Das Team des Naturkindergartens: Ute Goth (von links), Helin Tunali, Nadine Wenz, Liane Guth und Steffanie Hoevels.Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: Neuer Gechinger Naturkindergarten nimmt in wenigen Tagen seinen Betrieb auf / Künftig bis zu 20 Plätze

Der im November beschlossene Naturkindergarten in Gechingen steht kurz vor der Eröffnung. Mit einem Tag der offenen Tür präsentierten die künftig dort tätigen Erzieherinnen den "Dagobert", einen für diesen Zweck ausgestatteten Bauwagen, und das erzieherische Konzept.

Gechingen. Eltern und die künftigen Kindergarten-Nutzer waren nach der internen Präsentation zur Besichtigung und zum Informationsaustausch eingeladen. Ab 1. Juli werden die ersten Kinder den Standort des "Naturkindergarten Eichhörnchen" in Besitz nehmen und beleben.

Bei Wind und WetterAufenthalt im Freien

"Das ist ein gewisser Meilenstein in unserer Gemeinde", sagte Bürgermeister Jens Häußler, "nicht nur wegen der Platznot in unseren Kitas, sondern weil es einen völlig anderen Ansatz in der Kleinkindbetreuung bedeutet". Es gebe zwar schon die naturnahe Gruppe in der jetzigen Kita Wolfswiesen, die immer wieder tageweise in der Nähe des jetzigen Naturkindergarten-Standorts bei den Wochenendgrundstücken "Riederleshalde" unterwegs ist. Ein dauerhafter Aufenthalt der Kita-Kinder in der freien Natur und bei jedem Wetter sei nochmal von anderer Qualität. "Gerade in der jetzigen Zeit ist es ganz wichtig, dass den Jüngsten die Natur nahegebracht wird und sie direkt erlebbar ist. Das kann das Elternhaus alleine nicht leisten", ist sich Häußler sicher.

Der für den Kindergarten-Betrieb perfekt und hochwertig ausgestattete, zwölf Meter lange, drei Meter breite und dreieinhalb Meter hohe "Dagobert" wurde im Mai per Tieflader angeliefert. Die Fahrt durch die Gäugemeinde und hoch zum Standort war auch für den Bauhof durch die enge Ortsdurchfahrt eine Herausforderung, wie Kämmerer Andreas Bastl zu berichten wusste. Er hatte noch weitere Daten und Fakten parat: Bei Dauerregen oder im Winter bei knackiger Kälte wird es vorkommen, dass sich Kinder und Erzieherinnen auch mal länger drinnen aufhalten. Dafür ist der "Dagobert" mit einer Gasheizung und einer Fotovoltaik-Anlage ausgestattet. Die Wasserversorgung erfolgt über Kanister und es gibt eine Komposttoilette mit Wickelmöglichkeit.

Eine kleine Kochecke mit Gasherd sowie ein Arbeitsplatz für die Erzieherinnen runden die Infrastruktur ab. Tisch und Bänke bieten Platz für die Mahlzeiten und zum Spielen, Malen und Basteln. Weiter gibt es eine Bauecke und darüber als zweite Ebene den Bereich fürs Verkleiden oder Rollenspiele.

Zu den Kosten von rund 80 000 Euro für den Bauwagen kommen noch die für die Fotovoltaik und die Arbeiten am Stellplatz und für einen Zaun hinzu. "Wir haben 120 000 Euro im Haushalt eingestellt, die werden wir nicht ganz abrufen müssen", so Bastl.

Nur für Jungen undMädchen aus dem Ort

Der Naturkindergarten ist organisatorisch der Kita Weingarten mit ihrer Leiterin Nadine Welz zugeordnet, die Erfahrung im Betrieb eines Naturkindergartens hat. Es gibt bisher 14 verbindliche Anmeldungen, dabei soll es zunächst auch bleiben. Später ist der Betrieb mit bis zu 20 Kindern möglich. "Und wenn die Nachfrage sehr groß wird – es wäre auch Platz für einen ›Dagobert 2‹", warf der Schultes ein. Trotz zahlreicher Nachfragen aus Nachbargemeinden sollen die Plätze jedoch nur für Gechinger Kinder vergeben werden.

Welz erläuterte den künftigen Tagesplan der Natur-Kita, die vorerst als Kita mit verlängerter Öffnungszeit konzipiert ist. Heißt: Ab 7.30 bis 9 Uhr kommen die Kinder an, im Morgenkreis wird der Tagesablauf besprochen. Um 9.30 Uhr ist Vesperzeit am Bauwagen oder als Picknick in Wald, Feld oder Wiese. Nach dem Vesper sind Bewegung und Spiele auf dem Freigelände um den Bauwagen oder in der weiteren Umgebung angesagt. Gegen 13 Uhr sammeln sich alle wieder beim Bauwagen, die erste Abholzeit ist um 13 Uhr, die zweite um 13.30 Uhr.

"Die erste pädagogische Kraft im Naturkindergarten ist die Natur selbst", sagte Welz, "denn sie ist der ideale Bewegungsraum für die Kinder". Sie gab Beispiele, was die Kleinen im Jahreslauf draußen erleben werden. Zum Erzieherinnen-Team im Natur-Kindi gehören Liane Guth als Vollzeitkraft sowie Ute Goth und Steffanie Hoevels mit je einem halben Deputat. Unterstützt werden sie von Helin Tunali, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Naturkindergarten macht.

Großer Dank gebührt neben allen am Prozess Beteiligten vor allem den Erzieherinnen, die "mit großer Begeisterung und persönlichem Einsatz den Bauwagen eingerichtet haben, zum Beispiel haben sie die Polster und Kissen selbst genäht", machten unisono Häußler, Bastl und Welz deutlich. Die Arbeit als Erzieherin in einem Naturkindergarten, die sich von der in einer normalen Kita wesentlich unterscheidet, muss einem eine Herzensangelegenheit sein, auch das wurde im Gespräch deutlich. Das "Naturkindergarten Eichhörnchen"-Team ist also gerüstet und hat viele Ideen, auf die sich ab 1. Juli die Jungen und Mädchen sowie ihre Eltern freuen dürfen.