Exakt auf der Grenze zwischen den Landkreisen Calw und Böblingen wurde symbolisch das Band durchschnitten, womit der neue Radweg zwischen Gechingen sowie Deufringen offiziell freigegeben wurde. In der Bildmitte Böblingens Landrat Roland Bernhard, rechts neben ihm Calws Landrat Helmut Riegger. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Einweihung: Zwischen Gechingen und Deufringen sollen vor allem Berufspendler auf Touren kommen / Förderung vom Land

Großer Bahnhof für ein kleines Stück Radweg: Keine fünf Kilometer misst die neue Bike-Trasse zwischen Gechingen und Deufringen, davon knapp 1,6 Kilometer auf Gemarkung des Kreises Calw. Aber dieser Radweg ist ein Politikum. Und Auftakt für eine größere Entwicklung.

Gechingen/Aidlingen-Deufringen. Weshalb neben den Bürgermeistern der Gemeinden Gechingen und Aidlingen, Jens Häußler und Ekkehard Fauth, auch die Landräte Helmut Rieger für den Landkreis Calw und Roland Bernhard für den Kreis Böblingen zur feierlichen Eröffnung des nagelneuen Asphaltbandes westlich der Kreisstraße K  1066 gekommen waren. Und mit eigens herbei geschafften Pedelecs den neuen Radweg gleich auch selbst einmal ausprobierten.

Vorneweg übrigens über die gesamte Distanz Calws Landrat Riegger – seit seinem letzten Urlaub in Kärnten erklärter Pedelec-Fan. Da sei er das erste Mal mit elektrischer Unterstützung Rad gefahren, zuhause habe er sonst "nur" ein klassisches Mountain-Bike (aus Magstädter Produktion). Per Elektro-Unterstützung ging es für Riegger gleich mal rauf auf einen 2000er, wie der Landrat stolz berichtete. Wieder daheim mit folgender Konsequenz: "E-Bikes gehören heute zu einem vernünftigen Mobilitätskonzept einfach dazu", so der Landrat voller Überzeugung. Und verweist schon mal darauf, dass bereits heute 1200 Kilometer Radwege den Kreis Calw erschließen.

Und jetzt also noch einmal 1,6 Kilometer mehr – die es aber in sich haben, da mit dem neuen Radweg auch die Kreise Calw und Böblingen "ein wenig enger zusammenrücken". Denn dieser Radweg sei eine Gemeinschaftsleistung, und keine so ganz einfache: Die Planung habe sich schon über viele Jahre hingezogen, insgesamt zehn Trassen-Varianten wurden diskutiert.

Am liebsten hätten alle eine Wegführung entlang der Irm (schwäbischer Name: "Sau") gehabt, aber da sprachen Landschafts-, Natur- und Gewässerschutz dagegen. Erst auf Anregung des Gechinger Bürgers Rolf Mutterer fand sich dann der schließlich realisierte Wegverlauf westlich und oberhalb der Kreisstraße, der sich auch gut mit dem im vergangenen Jahr erfolgten Ausbau der Kreisstraße selbst kombinieren ließ. Kosten insgesamt: rund 650 000 Euro, wovon 250 000 Euro über Zuschüsse vom Land und 180 000 vom Landkreis Calw beigesteuert wurden, so Landrat Riegger.

Einigkeit herrscht übrigens jetzt bei allen Beteiligten, dass der letztlich gebaute Radweg auch die ideale Trasse sei, weil dieser Strecke mit der erklärten "Priorität eins" vor allem für die Nutzung durch Berufspendler gedacht sei. Von denen gebe es zwischen dem östlichen Kreis Calw (Gechingen, Althengstett, sogar bis Calw) und den Industrie-Standorten im Kreis Böblingen (Daimler, IBM) nämlich bereits jetzt eine ganze Menge.

Völlig staufrei und ohne Parkplatzsuche

Und nach Wünschen der baden-württembergischen Landesregierung sollen es künftig noch viel, viel mehr werden: Von einem Anteil an den Pendler-Bewegungen von derzeit acht Prozent soll der Anteil der Radfahrer bis zum Jahr 2030 auf mindestens 20 Prozent steigen – ein Boom, der vor allem den Pedelecs geschuldet sei, mit denen man derzeit zum Beispiel von Gechingen aus mindestens genauso schnell "zum Daimler" käme wie mit dem Auto – weil stau-frei und ohne Parkplatz-Suche.

Genau deshalb sei der neue Radweg zwischen Gechingen und Deufringen auch "nur der Anfang". Böblingens Landrat Bernhard berichtet, dass just am Vortag der erste Spatenstich für einen "Rad-Schnellweg" von Böblingen nach Stuttgart erfolgt sei, der auch das Einpendeln in die Landeshauptstand mit dem (elektrisch-unterstützten) Zweirad deutlich vereinfachen und sicherer machen soll. Auch von diesem Radweg werde über Anbindungen wie jetzt nach Gechingen der Kreis Calw mit profitieren. Man rücke also als Kreise noch ein bisschen weiter zusammen, lerne, auf noch mehr Feldern "an einem Strang" zu ziehen. Was noch mal mehr Grund zum Feiern sei.

Etwas Wermut in Feierlaune gegossen

Allerdings musste Aidlingens Bürgermeister Faut auch ein bisschen Wermut in die Feierlaune gießen: So gelungen die gefundene Trassenführung des neuen Radwegs zwischen Gechingen und Deufringen auch sei, die Anbindung des Radwegs in Deufringen sei nicht ganz so optimal realisierbar gewesen – weil Radler aus Richtung Gechingen am Ortseingang Deufringen die Kreisstraße queren müssten, wollten sie nicht den deutlich oberhalb gelegenen, bestehenden Radweg durch den Ort benutzen. Eine Gefahrenstelle also –

obgleich man trotzdem hofft, mit sehr auffälligen Beschilderungen und Markierungen den bisherigen Unfallschwerpunkt an dieser Stelle (von dem verschiedene Kreuze am Wegesrand zeugen, mit denen auch hier verunglückten Radfahrern gedacht wird) durch den Ausbau der Kreisstraße und dem neuen Radweg entschärft zu haben. Entsprechend wünschten alle Festredner bei dem sich der kleinen Radtour anschließenden Festakt auf dem Deufringer Schlosshof dem neuen Radweg eine "sichere Zukunft"ganz ohne solche tragischen Unfälle.