Gemeinsam mit Revierförster Jürgen Martinek ging es in den Gechinger Forst. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Klimawandel: Revierförster geht auf Wachstumsphasen und unterschiedliche Widerstandsfähigkeit der Baumarten ein

Kiefer, Tanne, Buche, Fichte, Ahorn, Kirsche – so bunt wie das Waldbild zeigte sich auch die Themenvielfalt im Gechinger Forst, die Revierleiter Jürgen Martinek beim Waldbegang des Schwarzwaldvereins Gechingen am Freitagmittag an einigen Stationen zu erklären versuchte.

Gechingen. Unter dem Aspekt "Klimawandel" hatte Annette Klink-Stürner von der Naturschutzgruppe des Vereins den Rundgang angestoßen. Daraus haben sich eine umfassende Bestandsaufnahme mit vielen Fragen, aber auch Einblicke in die tägliche Arbeit eines Försters ergeben. Für den Gechinger Wald ist seit Jahresanfang Jürgen Martinek zuständig. Bisher ist der Möttlinger schon in den Gäugemeinden Simmozheim, Althengstett und Ostelsheim zugange. "Gechingen selbst verfügt über eine Waldfläche von rund 560 Hektar mit relativ wenig Privatwaldanteil", erklärte Martinek. Der größte Privatbesitzer sei der Schwarzwaldverein mit rund 6,5 Hektar. Der ist rund um den Treffpunkt Röserhütte angesiedelt, von dem aus sich die 18 Teilnehmer, darunter auch Bürgermeister Jens Häußler, auf die Strecke machten.

An verschiedenen Standorten machte Martinek auf die besonderen Waldbilder aufmerksam und erklärte ausführlich deren Zusammenhänge. Eine unter dem Strich komplizierte Materie aus Artenvielfalt, Standortqualität, Wachstum bis hin zu den Klimaeinflüssen. Auffallend waren in der aktuellen Bestandsaufnahme zwei Säulen, die für jungen Waldbestand (20 bis 30 Jahre) und Altbestände standen. Unter den Stürmen "Lothar" (1999) und "Wiebke" (1990) hätten besonders die mittelalten Bestände gelitten, in den Jahren 2003 bis 2005 habe sich deren Ausfall durch die Dürre noch verstärkt. Heute beträgt der Anteil von Nadelholz noch rund 50 Prozent, wobei Martinek auch in diesem Segment ganz klar auf eine gewisse Artenvielfalt setzt. "Dazu gehört für mich die Tanne, Kiefer, Fichte aber auch eine Douglasie". Wie die sich entwickeln, sei auch eine Standortfrage, getragen von der Nährstoffversorgung, dem Lichteinfluss und der Wasserversorgung. "Drei Faktoren, die das Wachstum unmittelbar beeinflussen", so der Förster.

Die Zwischenfrage, ob das Absterben von Eschen auch in Gechingen angekommen sei, konnte Martinek – der Pilz ist da und führt auch zum Absterben von Eschen – zwar bejahen, diese Baumart spiele in Gechingen, da nur im unteren Prozentbereich angesiedelt, jedoch keine Rolle. Wichtig ist dem Revierleiter mit Blick auf den Klimawandel der Erhalt eines gewissen Genpools. "Wir stellen immer wieder fest, dass manche Baumarten, aber auch einzelne Bäume, widerstandsfähiger sind als andere", so die Erkenntnisse des Möttlingers. "Um diese müssen wir uns für die Zukunft kümmern, diesen Genpool dürfen wir nicht verlieren", mahnte Martinek an.

Immer wieder hob der Förster die mehrschichtig aufgebauten Waldbilder von der Naturverjüngung am Boden bis hoch zum Altbestand hervor. Die Samen brauchen Erde, Wasser, Licht, dann läuft der ganze Wachstumsprozess über eine Art Photovoltaik an. Der Aufbau spiele sich zu Beginn über die ersten Blätter und der Keimwurzel ab. Wenn die die Jungpflanze versorgen könne, setze die Naturverjüngung ein. Da sich das Wachstum über Generationen hinziehe, seien Aussagen zum Klimawandel und der damit einhergehenden Entwicklung mit Vorsicht zu genießen. Martinek ist Überzeug: "Viele Bäume können mehr, als wir ihnen zubilligen. Aber es steht auch fest, dass sich ältere Bäume im Bereich 60 bis 80 oder gar über 100 Jahre nicht mehr umstellen können". Diese Umstände im Auge zu behalten, sei eine Aufgabe der zehnjährigen Waldeinrichtung, mit deren Hilfe der Revierleiter von der Pflanzung bis zur Ernte in das Waldbild eingreife.

Käferholz lässt Preise derzeit in den Keller fallen

"Wir müssen uns aber auch immer vor Augen halten, welche Funktionen wir unserem Wald abverlangen", rief Martinek ein breites Spektrum vom Erholungssuchenden über den Pilzsammler, den Klimaeinfluss vom großen zusammenhängenden Waldflächen, ihre Schutzfunktion in Sachen Erosion oder als Wasserspeicher bis hin zur forstwirtschaftlichen Nutzung in Erinnerung. An letztere wurde auch die kritische Frage geknüpft, wie sehr denn der Wald unter dem Druck des Gewinnmachens leidet. "Forstwirtschaft hängt wie der Name schon sagt mit Wirtschaften zusammen, bei vielen Gemeinden aber auch im Privatwald sind Erlöse einkalkuliert", räumte Martinek ein und ergänzte: "Sie werfen ja auch die Früchte aus ihrem Garten nicht weg." Die Holzpreise seien unter anderem durch den Anfall von Käferholz im Keller.