Die Böttingers sind Landwirte mit Leib und Seele: Jonas (von links), Gerd, Claudia und Annika. Foto: Tröger

Regionale und nachhaltig produzierte Produkte äußerst beliebt. Vierte Generation steht  in den Startlöchern.

Gechingen - "Wir haben es doch schön hier, nicht wahr?" Ja, in der Tat, Claudia Böttinger hat recht. Sie zeigt dem Besuch mit strahlenden Augen ihren Waldhof, den sie zusammen mit ihrem Mann Gerd in der dritten Generation führt und bewirtschaftet.

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Fröhlich erzählt sie beim Rundgang, was ihren Betrieb ausmacht und man spürt, dass sie sich hier richtig wohlfühlt. Der Schwerpunkt im Familienbetrieb der Böttingers liegt auf der Reinzucht der Rinderrasse Limousin, auch zum Verkauf, und dem Direktverkauf daraus erzeugter Fleisch- und Wurstwaren sowie ergänzender Produkte der Region im hofeigenen Laden. Zwei mobile Hühnerställe mit je 600 Hühnern, die alle drei bis vier Wochen auf eine frische Wiesenfläche umziehen, sorgen für tagesfrische Freiland-Eier.

Eine eigene Welt

Eingebettet in die Weiden und Ackerflächen des landwirtschaftlichen Betriebs ist man nach wenigen Kilometern außerhalb von Gechingen in Richtung Deufringen in einer eigenen Welt. Eine Herde einfarbig rotbrauner Limousin-Rinder steht auf einer Weide entlang der Zufahrt zum Hof. Dort gibt es großzügige Offenställe mit weiteren der als äußerst robust und anpassungsfähig geltenden Tiere in kleineren Gruppen. "Wir haben aktuell rund 75 Mutterkühe und ebensoviele Kälber und Jungtiere", erzählt Claudia Böttinger im Offenstall. Dort stehen auf der einen Seite neugeborene, wenige Tage und Wochen alte Kälber mit ihren Müttern, auf der anderen Seite einige betagte Mutterkühe – die Landwirtin weist auf eine Kuh, die zehn gesunde Kälber geboren hat.

Von Mai bis November sind die meisten Rinder draußen auf den Weiden, das ansonsten benötigte Futter wird selbst produziert: Mais, Heu und Grünfutter-Silage. "Unsere Kühe werden alle auf natürliche Weise gedeckt draußen auf den Weiden. Wenn dann der Zeitpunkt des Kalbens kommt, holen wir sie in den Stall, damit wir notfalls helfend eingreifen können." Die Kälbchen werden solange gesäugt, bis sie alt genug sind. Rund 16 Monate alt sind die Tiere, die im Schlachthaus in Gärtringen geschlachtet werden. "Es ist immer etwas Wehmut dabei, wenn Tiere vom Hof gehen", sagt sie, was zeigt, dass die Rinder auf dem Waldhof keine anonymen "Fleischfabriken" sind.

Betrieb 1995 übernommen

Die Eltern von Gerd Böttinger haben auf dem Waldhof Milchwirtschaft betrieben. Da sich dies immer weniger gerechnet hat, wurde schon 1989 auf die Mutterkuhhaltung mit dem Schwerpunkt Fleischproduktion umgestellt. "1995 haben Claudia und ich den Betrieb übernommen", erzählt Böttinger. Und mit Tochter Annika und Sohn Jonas steht auch schon die vierte Generation in den Startlöchern. Annika ist mitten in ihrer Ausbildung zur Landwirtin, Jonas hat gerade die Schule abgeschlossen und wird im Herbst ebenfalls die Landwirt-Ausbildung starten. Ihr Cousin Joschua Fezer ist als ausgebildeter Tierpfleger auf dem Hof tätig. Der angestellte Metzger Jürgen Kozubek stellt am Hof aus dem Fleisch der in Gärtringen geschlachteten Tiere die Wurst- und Fleischspezialitäten her, die immer freitags im Hofladen verkauft werden. An zwei Automaten in Gechingen und Gültlingen sind rund um die Uhr die Fleisch- und Wurstwaren sowie die Eier vom Waldhof ebenfalls zu haben.

"Bei uns können die Kunden sehen, wie unsere Tiere gehalten werden und wissen so, wo die Produkte herkommen, die sie essen", betont das Landwirtsehepaar. Der wachsende Zuspruch, den ihr Hofladen erfährt, macht deutlich, dass – gerade auch jetzt in Corona-Zeiten – immer mehr Menschen Wert auf hohe Qualität ihrer Lebensmittel und eine regionale nachhaltige Produktion legen.