Ein handgefertigtes Kreuz wurde vor den Osterfeiertagen an Senioren und Bewohner des betreuten Wohnens verteilt. Foto: Eitel Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Rund 200 Gechinger Senioren bekommen handgefertigte Kreuze mit Gedicht und Schreiben vor die Haustür gelegt

Die evangelische Kirchengemeinde Gechingen hatte für die Osterzeit verschiedene Aktionen parat.

Gechingen. Für Kirchen und Gläubige gehören die Osterfeiertage zu den wichtigsten. Ostern ist eigentlich eine besinnliche Zeit, die man gerne gemeinsam mit Familie, Freunden und Bekannten feiert. Viele Menschen mussten dieses Jahr alternativ planen. Denn aufgrund der Corona-Pandemie sollte man den Kontakt zu anderen Personen vorerst weitestgehend einschränken oder gar einstellen. Zahlreiche Veranstaltungen der Kirchen, auf die sich die vielen Gläubigen immer wieder freuen, fielen aus.

Holz von Esche und Erle verwendet

Daher hatte die evangelische Kirchengemeinde Gechingen vorgeplant. Ein Mann, der laut Doris Eitel, Vorsitzende des Gechinger Kirchengemeinderats anonym bleiben möchte, hatte mehr als 300 Kreuze hergestellt. Dazu habe er die Holzarten Esche und Erle verwendet und diese geölt. "Alles in Handarbeit", bekräftigt Eitel im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Diese Idee hatte er der evangelischen Kirchengemeinde näher gebracht. Und diese reagierte prompt begeistert. "Alle im Kirchengemeinderat fanden diese Idee so toll", schwärmt die Vorsitzende.

Durch diesen Impuls entstand dann eine Aktion. Die Kreuze wurden mit grünen Bändern, "der Farbe der Hoffnung", versehen. Das stundenlange Bestücken der Kreuze "macht was mit einem. Das tut gut", erzählt Eitel. Dorina Groß hat zudem ein Gedicht zu den Kreuzen geschrieben. Auch Pfarrer Ulrich Büttner hat einen Brief verfasst. Aus all diesen Dingen entstand eine Art Paket. Die Gechinger Kirchengemeinde hat dann etwa 200 evangelische Senioren, die älter als 80 Jahre sind, erfasst. Diesen habe man anschließend ein solches Kreuz mit beiliegendem Gedicht vor die Türe gelegt. Dies unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen. "Natürlich mit einem Handschuh. So dass die Empfänger das Ganze ohne Bedenken nutzen können", erklärt Eitel. Sie selbst habe sich bei der Verteilung beteiligt. Den Brief von Pfarrer Büttner hätten alle Gechinger Haushalte erhalten und auch die Bewohner des betreuten Wohnens ein Kreuz. "Es gab auch schon positive Rückmeldungen. Die Leute freuen sich riesig", erzählt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Die Kreuze lagen von Karfreitag bis Ostermontag auch vor der Eingangstüre der Martinskirche zur Abholung aus.

Der Gemeindebrief "Himmelgrün" wird in jedem Frühjahr veröffentlicht. "Unser Redaktionsteam hat mit Hochdruck daran gearbeitet", so Eitel. Denn der aktuelle Gemeindebrief befasst sich mit der Osterzeit, und damit, was sich seit der vergangenen Ausgabe von November 2019 in der Gemeinde getan hat. "Wie gerne hätten wir gemeinsam mit Ihnen Ostern in der Gechinger Martinskirche und im Gemeindehaus gefeiert. Viele Andachten, Gottesdienste und Osterfrühstück waren geplant, leider musste alles abgesagt werden", heißt es darin. Sabine Krauss äußert sich auch zu den Hamsterkäufen. Die Angst treibe die Menschen um. Sie selbst habe diese Angst nie entwickelt. Sie vertraue auf Gott. Dabei könne man sich auf Psalm 23 beziehen, der Geschichte des guten Hirten. "Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln […] denn du bist bei mir", heißt es darin.

Was das Feiern der Ostertage angeht, habe man ebenfalls Ideen angesammelt. Für den Ostersonntag hatte man drei Grüppchen, bestehend aus zwei Personen, gebildet. Dabei handelte es sich um Bläser des Posaunenchors. Um 7, 9 und 11 Uhr spielten diese an drei verschiedenen Standorten. Damit habe man den Ort großflächig abgedeckt, so Eitel.

Die Gechinger Kirchengemeinde nutzt schon seit längerer Zeit den Internetauftritt, um Gottesdienste direkt zu übertragen. So können Personen von zu Hause aus die Messen live verfolgen. Von dieser Funktion und dem Angebot könne man besonders in der momentanen Lage viel Gebrauch machen. Man könne die Aufnahmen der kurzen Messen weiterhin nachträglich online ansehen. So sollen die Menschen weiterhin mit der Kirche in Kontakt bleiben. "Wir verdanken es Reinhold Klass, dass wir in der glücklichen Lage sind als einzige Kirchengemeinde im Distrikt die Gottesdienste live zu übertragen und auch noch zu einem späteren Zeitpunkt anzuschauen. Er hat die Technik vor circa fünf Jahren eingerichtet, um in erster Linie die Bewohner des Martinstifts an den Gottesdiensten teilhaben zu lassen".

Des Weiteren sei jede Person dazu eingeladen, Videobotschaften, Liturgien oder ähnliches auf die Homepage hochzuladen. Hierfür müsse man sich mit der Kirchengemeinde telefonisch in Kontakt setzen, um ein Passwort zu erhalten. "Wer eine pfiffige Idee hat oder eine Videobotschaft machen möchte", dürfe sich gerne beteiligen. Eine weitere Aktion, bei der die Bewohner des betreuten Wohnens jeden Sonntag ab 19 Uhr von den Balkonen und Terrassen aus gemeinsam Choräle singen, hob Eitel hervor. Aktuell gebe es sogar eine Bläserin, die die Bewohner dabei musikalisch begleitet. Vom Engagement der Menschen ist sie begeistert: "Das ist ganz schön. Es sind momentan so viele rührige Menschen im Einsatz".