Die Schlehengäuschule Gechingen will Ganztagsschule werden. Foto: Selter-Gehring

Mehrheit ist für neuen Anlauf. Rechtslage hat sich geändert. Drei Gegenstimmen.

Gechingen - Einen erneuten Anlauf will die Gemeinde Gechingen in Sachen Ganztagsschule unternehmen. Ein erster Antrag dazu wurde 2013 aufgrund zu geringer Schülerzahlen nicht bewilligt. Inzwischen hat sich jedoch die Rechtslage geändert. Jetzt können auch kleinere Grundschulen Ganztagsschule werden.

In der Schlehengäuschule soll für die rund 130 Schüler ein Ganztagesangebot in offener Form geschaffen werden. Das bedeutet, dass die Eltern die Wahl haben, ob und in welchem Umfang ihre Kinder an den Ganztagesangeboten wie Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und zusätzlichen Nachmittagsangeboten teilnehmen sollen. Jan Haarer, stellvertretender Leiter der Schlehengäuschule, stellte dem Gemeinderat, dem Entscheidungsgremium des Schulträgers, das neue Konzept und die veränderten Rahmenbedingungen vor, die die Einführung bereits ab einer klassenübergreifenden Lerngruppengröße von 25 Schülern ermöglichen.

Dabei hob er nicht nur die gestiegenen Anfragen von Eltern zu Beginn des Schuljahres und die Nachfrage an bereits bestehenden Betreuungsangeboten hervor, die darauf schließen lassen, dass die erforderlichen Zahlen erfüllt werden.

Gemeinderat stimmt dafür

"Die flächendeckende Einführung von Ganztagesgrundschulen ist gesellschaftlicher und politischer Wille", so Haarer. Ohnehin werde es durch den neuen Lehrplan, der 2016 in Kraft tritt, nicht mehr möglich sein, auf Nachmittagsunterricht zu verzichten. Darüber hinaus stehe auch die Grundschule Gechingen in Konkurrenz, und für Eltern sei das örtliche schulische Angebot ein wichtiges Entscheidungsgremium bei der Wohnortsuche. Ein Schrumpfen von der Zwei- in die Einzügigkeit sei nicht ausgeschlossen, wenn man das Angebot nicht ausbaue.

Als weitere Argumente für die Ganztagesgrundschule in offener Form führte Haarer die qualifizierte Lernbegleitung an: "Pro Lerngruppe können sechs zusätzliche Lehrerstunden eingesetzt werden." Dies biete die Möglichkeit, Schüler individuell über den Unterricht hinaus zu unterstützen. Chancen sieht der Pädagoge in dem Schulmodell nicht zuletzt in der Vermittlung von besseren Deutschkenntnissen.

Ein klares Signal ging bereits von den Elternbeiräten, der Schul- und der Gesamtlehrerkonferenz aus, die sich geschlossen hinter die Ganztagsschule in offener Form stellten. "Alle waren einstimmig dafür, einen neuen Antrag zu stellen", sagte Haarer. Uneinig waren sich hingegen die Gemeinderäte. Simon Klass (Bürger Union) sah in den Plänen keinen Gewinn gegenüber den bisherigen Betreuungsangeboten und führte hohe Kosten gegen die Ganztagesgrundschule in Gechingen ins Feld. "Außerdem liegen keine konkreten Zahlen über den tatsächlichen Bedarf vor", so Klass, der forderte, vor einer Antragstellung eine Umfrage in den Kindergärten durchzuführen.

Letztlich stimmte der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung mit deutlicher Mehrheit dafür, beim Regierungspräsidium einen erneuten Antrag auf Einführung der Ganztagesgrundschule in offener Form ab dem Schuljahr 2016/ 2017 zu stellen.