Die Katzenliebhaber Christina und Bernd Haas wohnen mit Speedy und Matcho im Gechinger Bergwald. Sie leben nun immer in Angst, ob die beiden Vierbeiner wieder kommen. Foto: Richter

In Bergwaldsiedlung verschwinden Vierbeiner und werden angeschossen. Abgetrennte Köpfe.

Gechingen - Der Bergwald in Gechingen mit Schwarzwaldblick ist ein ruhiges Wohngebiet mit großen Grundstücken und viel Grün. Ein Paradies für Haustiere. Seit einigen Monaten leben Katzen dort jedoch gefährlich.

Zwei Katzen wurden angeschossen, zwei andere sind spurlos verschwunden, auf Terrasse und Balkon lagen abgetrennte Katzenköpfe, und wochenlang hingen Fahndungsplakate an den Laternenpfählen. Kurz vor Weihnachten hatte sich die Situation zugespitzt. Nur noch ungern lassen Katzenbesitzer ihre Tiere nach draußen.

Der Unternehmensberater Bernd und die Reisebüroinhaberin Christina Haas sind besonders tierlieb und zogen von Holzgerlingen in die Bergwaldsiedlung. Mit dabei Schnappi, Matcho, Luise und Speedy, Katzen aus dem Tierheim, die bei den Tierschutzvereinsmitgliedern Haas ein neues Zuhause gefunden haben. Endlich Auslauf ohne viel Straßenverkehr. Aber dann verschwand die acht Jahre alte Schnappi, flutschte morgens aus dem Haus und wurde nie wieder gesehen.

Zur selben Zeit kamen auch zwei weitere Katzen im Bergwald nicht mehr heim. Dann kam Grisu, die Katze der Nachbarin des Ehepaars Haas hinkend nach Hause. Als es nicht nachließ, ging die Katzenbesitzerin zum Tierarzt. Beim Röntgen sah er eine Kugel in der Pfote und operierte diese heraus. Kosten knapp 300 Euro. Die Tierärztin attestierte: "Der Schuss kam steil von oben aus nächster Nähe."

Die Katzenbesitzerin veröffentlichte den Aufruf "Tierquälerei im Bergwald", nachdem auch bei einer zweiten Katze eine Schussverletzung festgestellt wurde. Der Althengstetter Polizeiposten begann zu ermitteln.

Wenig später lag morgens der erste abgetrennte Katzenkopf in einem Garten. Kurz darauf am Nikolaustag der zweite nicht weit entfernt. Plakate mit der Frage "Wer vermisst seine Katze?" hingen an jedem Laternenmasten. Zwar meldete sich niemand, aber die Polizei konnte bei einer Katze die Tätowierung im Ohr entschlüsseln: Die Katze war zuletzt in Vaihingen/Enz zu Hause und wurde vermisst. Es gibt keine Erkenntnisse, wie sie nach Gechingen kam. Aber wurde womöglich der Kopf einer lebenden Katze abgetrennt? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht, heißt es in einem Gutachten der Veterinäruntersuchungsanstalt in Karlsruhe, die den Kopf im Auftrag der Polizei untersucht hat.

In der Vorweihnachtszeit landete dann ein Brief per Postzustellung – adressiert an "Den Katzenzüchterverein" – beim Ehepaar Haas im Briefkasten. Ein anonymer Schreiber gibt eine "Letzte Warnung" ab. "Sperren sie ihre Brut ein, andernfalls schlachten wir zeitnah eine Katze aus ihrem Haus, sodass der Schädel auf ihrem Balkon bzw. ihrem Garten ihnen dann wohl bekannt vorkommen dürfte. Ergänzend: Verzichten sie vorteilhafter Weise auf einen weiteren Aushang an etlichen Laternen." Als Unterschrift steht: ASS Aktionsbündnis saubere Siedlung.

Bernd Haas erinnert sich, dass der Brief auf "vornehmem Papier" geschrieben war. Er liegt jetzt bei der Polizei in den Akten. Seine 16 Jahre alte Katze Luise verlässt das Haus nicht mehr. Die schlechten Erfahrungen der silberfarbenen amerikanischen Maine-Coon-Katze haben Luise zur Zimmerkatze gemacht. Aber Matcho und Speedy tollen gerne draußen rum. Ihre Besitzer leben nun immer in Angst, ob die beiden wieder kommen. Dabei wollen die Katzenliebhaber doch eigentlich nur eins: In Ruhe mit ihren geliebten Tieren im Bergwald leben.