Franz und Marie-Josée Groll ist trotz schwierigster Bedingungen bei den Aufbauarbeiten in Léogâne das Lachen noch nicht vergangen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Franz und Marie-Josée Groll berichten von Aufbauarbeiten im haitianischen Léogâne

Gechingen/Léogâne. Als vor über einem Jahr in Haiti die Erde bebte und in der Hauptstadt Port-au-Prince sowie Umgebung riesige Trümmerfelder hinterließ, hielt es Franz Groll nicht mehr auf seinem Sitz.

Der Gechinger, der gemeinsam mit Ehefrau Marie-Josée in den 90er-Jahren in Jérémie ein Berufsausbildungszentrum aufgebaut und zwei Montessori-Schulen/Kindergärten gegründet hatte, wollte erneut helfen. "Die Menschen brauchen als erstes ein Dach über dem Kopf. Das sollen sie aber nicht einfach geschenkt bekommen, sondern sich erarbeiten. Ich will ihnen zeigen, wie man erdbebensichere Häuser baut", sagte Groll. Mit diesem Wissen sollen sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Dazu baut er ein Ausbildungs- und Produktionszentrum in Léogâne auf (wir berichteten). Gewerke wie Maurer, Zimmerleute, Elektriker, Installateure und Flaschner sollen unterrichtet werden. Die Zukunftsaussichten für ausgebildete Bauhandwerker sind laut Verein hervorragend, denn zum Aufbau der vielen zerstörten Gebäude fehlt es an Fachpersonal.

Groll besuchte vor der Abreise befreundete Organisationen und warb für seine Ideen. Der Verein "Pro Haiti" mit Sitz in Aidlingen war auch nicht tatenlos und fragte bei großen Hilfsorganisationen nach. Schließlich konnte die Caritas International als Hauptsponsor gewonnen werden. Die Vereine Arbeitskreis "Eine Welt" St. Georg Köln-Weiß, "Paderborn – eine Region hilft" und die Biohaus-Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit, Paderborn, beteiligen sich ebenso. "Pro Haiti" muss rund 62 000 Euro beisteuern.

Groll hat für rund zwei Jahre die Projekt-Leitung übernommen. Er konnte die Verantwortlichen in Léogâne – Bischof-Administrator, Pfarrer, Bürgermeister und Informationsminister – vom Projekt überzeugen. Die Kirchengemeinde stellte ein großes Grundstück zur Verfügung.

Dass das Ehepaar Groll zunächst auf neun Quadratmetern würde hausen müssen, war von Anfang an bekannt, aber dass es viel Ärger mit der Bürokratie – der haitianischen und der deutschen – geben würde, war laut "Pro Haiti" in dem Ausmaß nicht zu erwarten. Beispielsweise werde darauf bestanden, die Standfestigkeit des Baugrunds für die zweigeschossigen Gebäude zu untersuchen – eine sinnvolle Forderung. Allerdings lasse das Ergebnis schon sehr lange auf sich warten.

Groll musste schnell seine Feinplanung anpassen, und "Pro Haiti" eilig maßgerecht zugeschnittenes Holz für den jeweiligen Dachaufbau beschaffen und nach Haiti verschicken. Inzwischen konnte er eines von drei Werkstattgebäuden sowie zwei provisorische Gebäude als Unterkünfte für sich und für Fachkräfte aus Jérémie fertig stellen. Dem Ehepaar Groll stehen jetzt immerhin 22 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.

Weitere Informationen: www.pro-haiti.de