Im Gechinger Martinstift sind elf Bewohner und sechs Mitarbeiter mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Foto: Schillaci

Gechinger Martin-Stift unter Quarantäne. Bürgermeister Häußler wendet sich an Bevölkerung.

Gechingen - Beunruhigende Nachrichten in der Coronakrise: Im Seniorenheim Martin-Stift in Gechingen sind mehrere Bewohner mit dem neuartigen Virus infiziert. Bürgermeister Jens Häußler wendet sich unter anderem vor diesem Hintergrund in einer Pressemitteilung an die Bürger.

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Seit dem 31. März ist das Seniorenheim Martin-Stift in Gechingen unter Quarantäne. Nachdem dort die ersten Mitarbeiter und Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, hatte das Gesundheitsamt umgehend gehandelt und das Heim gewissermaßen "abgeriegelt" sowie für alle Mitarbeiter und Bewohner Tests in Aussicht gestellt.

Mittlerweile sind sechs Mitarbeiter und elf Bewohner nachweislich infiziert. Das teilt die Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal, zu der die Einrichtung gehört, in einer Pressemitteilung mit.

Die Diakonieschwesternschaft folge bei all ihren Maßnahmen strikt den Empfehlungen der Heimaufsicht sowie der Gesundheitsämter und stehe in engem Austausch mit den Behörden.

Besuchsverbot seit 10. März

"Seit Wochen verzichten wir darauf, unser Personal zwischen unseren Einrichtungen auszutauschen, bieten keine wohngruppenübergreifende Veranstaltungen mehr an und haben im Martin-Stift seit 10. März ein Besuchsverbot ausgesprochen", erklärt Michael Köhler, fachlicher Vorstand der Diakonieschwesternschaft. Durch diese frühen Maßnahmen habe man gehofft, eine Ausbreitung des Virus bremsen zu können. Die strengen Hygienevorschriften seien von Anfang an strikt befolgt worden; dennoch habe man es nicht verhindern können, dass sich Bewohner und Mitarbeiter mit dem Coronavirus infizierten, so Köhler weiter.

Die Bewohner dürfen das Haus derzeit nicht mehr verlassen. Mitarbeitern ist es nur noch erlaubt, alleine und auf direktem Weg im Auto zur Arbeit zu kommen; ansonsten müssen sie in ihren Wohnungen bleiben. "Schutzkleidung während der Tätigkeit zu tragen ist ohnehin Pflicht. Wir haben bereits im Vorfeld die erforderliche Schutzausrüstung vorgehalten, so dass wir jetzt auch schnell reagieren können", sagt Köhler.

Auch Bürgermeister ist betroffen

"Um unsere Mitarbeitenden auch psychologisch unterstützen zu können, bieten wir ihnen Telefonseelsorge an, ein offenes Ohr für die Ängste und Sorgen ist in solchen Situationen enorm wichtig", berichtet Heidrun Kopp, Oberin und theologischer Vorstand der Diakonieschwesternschaft. Die Mitarbeiter leisteten derzeit Enormes.

Auch Gechingens Bürgermeister Jens Häußler zeigt sich in einer Pressemitteilung betroffen. Sowohl am vergangenen Freitag als auch am Montag habe er mit Verantwortlichen des Martin-Stifts gesprochen. Köhler habe ihm am Freitag versichert, dass die Lage stabil sei. "Meine Nachfrage am Montagvormittag ergab, dass dies nach wie vor gilt. Es sind keine neuen Infektionen dazugekommen, weder von Bewohnern noch von Mitarbeitern", berichtet Häußler, der den Beschäftigten des Heims seinen besonderen Dank ausspricht.

"Durch die aktuelle Krise werden fast alle Lebensbereiche stark beeinträchtigt. Viele Betriebe mussten befristet schließen. Arbeitnehmer müssen Überstunden abbauen oder zwangsweise Urlaub nehmen", schreibt der Bürgermeister darüber hinaus. "Zahlreiche Geschäfte und medizinische Einrichtungen müssen noch mehr Einsatz bringen und sind an vorderster Front. Ihnen allen gebührt ein riesengroßes Dankeschön für Ihr Engagement, sei es im Einzelhandel, im Pflegeheim, in der Apotheke, in einer Arztpraxis oder sonst irgendwo im medizinischen Bereich."

"Gelebte Hilfsbereitschaft" zeigt sich in Krise

In der Krise zeige sich nun aber auch, dass die "gelebte Hilfsbereitschaft", die es bereits in "Normalzeiten" in der Gemeinde gebe, Bestand habe. "Dafür danke ich allen Menschen, die sich hier positiv engagieren", so Häußler.

Beispielsweise Jens Kusterer von der Fußballabteilung der Sportfreunde Gechingen habe ihm auf Anfrage mitgeteilt, bisher rund 30 Einkäufe für Menschen erledigt zu haben, die derzeit nicht aus dem Haus dürfen, können oder wollen.

Wer Unterstützung benötige, dürfe sich aber auch an die Gemeindeverwaltung unter Telefon 07056/20 10 (Bürgerbüro) wenden.

Darüber hinaus ruft der Bürgermeister dazu auf, Solidarität mit den örtlichen Gastronomen und Händlern zu zeigen. "Wenn wir wollen, dass wir in Gechingen auch nach dieser Krise noch gastronomische Betriebe in unserer Gemeinde haben, sollten wir die Angebote, dort ein Essen zu bestellen und abzuholen, auch nutzen. Angebote zu nutzen gilt natürlich auch für den Einzelhandel", unterstreicht Häußler.

Priorität habe weiterhin die Vermeidung von Infektionen. Seinem Eindruck nach würden die Gechinger sich jedoch sehr diszipliniert zeigen, was er unter anderem anhand der Warteschlangen vor dem Einzelhandel beobachte. "Die derzeitige Situation ist für alle sehr belastend. Jeden Tag werden wir vor neue Herausforderungen gestellt. Diese stellen aber gleichzeitig auch eine Chance dar, um zu zeigen, dass wir in Gechingen zusammenstehen", bekräftigt der Bürgermeister. "Bleiben Sie auch weiterhin besonnen und so viel wie möglich daheim, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen."