Die Gemeinde Gechingen soll einen Teil ihres Waldes für Ausgleichsmaßnahmen im Zuge der Bauvorhaben für die Hermann-Hesse-Bahn abtreten. Foto: Selter-Gehring

Bürgermeister ziemlich verschnupft. Forstfläche wird für Ausgleichsmaßnahme herangezogen.

Gechingen - Verschnupft reagierte Bürgermeister Jens Häußler auf das Vorhaben des Landkreises, Flächen des Gechinger Gemeindewaldes zur Umsetzung von erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen im Zuge der Bauvorhaben für die Hermann-Hesse-Bahn heranzuziehen.

In erster Linie beklagte er sich am Dienstag im Gemeinderat über die mangelnde Kommunikation zwischen Landkreis und Kommune und betonte, dass es die Ausgleichsmaßnahme "nicht gratis" geben könne. Joachim Bley, Dezernent des Amtes für Umwelt und Ordnung beim Landratsamt Calw, warb bei Verwaltung und Ratsmitgliedern um Verständnis. "Die Hesse-Bahn ist das wichtigste Infrastrukturprojekt im Kreis. Die Kosten belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro. Um die 50-prozentige Förderung durch das Land zu gewährleisten, müssen die Züge 2018 fahren."

Bley: Abteilungen unter großem Zeitdruck

Das bedeute auch, dass die Planfeststellungsverfahren zur Genehmigung der baulichen Maßnahmen in den verschiedenen Abteilungen derzeit unter großem Zeitdruck vorangetrieben werden müssen. Bley versicherte Häußler und den Gemeinderäten, dass das Landratsamt eine einvernehmliche Lösung mit der Kommune anstrebe.

Konkret geht es um verschiedene Flächen von rund 3,5 Hektar. Die Forstverwaltung hat dafür zunächst Gebiete, die an die Dachteler Bergwaldsiedlung anschließen und oberhalb der Gechinger Burg liegen, ausgesucht. Auf zwei Flächen mit jeweils rund 1000 Quadratmetern sollen Naturwaldzellen entstehen, wo Altholzgruppen aus zehn bis 15 Bäumen ausgewiesen werden und dauerhaft auf jegliche forstliche Nutzung sowie Pflege verzichtet werden soll. "Hier können Wohnquartiere für Vögel und Fledermäuse entstehen", sagte Forstbezirksleiter Christof Grüntjens, der mit Revierleiter Christoph Schöller die vorgesehen Ausgleichsmaßnahmen in der Sitzung erläuterte.

Auf einem Areal von rund 3,3 Hektar soll ein lebensraumtypischer Buchenwald geschaffen werden. Dazu wird ein von natur- und standortfremden Baumarten dominierter Mischwald in einen typischen Buchenwald umstrukturiert. Beide Maßnahmen bedeuten für die Gemeinde Einnahmeeinbußen durch verhinderte oder vorzeitige Nutzung.

Darüber hinaus gingen der Gemeinde wertvolle Ökopunkte verloren, die sonst für eigene Projekte genutzt werden könnten, betonte Häußler, der dafür einen Ausgleich durch den Kreis erwartet. Auch müsse die Frage der durch den Umbau entstehenden Kosten sowie langfristiger Folgekosten geklärt werden.

"Gechingen selbst hat nichts davon"

Während Gemeinderat Alexander Winter die Frage stellte, warum Gechingen überhaupt Flächen für Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung stellen solle, wo man doch "selbst nichts von der Hesse-Bahn hat", sahen Gerhard Mörk und Erika Kanzleiter-Schilling unisono die Bedeutung der Maßnahme auch für die Gäugemeinde.

Den Vorschlag der Verwaltung, eine Verlegung der Maßnahmen in den Wald östlich der Ostelsheimer Straße zu prüfen, wollen Bley und die Forstvertreter prüfen. Das Gremium erklärte sich schließlich einstimmig bereit, dem Landkreis Gemeindewald für die Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.