Der Gechinger Ehrenbürger Fritz Roller wird am Samstag 95 Jahre alt. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Fritz Roller blickt auf 95 Lebensjahre zurück / Das Dokumentieren als Jungbrunnen

Der Gechinger Fritz Roller hat sich zahlreiche Verdienste bei der Erforschung, Dokumentation sowie Verbreitung heimatgeschichtlichen Wissens erworben und ist dabei geistig äußerst beweglich geblieben.

Gechingen. Wer ihm beim täglichen Spaziergang begegnet, würde sich dann auch gehörig vertun, wenn er sein Alter schätzen müsste: Der mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnete Gechinger Ehrenbürger Fritz Roller feiert am Samstag 95. Geburtstag.

Nach der Schule Elektromonteur-Lehre

Nach wie vor befasst er sich nahezu täglich mit seinem geliebten Hobby, der Heimatgeschichte. Und dies ist für ihn ein wahrer Jungbrunnen. Roller ist in Stuttgart aufgewachsen. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Elektromonteur. Kaum war die Ausbildung beendet, wurde der damals 19-Jährige im Jahr 1941 zur Wehrmacht einberufen. Dort wurde er zum Funker ausgebildet und machte fast den ganzen Zweiten Weltkrieg mit. Bei Kriegsende geriet er in russische Gefangenschaft.

Es folgten harte Jahre in sowjetischen Arbeitslagern. Erst im Dezember 1949 wurde Roller entlassen und konnte in seine schwäbische Heimat zurückkehren. Darüber erzählt der Senior gerne ein zu Herzen gehendes Erlebnis. "Als der Zug im Stuttgarter Hauptbahnhof hielt, suchte ich unter den Wartenden vergebens nach Familienangehörigen", erinnerte er sich. Enttäuscht fuhr er nach Hause. Dort wurde er von seiner glücklichen Mutter herzlich begrüßt. Sie hatten sich am Bahnhof nicht erkannt, weil die jahrelangen Kriegsgeschehnisse deutliche Spuren hinterlassen hatten.

Rollers Rückkehr erschien vielen Menschen wie ein Wunder. Nicht wenige hatten ihn schon längst für tot gehalten. Aber schon bald ging es für den tatkräftigen jungen Mann wieder aufwärts. Roller wurde Montageleiter bei einer bekannten Sindelfinger Firma. In den 1950er-Jahren lernte er Hedwig Weiß aus Gechingen kennen und heiratete sie. Es wurden zwei Kinder geboren und die Familie lebte seit 1958 in Gechingen.

Seit 1985 ist der Jubilar Rentner. Aber er legte die Hände nicht in den Schoss. Unermüdlich sammelte er in der Gäugemeinde alles, was er aus früheren Zeiten auftreiben konnte: Münzen, historische Ansichtskarten, alte Zeitschriften, Porzellan und alte, aussortierte Gebrauchsgegenstände aus Haushalten. Schließlich wurde Roller auch Gründungsmitglied des Calwer Kreisgeschichtsvereins. Außerdem gründete er den Gechinger Arbeitskreis Heimatgeschichte.

Anstoß zur Gründung des Appeleshofs

Als die "Gechinger Heimatstuben" im Haus Roller die vielen gesammelten nostalgischen Stücke nicht mehr fassen konnte, suchte und fand der passionierte Heimatgeschichtler eine Lösung. Er gab 1987 den Anstoß zur Gründung des Heimatmuseums Appeleshof und wurde dann die treibende Kraft bei dessen Gründung sowie Ausgestaltung.

Daneben befasste sich der Jubilar eifrig mit der Gechinger Geschichte. Es entstand, aufbauend auf den gesammelten Daten des Gechinger Lehrers Friedrich Essig, das Buch "Gechinger Familien". Dem folgte 1997 die Herausgabe der "Gechinger Chronik". Die Gemeinde Gechingen ernannte Roller aufgrund seiner großen Verdienste zum Ehrenbürger. 2002 traf den Senior dann ein harter Schlag. Seine Ehefrau, die er lange gepflegt hatte, verstarb.

Und was ist das Geheimnis seines hohen Alters? "Vor allem immer nur mäßig essen und trinken und jeden Tag ein Spaziergängle machen", sagt der Senior schmunzelnd. Besonders durch den großen Zusammenhalt in der Familie sei es ihm immer gut gegangen, fügt er an. Seinen besonderen Geburtstag verbringt er deshalb heute im Kreise seiner Kinder und Enkel. "Er ist unser Oberguru und ein großes Vorbild für alle. Fritz Roller hat ein großes heimatgeschichtliches Wissen und wir können immer auf ihn zurückgreifen", unterstreicht der derzeitige Vorsitzende des Gechinger Arbeitskreises Heimatgeschichte, Norbert Jensen, voller Anerkennung.