Fokus liegt dabei auf der Energieerzeugung. Foto: Biermayer

Das Unternehmen aus der Dentalindustrie hat am Gechinger Standort eine Million Euro investiert, um Treibhausgase einzusparen. Das betrifft die Energieversorgung, wirkt sich aber auch auf das Design aus. Dahinter steckt eine ganz persönliche Motivation.

Nicht nur wegen der aktuellen Krise werden fossile Brennstoffe teurer. Sie werden zukünftig auch irgendwann knapp. Zudem treiben sie den Klimawandel voran. Für das Familienunternehmen Dürr Dental, welches am Gechinger Standort Dürr Optronik heißt und dort rund 130 Mitarbeiter vor allem in der Entwicklung und Produktion beschäftigt, ist das Grund genug, in allen Bereichen nachhaltiger zu denken.

„Wir haben uns vor drei Jahren für Nachhaltigkeit als Strategie entschieden“, erklärt der Finanzvorstand Stefan Pfanzelt im Gespräch mit unserer Redaktion. Die CO2-Neutralität der einzelnen Standorte sei dabei von Anfang an ein Ziel gewesen. Fünf Millionen Euro habe das Unternehmen dafür investiert, davon alleine eine Million Euro in Gechingen. Und seit Anfang diesen Jahres ist das Ziel an diesem Standort erreicht.

Pellets ersetzen Heizöl

„Hauptthema war die Heizung“, so Pfanzelt. Das habe ein Energiegutachten ergeben, woraus sich die Maßnahmen entwickelt hätten. Herausfordernd war, dass am Standort immer Stück für Stück erweitert wurde. Die Gebäude stammten also aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Bei den neueren sei es einfacher gewesen. Hier sorge mittlerweile eine Wärmepumpe mit Photovoltaikanlage für Energie.

Die älteren Gebäude seien bisher von einer Ölheizung versorgt worden. 40 000 Liter Heizöl habe die jährlich verbraucht, so Geschäftsführer Peter Dürrstein. Damit man die alten Heizanlagen weiter nutzen kann, habe man sich für Pellets entschieden. Zudem habe man die älteren Bestandsgebäude energetisch saniert. Energieautark sei der Standort aber nicht, so Pfanzelt, zumindest nicht immer. Die Bilanz der Photovoltaikanlage sei aber übers Jahr ausgeglichen.

Verantwortung gegenüber nächster Generation

Warum ging das Unternehmen also diesen Schritt? „Finanziell ist das super attraktiv“, meint Pfanzelt mit Blick auf die Energiepreise. Man zahle jetzt acht statt 20 Cent pro Kilowattstunde, rechnet er vor. „Das lohnt sich wirtschaftlich sehr“, bilanziert er. Schon nach vier Jahren habe man die Investitionen wieder drin.

Aber es gibt noch ein weiteres Argument. „Es stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt er. Sowohl die Kunden als auch die Banken fragten vermehrt Nachhaltigkeit nach. Hier sei man der Konkurrenz jetzt also einen Schritt voraus. „Und als Familienunternehmen haben wir auch eine Verantwortung gegenüber der nächsten Generation“, so Pfanzelt zu einer persönlichen Motivation.

Einsparpotenziale in vielen Bereichen

Eine Gigawattstunde Energie werde pro Jahr jetzt nachhaltig erzeugt. 150 Tonnen CO2 spare man damit jährlich ein. Dem Unternehmen ist das aber noch nicht genug. „Wir befinden uns auf einem Weg“, erklärt Pfanzelt. Es sollen noch mehr Photovoltaikanlagen installiert werden, so Dürrstein. Material- oder Personalprobleme habe man da nicht, denn man arbeite schon seit Jahren mit den gleichen Handwerkern eng zusammen. Das zahle sich jetzt aus.

Und auch in anderen Bereichen investiert Dürr Dental in Nachhaltigkeit. So wurden E-Autos angeschafft, Jobräder angeboten und für Mitarbeiter gibt es Zuschüsse zu ÖPNV-Tickets. Dazu versuche man Arbeitswege zu reduzieren. Nur drei Tage die Woche müssten die Mitarbeiter ins Büro kommen und könnten sonst von zuhause aus arbeiten. Weil die Mitarbeiter eigentlich alle aus der Region stammten, seien die Wege ohnehin kurz. Auf Geschäftsreisen würde zugunsten von Online-Meetings vermehrt verzichtet.

Die zahnmedizinischen Produkte sind aber trotzdem weltweit unterwegs. In 180 Länder exportiert Dürr Dental. In der Logistik seien CO2-Einsparungen aber noch schwierig, so Pfanzelt. „Das ist ein langer Weg“, meint er. Man arbeite hier mit den Logistikern zusammen. Pfanzelt setzt hier auf die EU-Taxonomie. „Dann müssen die ihre Werte nach unten bekommen“, erwartet er.

Unternehmenssprecher Stefan Müller-Recktenwald ergänzt, dass man versuche, Lieferketten kurz zu halten und viele Teile selbst zu produzieren. Und man wolle selbst effizienter werden, so Pfanzelt. Neue Produkte würden mittlerweile so designt, dass mehr davon auf eine Transportpalette passten. Bei einem neuen Gerät gingen jetzt 24 Stück auf eine Palette, statt wie früher nur sechs. Auch arbeite man inzwischen mit Mehrfachverpackungen, so Dürrstein.

Und Pfanzelt nennt noch andere Nachhaltigkeitsaspekte: die Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Energieeffizienz der eigenen Produkte. Allein durch Letzteres ließen sich bis zu 15 Prozent an Energie einsparen. Und die mittlerweile mögliche Fernwartung vermeide zusätzlich Fahrtwege. Dass die Kommunikation übers Internet ebenfalls Energie verbraucht, weiß Pfanzelt. Deshalb werde das eigene Rechenzentrum von der Photovoltaikanlage gespeist.

Fazit

Insgesamt ist Dürrstein mit der Umstellung zufrieden. „Wir sind überzeugt“, meint er. Klar, es gebe ein paar Kinderkrankheiten bei einer Pelletheizung in der Größe. Aber insgesamt habe man keine großen negativen Erfahrungen gemacht. Er würde die Umstellung anderen Unternehmen empfehlen, so der Geschäftsführer. „Wir sind Vorreiter in der Branche“, ist Pfanzelt stolz. Und die Nachfrage steige.

Spezialist in der Dentalbranche

Anfänge
Gegründet wurde die Firma Dürr Optronik 1959 in Gechingen. Seither hat sie sich unter dem Dach der Mutter-Firma Dürr Dental zu einem der führenden, in rund 125 Ländern der Welt agierenden Unternehmen entwickelt. Seit mehr als 50 Jahren produziert das Unternehmen intuitiv zu bedienende Bildgebungssysteme für die Dentalbranche.

Marktposition
Mit rund 120 Mitarbeitern ist die Firma der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Gechingen. Sie hat sich mit ihren technologisch spezialisierten und qualitativ hochwertigen Produkten gut am Markt positioniert – obwohl die Dentalbranche in Deutschland beispielsweise 2020 Einbußen von 15 Prozent zu verzeichnen hatte.